Tropische Vegetationszonen.


[Index]
[Rückblick] [II. Das trockene Tiefland]


Wir haben in dem vorhergehenden Abschnitt gesehen, daß die Transpirationswerte der Pflanzen überaus verschieden sein können. Bei Nicotiana tabacum, Colocasia antiquorum usw. sind sie unter gleichen äußeren Verhältnissen bis 50 mal größer als z. B. bei Cereus triangularis, Opuntia Dillenii und anderen xerophytisch gebauten Pflanzen. Auch variiert die Verdunstung sehr je nach den klimatischen Verhältnissen; dieselbe Pflanze zeigt deshalb ganz andere Werte, je nachdem sie am salzhaltigen Meeresstrande oder im gewöhnlichen Boden, in dem Tief- oder Hochlande gedeihen. Es ist nun eine biologische Notwendigkeit, daß bei den Pflanzen, deren Wasserversorgung mit Schwierigkeiten verbunden ist, Schutzmittel gegen Austrocknen in geringerem oder höherem Maße ausgebildet werden müssen. In dem letzten Abschnitt dieses Buches werden wir sehen, wie dieselben Pflanzen in verschiedener Weise, aber immer zweckmäßig auf solche äußeren Faktoren reagieren, daß sie die Fähigkeit besitzt, unter neuen Lebensbedingungen nützliche Veränderungen einzuleiten.

Vorläufig werde ich nachwiesen, daß die verschiedenen Pflanzengenossenschaften in anatomischer Beziehung sich durchaus verschieden verhalten. Je nach dem Klima differiert die Ausbildung des Gewebes und überall ist die innere Gestaltung in vollkommenster Übereinstimmung mit den äußeren Lebensfaktoren.

Nirgends tritt so wie in den Tropen diese unerklärliche Harmonie der Pflanzenwelt zutage; denn was wir in einem gemäßigten Klima nur schwach angedeutet finden, gelangt dort durch die extremen klimatischen Bedingungen zu weit augenfälligerem Ausdruck. Wir wollen nunmehr die verschiedenen Vegetationszonen im einzelnen betrachten und beginnen mit dem feuchten Tieflande.



I. Das feuchte Tiefland


nimmt ungefähr ein Fünftel des gesamten Florengebietes von Ceylon ein. Trimen1) bezeichnet hiermit die "Westprovince", den größeren Teil von der "Centralprovince", und einen kleinen Teil von "Uva" und der "Northwesternprovince". Er unterscheidet in dem feuchten Tieflande wieder zwischen einem niedrigeren (bis 1000 Fuß) und einem höheren (bis 3000 Fuß). Die jährliche Regenmenge variiert von 1,70 bis 4,60 m. Sie verteilt sich über das ganze Jahr; sehr regnerisch sind Mai und Juni, eine kurze Trockenperiode fällt in der Regel in der Regel in die Monate Januar, Februar, August und September.

Das allgemeine Bild der Pflanzenformationen wird nur in den seltensten Fällen in der abstrakten Form gefunden, wie wir es darstellen, um das Bezeichnende hervorzuheben und um eine Übersicht über die einzelnen Formen zu ermöglichen. In den Tropen finden sich viele Arten, die wohl in gewissen Gebieten vorzuherrschen pflegen und sich mit Vorliebe miteinander vermengen; aber die Flora ist in der Regel zu wenig abgegrenzt,um die einzelnen Pflanzengenossenschaften scharf präzisieren zu können. In dieser Beziehung macht jedoch die Mangrovevegetation eine Ausnahme.


1) H. Trimen, Handbook of the Flora of Ceylon.




a) Die Flora der Mangroven


ist sowohl in bezug auf die Bestandteile als auch auf den Standort scharf abgegrenzt. Schon in ihrem äußeren Habitus zeigen die Hauptvertreter ein höchst eigentümliches und sonst in der Pflanzenwelt nicht häufiges Aussehen. Die Mangrovepflanzen sind ja oft genug beschrieben: ich erinnere nur an die Arbeiten von G o e b e l,  S c h i m p e r,  G e o r g  K a r s t e n usw. Diese Vegetation liebt Standorte, die allmählich in den Boden des Meeres übergehen und Ebbe und Flut langsam miteinander abwechseln; besonders finden wir sie in der Nähe großer Flußmündungen, wo die Brandung nicht stören kann, und in Meeresbuchten, wo das Wasser nicht sehr salzhaltig ist. Der äußere Rand der Wälder wurzelt in einem stinkenden Schlammboden. Zur Flutzeit stecken sie tief im Meerwasser, so daß oft nur die tiefdunkelgrünen Laubkronen zu sehen sind. Sie bilden einen Wald von 10 bis 25 Fuß hohen Bäumen mit lederartigen, glänzenden Blättern. Auf Ceylon, wo ich, wie früher auf Java, Borneo und Singapur, an vielen Orten die Mangrovevegetation studiert habe, besteht der äußere Rand besonders aus Rhizophora mucronata und conjugata, Ceriops Candolleana, Bruguiera gymnorhiza und caryophylloides, Sonneratia acida, Avicennia officinalis, Aegiceras majus, Lumnitzera racemosa, Carapa mollucensis. Der innere Teil, in dem das Wasser noch schwach salzhaltig ist, schließt in der Regel mit der bekannten Palme Nipa fruticans und Acanthus ilicifolius ab. Hiermit sind die konstituierenden Elemente der Vegetation erschöpft.

Trotzdem nun diese Arten den verschiedensten Familien angehören (Rhizophoraceen, Lythraceen, Verbenaceen, Myrsineen, Acanthaceen, Palmen), zeigen sie doch alle - ohne Ausnahme - in bezug auf das Wassergewebe eine vollständige Übereinstimmung. Bei den meisten befinden sich unter der Epidermis eine oder mehrere Reihen von farblosen Zellen mit etwas schleimigerem Inhalt; andere Arten haben auch auf der unteren Seite der Blätter eine zweischichtige Epidermis. Nur bei Lumnitzera racemosa und der gleichfalls in den Mangroven auf Ceylon, aber seltener vorkommenden L. coccinea liegt das Wassergewebe in der Mitte des Blattes ; auch bei den in den Mangrovesümpfen Amerikas und West-Afrikas einheimischen Laguncularia racemosa kommt es nur in dieser Form vor1). Diese letzteren gehören zu der Familie der Combretaceen; meines Wissens besitzt sonst keine andere Art dieser Familie ein Wassergewebe. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß die Anlage des Wassergewebes besonders in den Mangroven mit den äußeren klimatischen und Nahrungseinflüssen in enger Verbindung steht; meine Kulturversuche haben dies zur Genüge gezeigt.

Seit der Veröffentlichung der indomalayischen Strandflora durch S c h i m p e r ist von dem xerophytischen Charakter der Strandpflanzen viel gesprochen worden. Ich möchte schon im voraus sagen, daß die Sache von den meisten Autoren übertrieben ist.

Das Wassergewebe hat - im Gegensatz zu den xerophytischen Merkmalen - nicht die Aufgabe, die Transpiration herabzumindern, sondern Austrocknen durch Abgabe von Wasser an die assimilierenden Zellen zu verhindern. In der nassen Jahreszeit, wo der Regen oft tagelang ohne größere Unterbrechungen herabströmt, hat das Wassergewebe gewiß keine Bedeutung im Haushalt der Mangrovepflanzen. Seine Haupttätigkeit fällt in die Zeit der trockenen Witterung.


1) Vergl. H o I t e r m a n n, Beiträge zur Anatomie der Combretaceen S. 21. Dissertation, Bonn 1893.


Nach meinen Messungen an verschiedenen Orten dieser Sumpfwälder in Ceylon bleibt die Verdunstung selbst an sonnenklaren Tagen bis gegen 10 Uhr vormittags immer gering; durchgehends findet eine intensive Steigerung nur einige Stunden in der Mittagszeit statt. Meine Versuche mit Nicotiana tabacum in den Mangrovesümpfen in Negombo zeigen, daß die Transpiration überaus lebhaft sein kann. In der Nacht fällt ein reichlicher Tau auf alle Gräser und Sträucher, und die Feuchtigkeit verdichtet sich oft zu einem Nebel. Die aufsteigende Sonne löst Tau und Nebel wieder auf, so daß die Luft in der Regel um 10 Uhr klar erscheint. Im Inneren der Mangrovewälder herrscht den ganzen Vormittag große Feuchtigkeit; ich stellte besonders Messungen mit Nicotiana tabacum an.

Von ausgeprägteren Schutzmitteln gegen zu starke Transpiration kommen bei den Mangrovepflanzen eigentlich nur das Wassergewebe und die Speichertracheide vor; bei einzelnen Arten sind die Spaltöffnungen wohl etwas eingesenkt und die Kutikula etwas verdickt, aber lange nicht in dem Maße, wie man nach vielen Angaben erwarten sollte. Ich werde nachstehend die Blattstruktur der bekanntesten Mangrovegewächse näher beschreiben. Auf die einzelnen Angaben S c h i m p e r s werde ich nicht eingehen: ein Vergleich mit seinen Beschreibungen (Schimper, indomalayische Strandflora, S. 14), wird schon zur Genüge die Differenzen hervorheben. Weiter verweise ich auf meine Zeichnungen; ich kann nicht wie Schimper sagen, daß sämtliche anatomische Bilder der Mangrovepflanzen einer entschieden xerophilen Flora entnommen zu sein scheinen; ich finde überall nur Anpassungen gegen eine vorübergehende kräftige Verdunstung.

Rhizophora conjugata. Bilateral. An der Oberseite des Blattes ein 3 bis 4 schichtiges Wassergewebe von polyedrischen Zellen. Zwischen den Palisaden befinden sich auch einzelne farblose Zellen von länglicher Form, die mit dem Wassergewebe in Verbindung stehen. Die Kutikula ist etwas verdickt; die Spaltöffnungen sind schwach eingesenkt und liegen nur an der Unterseite: die Kutikularleisten sind wohl recht stark, aber trotzdem haben die Spaltöfftnungen keinen xerophytischen Charakter. Die Nervenenden sind von Speichertracheiden umgeben. An der Oberseite habe ich keine Hydathoden gefunden, dagegen befindet sich auf der Unterseite Epithem, das man schon mit unbewaffnetem Auge als kleine, schwarze Flecke erkennt. Auch J a c q u i n und W a n n i n g erwähnen diese; sie bestehen aus kleinen Zellengruppen, die mit einem bräunlichen Sekret gefüllt sind. Nach einiger Zeit werden die Zellen durch Wundkork vom übrigen Gewebe abgetrennt, so daß ihre Funktion nicht lange andauert. Auf die Kulturversuche, die ich in Peradeniya mit Rhizophora mucronata anstellte, werde ich später zurückkommen. Vorläufig sei nur bemerkt, daß dort die eben beschriebenen Bildungen nicht zum Vorschein kamen. Rhizophora conjugata weicht in der Anatomie nicht wesentlicn von Rhizophora mlicronata ab, nur ist das Wassergewebe erheblich kleiner. Es ist dies auffallend, da die beiden Arten oft in der Mangrove nebeneinander leben. - Sie wachsen auf den Korallenriffen bisweilen vollständig im Meereswasser, und erst später bilden sich durch die Ansammlung von Schlamm und organischen Bestandteilen, welche von den Zweigen festgehalten werden, die ersten Anfänge einer Mangrove.

Bruguiera gymnorhiza und caryophylloides. Bilateral. Unter der Epidermis der Oberseite ein kleinzelliges. einschichtiges Wassergewebe. Die Kutikula ist bei der ersteren allerdings etwas verdickt, doch nicht so, daß ich, wie S c h i m p e r, dies besonders betonen möchte. Die Spaltöffnungen sind nicht eingesenkt. Speichertracheiden vorhanden. Hydathoden oder besondere wasserausscheidende Organe habe ich nicht finden können; dagegen wird von den umliegenden Zellen in der Atemhöhle der Spaltöffnungen augenscheinlich Chlornatrium ausgeschieden. Es entstehen bei diesem Prozeß gewisse Verletzungen; in dem späteren Alter wird deshalb das ganze Gewebe, das die Atemhöhle umgibt, durch eine Schicht von Wundkork von den übrigen Zellen abgregrenzt.

Lumuitzera coccinea und racemosea. Beide haben isolaterale Blätter; die Mitte derselben wird von einem großen Wassergewebe eingenommen, dessen polyedrische Zellen mit dünnen Radialwänden versehen sind. Die Epidermis ist kleinzellig, mit einer schwach verdickten Kutikula. Speichertracheiden vorhanden. Die Spaltöffnungen sind nicht eingesenkt und kommen auf beiden Battseiten vor. Das Palisadenparenchym ist beinahe lückenlos. Am Blattrande findet sich eine reichliche Ausscheidung von Salz an den zahlreichen kleinen Einbuchtungen, ,während die Spitze des Blattes tief ausgerandet ist. In den hierdurch entstandenen Einbuchtungen finden sich überall Reste eines zerstörten Epithems. Die Epidermis ist in der Regel über demselben erhalten geblieben und bedeckt eine Höhlung, die mehr oder weniger von Geweberesten ausgefüllt ist. Bei Laguncularia racemosa werden wir eine ähnliche Bildung vorfinden : während jedoch dort das zerstörte Epithem durch eine Korkschicht von dem übrigen Gewebe abgegrenzt wird, setzt sich im vorliegenden Falle die Zerstörung ununterbrochen fort. An der Spitze greift diese sogar schließlich auf die angrenzende Epidermis und die Palisadenzellen über. Man findet oft Öffnungen, die 1 bis 2 mm lang sind. Nähere Angaben finden sich in meiner Dissertation1).

Aegiceras majus, Struktur bilateral. Epidelermis beiderseits kleinzellig, mit etwas verdickter Kutikula, schwach eingesenkten Spaltöffnungen und Hydathoden (siehe Tafel XIV, Figur 75). Das Wassergewebe ist oberseits 2 bis 3 schichtig; unterseits einschichtig. Speichertracheiden vorhanden. Mesophyll ohne weite Zwischenräume. Die Sklerenchymscheiden um die Gefäßbündel sind in keiner Weise von besonderer Mächtigkeit. Gefäßbündelenden mit Speichertracheiden.


1) Holtermann, 1. c. S. 20.

Acanthus ilicifolius. Struktur bilateral. Epidermis mit dünner Kutikula, an der Oberseite 2 bis 3-schichtig, an der Unterseite wird dagegen ein Wassergewebe nicht ausgebildet. Spaltöffnungen nicht eingesenkt. Dieser kleine Strauch ist in den Mangrovewäldern überaus verbreitet; er scheint Schatten zu lieben. Speichertracheiden fehlen. Ich experimentierte in Peradenya wiederholt mit ihm, weil er auch auf nicht salzhaltigem Boden leicht kultiviert werden kann.

Scyphiphora hydrophylacea. Struktur bilateral. Epidermis beiderseits kleinzellig; die Kutikula weder an der Ober- noch Unterseite verdickt. Wassergewebe nur oberseits, subepidermal. Spaltöffnungen nicht eingesenkt, sondern sogar oft etwas erhöht. Kommt auf Ceylon nur in den wärmsten Gegenden des Nordens vor (z. B. bei Jaffna).

Avicennia officinalis. Bilateral. Unter der kleinzelligen Epidermis der Oberseite liegt ein mächtiges, bis 5 Schichten dickes Wassergewebe, die Palisaden sind beinahe lückenlos miteinander verbunden, auch das Schwammparenchym zeigt nur wenige Interzellularräume. Die Spaltöffnungen sind nicht eingesenkt, sondern sogar etwas vorgeschoben; sie liegen, von einem dichten Haarfilz umgeben, ganz geschützt. Nervenenden mit Speichertracheiden versehen. An der Oberseite kommen Hydathoden vor; diese befinden sich am Grunde seichter Grübchen, die ins Wassergewebe eingesenkt sind. Wie schon aus der Zeichnung hervorgeht, bestehen sie aus einem Köpfchen mit einem Fußstück, die Außenwände der Köpfe sind dünn, die Zellen des Fußstückes sind klein und durch dünne Wände von dem angrenzenden Wassergewebe getrennt.

Laguncularia racemosa. Kommt allerdings, wie schon bemerkt, auf Ceylon nicht vor; da mir jedoch ein gutes Material von S c h i m p e r zur Verfügung steht, werde ich dieses nicht unbenutzt lassen. Blätter isolateral, wenn auch die Palisaden auf der Unterseite schwächer als auf der Oberseite ausgebildet sind. Die Epidermis ist kleinzellig und hat eine dünne Kutikula. Die Mitte des Blattes wird von einem großen Wassergewebe eingenommen, dessen polyedrische Zellen, die im übrigen vereinzelte Chlorophyllkörner zeigen, dicht aneinander schließen. Die Spaltöffnungen, die an beiden Seiten vorkommen, sind nicht eingesenkt. Die Hydathoden, die in großer Menge besonders auf der Oberseite des Blattes liegen, habe ich seiner Zeit beschrieben1).

Auf der unteren Seite des Blattes finden sich einige Öffnungen, die dem unbewaffneten Auge als kleine braune Punkte von einem Durchmesser bis zu 1 mm erscheinen. Sie kommen am häufigsten in geringer Entfernung vom Blattrande vor und stets in der Nähe eines größeren Nervs. Die Öffnungen sind Reste von Epithemen, die dadurch, daß eine Korklage sie allmählich von dem übrigen Gewebe abtrennte, außer Funktion gesetzt worden sind. Längs dem Blattrande ist dieses Epithem weit häufiger, jedoch hier weit kleiner und hat Trichterform. Diese nur durch die Lage bedingte Variante ist im Prinzip von derselben Struktur wie die soeben beschriebenen2).

Die Nervenden sind von zahlreichen, großen Speichertracheiden umgeben. Ich habe Laguncularia racemosa in der freien Natur nicht gesehen; nach dem, was mir mitgeteilt ist, wächst sie mit Vorliebe an der dem Meere zuliegenden Seite.

Cerips Candolleana: Struktur bilateral; Epidermis kleinzellig, die Außenwand mit dünner Kutikula, Spaltöffnungen etwas eingesenkt. Das Wassergewebe an der Oberseite 2 bis 3-schichtig, an der Unterseite einschichtig. Speichertracheiden vorhanden (?).


1) HoItermann, Beiträge zur Anatomie der Combretaceen. Dissertation, Bonn 1893 (gedruckt in Christiania Videnskabsselskabs Forhandlinger 1893) S. 26.
2) Vergl. Holtermann, 1. c. 26-27.



Nipa fruticans. Gehört nicht zu den eigentlichen Mangrovegewächsen, da sie nur in schwach salzhaltigem Substrat wächst. Struktur bilateral, Epidermis kleinzellig mit verdickter Außenwand, Spaltöffnungen eingesenkt. Oberseits 2 bis 3schichtiges Wassergewebe, unterseits1schichtiges. Die Gefäßbündel haben kräftige mechanische Beläge. In Peradeniya stellte ich mit Nipa fruticans verschiedene Kulturversuche an, worüber ich unter "Direkte Anpassung" näheres mitteilen werde.

Ich habe nur die wichtigsten Mangrovegewächse erwähnt, die Anatomie der übrigen bietet dasselbe Bild. Daß Einrichtungen gegen zu starke Transpiration vorhanden sind, ist gar nicht zu leugnen; der Grad ihrer Ausbildung wird jedoch von S c h i m p e r überschätzt, wenn er die Struktur der Gewächse der Mangroven mit denen der Sahara und der Wüsten Australiens vergleicht; denn alle Anpassungserscheinungen der Mangrovepflanzen weisen nur auf Schutzmittel gegen eine vorübergehende starke Wasserabgabe. Ich kann also durchaus nicht unterschreiben, was S c h i m p e r angibt, daß wir in der Blattstruktur der Strandbäume alle Eigentümlichkeiten wiederfinden, welche sonst mit xerophiler Lebensweise verknüpft vorkommen. Die Außenwand der Epidermis ist z. B. bei den meisten Mangrovegewächsen nicht stärker kutikularisiert als bei verschiedenen anderen Bäumen, die an Flußufern in den Tropen wachsen.

Daß die Kutikula dagegen durchgehends bei den Mangrovepflanzen stärker ist als bei sonstigen Gewächsen, die im Wasser leben, ist unbestreitbar, aber wie schon oben angeführt, ist dies doch oft nicht sehr erheblich. Bei den wirklichen Xerophyten finden wir aber eine viel dickere Kutikula.

Was die Einsenkung der. Spaltöffnungen betrifft, so ist sie bei den meisten Mangrovepflanzen überhaupt nicht vorhanden, ja in einzelnen Fällen (Scyphiphora) sind die Schließzellen sogar etwas vorgeschoben, während S c h i m p e r behauptet, daß die Spaltöffnungen meistens sehr eingesenkt liegen, wie bei Pflanzen trockener Standorte. Um lange Widerlegungen zu vermeiden, verweise ich auf meine Zeichnungen. - Die Eigentümlichkeit der Mangrovepflanzen besteht bei verschiedenen Haupttypen nur in einer sehr kräftigen Ausbildung des Wassergewebes.

Nehmen wir z.B. Lumnitzera racemosa. Sie liebt die sehr feuchten Standorte, wo sie öfters von dem salzhaltigen Wasser umspült wird. Wie ich schon angegeben habe, besitzen die Blätter eine dünne Kutikula (ungefähr wie bei Tilia parviflora), die Spa]töffnungen sind nicht eingesenkt und kommen sogar auf beiden Seiten vor. Nur in der Mitte des Blattes liegt ein großes Wassergewebe.

Acanthus ilicifolius, Avicennia officinalis, Lumnitzera coccinea, Laguncularia racemosa u.a. verhalten sich in bezug auf die Spaltöffnungen und die Verdickung der Kutikula in ähnlicher Weise. Es geht also mit Sicherheit daraus hervor, daß in verschiedenen Fällen die gewöhnlichen Anpassungen gegen zu starke Transpiration überhaupt nicht zum Ausdruck kommen, und in anderen sind sie nur schwach angedeutet; dagegen wird bei allen Mangrovepflanzen ein Wassergewebe ausgebildet, und Speichertracheiden fehlen nur selten. Nach S c h i m p e r s Theorie soll das Bedürfnis nach Schutzmitteln gegen zu starke Transpiration in erster Linie darin begründet sein, eine schädliche Anhäufung, von Chloriden in den assimilierenden Zellen zu verhindern, weil konzentrierte Salzlösungen in den grünen Zellen die Assimilation schädlich beeinflussen, und weil noch stärker konzentrierte Lösungen den Tod der Organe herbeiführen.

Bekanntlich geben das Wassergewebe und die Speichertracheiden ihr Wasser an die assimilierenden Zellen ab, sobald hier Mangel an diesem eintritt; als Schutzmittel gegen zu stark konzentrierte Salzlösung in den grünen Zellen werden sie aber nicht dienen können, da wir annehmen dürfen, daß der Zellsaft der sämtlichen Zellen des Blattgewebes dieselbe Konzentration in bezug auf Chlornatrium hat.

Mit logischer Notwendigkeit kommen wir nun zu dem Resultat, daß bei vielen Strandgewächsen entweder gar keine Anpassungen vorhanden sind, die als Schutzmittel gegen Salzanhäufungen aufgefaßt werden können, oder nur solche, die in sehr beschränktem Maße von Bedeutung sind. Wenn die S c h i m p e r sche Theorie stichhaltig wäre, müßten wir dieselben Anpassungen auch bei unseren Halophyten vorfinden; dies ist aber nicht der Fall. Schon die Untersuchungen von C o n t e j e a n,  B r i c k,  L e s a g e und vor allem die klassische Arbeit von W a r m i n g über die Halophyten zeigen dies. Bei unseren einheimischen Halophyten ist die Kutikula in keinem Falle besonders stark. Ebenso kenne ich keine einheimische Salzpflanze mit eingesenkten Spaltöffnungen, dichter Haarbekleidung, Wachsbelag usw., kurzum, mit Schutzmitteln, die eine Herabsetzung der Transpiration bewirken können. Ich mache allerdings ausdrücklich darauf aufmerksam, daß ich hier von solchen Halophyten spreche, die am Rande des Meeres wachsen und oft von dessen Wellen umspült werden, wie z.B. Triglochin maritimum, Aster Tripolium, Plantago maritima, Cochlearia officinalis, Salicornia herbacea usw. Und trotzdem ist der Gehalt an Chlornatrium kaum geringer bei unseren Halophyten als bei den tropischen.

Man könnte nach dem oben Gesagten vielleicht vermuten, daß ich die eigentümliche anatomische Struktur, die die Mangrovepflanzen und unsere einheimischen Halolphyten besitzen, gar nicht mit dem salzhaltigen Boden in Zusammenhang bringen möchte. Dem ist nicht so. Meine eigenen Kulturversuche mit verschiedenen Mangrovepflanzen, die Mr. W i l l i s lange vor meiner Ankunft in Peradeniya auf meine Anregung hatte einpflanzen lassen, belehrten mich schon, welchen enormen Einfluß das salzhaltige Substrat auf die Ausbildung des Gewebes bei den Mangrovepflanzen hat. Ich werde, wie schon früher angedeutet, in einem späteren Abschnitt über diese Versuche Mitteilung machen. Vorläufig sei nur bemerkt, bei den Exemplaren die ohne Chlornatrium kultiviert wurden, erschien die Kutikularleisten dünn, die Spaltöffnungen in verschiedenen Fällen nicht eingesenkt, Schleimzellen, die in den Mangroven vorhanden waren, kamen nicht zum Vorschein und vor allem: das Wassergewebe wurde teils nicht ausgebildet, teils nur in viel geringerem Grad als auf dem natürlichen Standort.

Ich stellte auch verschiedene Transpirationsversuche mit Mangrovepflanzen an, die in natürlichem Substrat wuchsen, und mit solchen, die ohne Zusatz von Chlornatrium gezogen wurden. Es stellte sich heraus, daß die ersteren viel weniger verdunsteten als die letzteren, oft ungefähr im Verhältnis von 1:2. In meinen Tabellen S. 29-32 sind darüber verschiedene Angaben.

Wenn die Mangrovegewächse (wie z. B. Acanthus ilicifolius, Rhizophora mucronata, Nipa fruticans u.a.), die ohne Salz gezogen wurden, mit einer Salzlösung von 3 % begossen wurden, trat nach kurzer Zeit, wenn die Pflanze in die Sonne gestellt wurde und somit stark transpirierte, eine Erschlaffung der Blätter und des ganzen Gewächses ein; diese Erschlaffung zeigte sich nicht, wenn die Pflanze im tiefen Schatten stand und überhaupt die Verdunstung nur gering war, wie z. B. in den feuchtwarmen Treibhäusern. Auch mit verschiedenen anderen Pflanzen wurden ähnliche Versuche angestellt, und es zeigte sich immer, daß, wenn sie schnell zu transpirieren gezwungen waren, bald eine Erschlaffung und ein Absterben eintrat, weil sie aus dem salzhaltigen Boden das Wasser nicht mit genügender Schnelligkeit aufnehmen konnten. Aus demselben Grunde traten auch bei den Blättern der Mangrovepflanzen, die in ihrem nassen, natürlichen Substrat eingetopft waren, deutliche Anzeichen des Welkens, wenn sie längere Zeit in der Sonne standen; gegen Abend erholten sie sich, und am nächsten Morgen, nach dem reichlichen tropischen Tau, strotzten sie von Saftfülle. Ich untersuchte die Blätter mikroskopisch. In allen Fällen, wo eine Erschlaffung eingetreten war, zeigte das Wassergewebe ein deutliches Schrumpfen der radialen Wände. Bei den Pflanzen, die während der ganzen Zeit mit salzhaltigem Wasser begossen wurden, blieben die assimilierenden Zellen vollständig unverändert; bei den übrigen stark transpirierenden Pflanzen, denen nur kurze Zeit Chlornatrium zugesetzt worden war, zeigte sich das ganze Blattmesophyll mehr oder weniger eingeschrumpft.

Bei den oben erwähnten Versuchen muß zugegeben werden, daß nur die Resultate der Pflanzen, die immer in einem an Kochsalz reichen Substrat (3 %) eingewurzelt waren, von größerer Bedeutung sind; denn unzweifelhaft wirkte das plötzliche Begießen der anderen Versuchspflanzen mit Chlornatriumlösung sehr ungünstig auf die Wurzeln und beeinflußte die Tätigkeit der Wurzelhaare. Schon Pilzkulturen lehren uns, daß selbst ein neuer Zusatz von der ursprünglichen Nährlösung genügt, um die Kulturen zu verderben; es treten in den Zellen Strömungen ein, die sehr bald das Absterben verursachen; ja selbst ein Zusatz von destilliertem Wasser genügt in der Regel, um dies hervorzurufen. Es ist deshalb durchaus erklärlich, daß, wenn wir die eingetopften Mangrovepflanzen plötzlich mit süßem Wasser begießen, die Blätter derselben vollständig verwelken, ebenso wie bei den anderen Pflanzen: wenn ihnen Kochsalzlösung zugesetzt wird; in beiden Fällen werden die Wurzeln ungünstig beeinflußt.

Daß die Pflanzen nur mit großer Schwierigkeit das Wasser aus einem sehr salzhaltigen Substrat aufnehmen können, ist im übrigen schon längst bekannt. So wies S a c h s darauf hin, daß durch Säuren die Transpiration verlangsamt wird;


Holtermann, Einfluß des Klimas.


später ergaben Burgersteins1) Untersuchungen, daß die Transpirationsstärke von der Natur und der Konzentration der Salzlösung abhängt, und daß sich die Transpiration mit Zunahme des Salzgehalts der Lösung steigert, bis sie bei einem bestimmten Prozentgehalt ein Maximum erreicht hat. Steigt der Salzgehalt der Lösung noch weiter, so nimmt die Transpiration wieder ab und diese Abnahme schreitet bei weiterer Zunahme der Flüssigkeitskonzentration sukzessiv fort; bei ihrem Beginn ist der Salzgehalt der Lösung in der Regel schon größer als ein Prozent.

Bereits in der ersten Auflage seiner Physiologie sagt Pfeffer, daß, so gut wie trockner Boden, konzentrierte Lösungen eine Depression der Transpiration bewirken, indem "eine zu hohe Konzentration einer Lösung in jedem Fall die Transpiration herabdrückt, weil durch dieselbe, so gut wie durch einen relativ wasserarmen Boden, die Wasserversorgung der Pflanze erschwert wird2)." S c h i m p e r gibt wohl zu, daß es möglich sei, daß gewisse Pflanzen des Salzbodens deswegen der Schutzmittel gegen Transpiration bedürfen, weil sie Gefahr laufen, ihren Wasserverlust, wo derselbe groß ist, nicht hinreichend schnell genug ersetzen zu können, "aber", sagt er, "für die große Mehrzahl der Fälle ist nach unseren Versuchen eine Gefahr solcher Art ausgeschlossen, und ich habe in der Tat auch bei größter Hitze in der Mittagssonne am Äquator Symptome von Turgeszenzverlust nicht beobachtet, auch nicht bei den fleischigen Arten, wo solcher Verlust äußerlich leicht erkenntlich ist, während er z. B. bei Calophyllum " (C. inophyllum ist gemeint) "mit seinen außerordentlich festgebauten Blättern, ohne solche genauere Untersuchung, wie sie an Ort und Stelle unausführbar war, schwerer nachzuweisen wäre.


1) Burgerstein, "Untersuchungen über Beziehungen der Nährstoffe zur Transpiration der Pflanzen" (Sitzungsberichte d. kaiserl. Akad. der Wissenschaften Wien. Tom. 73, 78 [1876, 1878]).
2) Pfeffer, Pflanzenphysiologie I, S. 151 (1876), vergl. 2. Aufl., I, S. 231



Auch kann es keinem Zweifel unterliegen, daß die enormen Salzmengen, indem sie die Verdunstung verlangsamen, andererseits eine rasche Wasserzufuhr ermöglichen, die Ursache dieses Widerstandes sind. Das Bedürfnis nach Schutzmitteln gegen Transpiration muß, für die große Mehrzahl der Fälle wenigstens, anderswo gesucht werden; der Versuch zeigt bald, daß die Gefahr gerade in diesen Salzanhäufungen liegt1)."

Gerade bei den Mangrovegewächsen habe ich besonders auf Symptome von Turgeszenzverlust geachtet; mikroskopisch sind solche an heißen Tagen nach längerer Transpiration der Blätter (also in der Regel in den ersten Nachmittagsstunden) mit ganz unzweifelhafter Sicherheit zu beobachten. Ich habe im Negombo wiederholt konstatieren können - und zwar durch mikroskopische Untersuchungen in den Mangrovewäldern -, daß das Wassergewebe zu dem oben erwähnten Zeitpunkt eine ganz deutliche Kollabeszenz zeigt; dies war bei den Rhizophoraarten, Lumnitzera racemosa, Aegiceras majus, Avicennia officinalis und Acanthus ilicifolius der Fall. Zu den Untersuchungen verwendete ich Blätter, die den ganzen Vormittag von der Sonne beschienen waren; bei sämtlichen zeigten die Zellen des Wassergewebes die bekannten Zickzacklinien der Radialwände, während die assimilierenden Zellen unverändert geblieben waren.

Es unterliegt nach diesen nicht zu widerlegenden Beobachtungen keinem Zweifel, daß die Mangrovegewächse, obgleich sie eine halb aquatische Lebensweise führen, zu gewissen Zeiten mit einer unzureichenden Wasserzufuhr zu kämpfen haben, und daß Einrichtungen , die ein Vertrocknen des Blatt es verhindern, unbedingt notwendig sind. Diese bieten nun das Wassergewebe und die Speichertracheiden.


1)Schimper, l. c. S. 25.



Allerdings muß ich zugeben, daß noch nicht ganz sicher festgestellt ist, worin die unzureichende Wasserzufuhr ihren Grund hat; denn die Möglichkeit liegt auch vor, daß bei den Mangrovegewächsen die Wasserbahnen überhaupt nicht ausreichen, um einen vorübergehenden größeren Bedarf zu decken; die Gefäße sind jedenfalls bei mehreren Arten recht eng und wenig zahlreich. Ich habe einige größere Stämme untersucht. Bei Lumnitzera racemosa wechselte die Weite der Gefäße zwischen 0,03-0,09, bei Rhizophora mucronata 0,03-0,07, bei Sonneratia, acida 0,05-0,10 bei Laguncularia racemosa 0,01 und 0,07 mm. Daß das Wassergewebe der Mangrovegewächse mit dem salzhaltigen Substrat in engster Beziehung steht, darauf deutet auch der Umstand, daß die zahlreichen Bäume Ceylons, die an Flußufern im süßen Wasser wurzeln, keine derartigen Anpassungen haben wie die Mangrovepflanze; die Kutikula ist immer dünn, ein Wassergewebe fehlt usw.

Gegen die Theorie von S c h i m p e r macht B u r g e r s t e i n1) eine Bemerkung, die nicht unberechtigt erscheint; er meint, die verminderte Transpiration könne zwar eine die Pflanze schädigende Anhäufung des Chlornatriums verzögern, allein - insbesondere gelte dies für die Gewächse mit mehrjährigen Blättern - nicht aufhalten. Die Mangrovepflanzen haben aber ein Mittel zum Ausscheiden des überflüssigen Chlornatriums; sie besitzen alle Hydathoden oder ein Epithem, wodurch die Gefahr der Salzanhäufungen, wie durch Regulatoren, verringert wird. Es wäre übrigens ein Irrtum, wenn man glaubte, die Pflanzen könnten unausgesetzt Chlornatrium aus dem Boden aufnehmen: es gibt ja einen Sättigungspunkt.

Ich verweise auf meine Zeichnungen der verschiedenen Epitheme und Drüsen (Taf. XIV, Fig. 75-78); sie haben alle eine auffallende Ähnlichkeit miteinander.


1) Material zu einer Monographie betreffend die Erscheinungen der Transpiration der Pflanzen, III, S. 24.



Mikrochemisch habe ich eigentlich nur die Hydathoden von Aegiceras majus untersucht. An sonnigen Tagen sieht man schon mit dem bloßen Auge die Salzausscheidungen an der Außenwand der Epidermis; sie erscheinen als kleine Häufchen, die durch Zusatz von einem Tropfen Thalliumsulfat - unter dem Mikroskop betrachtet milchweiß werden und die charakteristischen Kristalle ausscheiden. Die Salzabsonderungen werden im Laufe der Nacht von Tautropfen weggespült. (Auch bei einigen unserer einheimischen Halophyten kommen ähnliche Hydathoden vor, z.B. bei Glaux maritima.)

Aus welchen Arten die indomalaiische Mangrove besteht, ergibt sich aus S c h i m p e r s Liste1). Von A r e s c h o u g sind neulich einige "Untersuchungen über den Blattbau der Mangrovepflanzen" veröffentlicht worden; es werden hier verschiedene Arten aufgeführt, die gar nicht zu den Mangrovegewächsen zu rechnen sind, und deren Anatomie deshalb in mehreren Beziehungen von dem Totalbild der echten Mangrovegewächse abweicht.

Zu diesen mit Unrecht als Mangrovegewächse angegebenen Pflanzen gehören: 1. Pemphis acidula, die sehr häufig auf den sandigen Seeküsten der Tropen vorkommt, aber nur zufällig und selten in den Mangroven auftritt und sicher nicht an jenen schlammigen Standorten zu finden ist. Ich habe den 3 bis 5 Fuß hohen Strauch oft an dem Strand in Nord-Ceylon gesammelt, aber nie in den Mangroven gesehen. Es ist deshalb durchaus erklärlich, daß Pemphis acidula eine andere Anatomie als die echten Mangrovegewächse aufweist. 2. Herpestis Monnieria: das Material war A r e s c h o u g von B ö r g e s e n mitgeteilt worden, und nach dessen Angaben wurde diese Pflanze kriechend unter der Mangrove angetroffen.


1) Schimper, 1. c. S. 32.



Die kleine, einjährige Pflanze gehört aber ebenfalls nicht zu den eigentlichen Mangrovegewächsen, sondern kommt auf marschigem Boden vor, bisweilen sogar sehr weit vom Meeresstrande entfernt, wenn sie auch mit Vorliebe in der Nähe der Küste wächst. Wie überhaupt in dem tropischen Tieflande, so war sie auch auf Ceylon überaus verbreitet. Auf der bekannten kleinen Insel Süd-Indiens Ramisseram fand ich Herpestis Monnieria in Massen; sie nahm mit verschiedenen Gramineen große Flächen des Strandes ein. In den Mangrovewäldern habe ich sie nie gesehen. 3. Derris uliginosa wird von A r e s c h o u g 1) gleichfalls unrichtig als Mangrovegewächs angeführt. Diese Schlingpflanze kommt allerdings immer in der Nähe der Meeresküste vor, aber durchaus nicht in dem schlammigen Boden der Mangroven. Ich fand sie oft in nördlichen Ceylon; auf der Photographie von Elephant Paß (I u. II) befindet sie sich unter den dort abgebildeten Gewächsen (nach Angabe von Dr. Willis); ihr Standort hat mit den Mangroven nichts zu tun. 4. Anona palustris. Nach A r e s c h o u g gibt B ö r g e s e n an, daß das betreffende Bäumchen in den großen Lagunen auf St. Thomas wachse, und zwar in mittelbarer Nähe von Avicennia nitida und Laguncularia racemosa. Er ist, wie auch mehrere andere dänische Botaniker, geneigt, die Pflanze zu der Mangrovegenossenschaft zu rechnen. Nach der Anatomie des Blattes scheint mir dies jedenfalls sehr zweifelhaft; übrigens sind mir die Standortsverhältnisse des Strauches zu wenig bekannt, um darüber bestimmt urteilen zu können. Von S c h i m p e r wird sie nicht als Mangrovepflanze angeführt. 5. Conocarpus erecta 2) ist jedenfalls keine Mangrovepflanze, was mir Professor H e i n r i c h Schenck seinerzeit mitteilte, als ich mich in Bonn mit Untersuchungen über die Anatomie der Combretaceen beschäftigte. S c h i m p e r führt auch an, daß S c h e n c k Conocarpus erecta auf den Dünen bei Cabo frio und Pernambuco fand, "aber nicht als Bestandteil der eigentlichen Mangrove 1)."


1) F. Börgesen, Halophyt vegetationen paa de dansk. west. Oeer. Kjöbenhavn 1898.
2) Holtermann, 1. c. S. 14.



6. Scolopia sp. wird von A r e s c h o u g auch als Mangrovepflanze angegeben; sein Material stammt aus Singapure; in Hookers "Flora of British India" werden nur 4 Scolopiaarten angeführt, die jedenfalls als echte Mangrovepflanzen nicht in Betracht kommen können. Da eine nähere Bezeichnung der A r e s c h o u g untersuchten Art fehlt, so ist darüber nichts weiter zu sagen, als daß die Zugehörigkeit dieser Pflanze zu der echten Magrovevegetation sehr zweifelhaft bleibt, besonders da, wie A r e s c h o u g2) angibt, "unter sämtlichen von Möller heimgebrachten und mit den typischen Mangrovepflanzen zusammen angetroffenen Halophyten es kaum eine andere gibt, deren Blätter in höherem Grade von denen der Mangrovepflanzen abweichen wie diese".

A r e s c h o u g hat im ganzen 25 Arten als Mangrovegewächse untersucht, von diesen sind jedoch 1/5 (nämlich die oben angegebenen) zu streichen; denn zu dieser Formation dürfen wir nur solche rechnen, die ausschließlich in den Mangroven ihren Standort haben. Man findet in den dortigen Wäldern ohne Zweifel verschiedene Pflanzen, die auch anderswo ihren Verbreitungskreis haben; aber die echten Mangrovepflanzen besitzen ein scharf begrenztes Wachstumsgebiet.

Ich betone dies so sehr, weil die oben von A r e s c h o u g unrichtig angegebenen Pflanzen sämtlich schon in der Anatomie von den echten Mangrovepflanzen abweichen; sie besitzen z. B. gar kein Wassergewebe und keine Speichertracheiden, was ja gerade den Repräsentanten dieser Genossenschaft charakteristisch ist. A r e s c h o u g selbst scheint übrigens die Mangroven nicht aus eigener Anschauung zu kennen, sein Material ist von anderen Botanikern gesammelt; ein Irrtum seinerseits ist schon deshalb durchaus zu entschuldigen.


1) Schimper, 1. c. S. 68.
2) Areschoug, 1. c. S. 61.



S c h i m p e r1) gibt an, daß die epiphytische Vegetation in den Mangroven sehr zurücktritt; dies durchaus bestätigen. Dagegen hat er wohl kaum das Richtige getroffen, wenn er meint: "Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Salzüberzug der Rinde es ist, der einer Ansiedelung von Epiphyten auf den Stämmen der äußeren Mangrovebäume sowie anderer auf dem Strande wachsender Bäume hindernd entgegentritt." Die epiphytische Vegetation ist in erster Linie von einem immer feuchten Substrat abhängig, daher auf Baumstämmen, die längere Zeit trocken sind, schon von vornherein ausgeschlossen. Nun sind in allen den verschiedenen Mangroven, die ich gesehen habe, die Stämme am Außenrande schon infolge der geringen Beschattung trocken; dazu kommt noch, daß oft einige Wochen vergehen können, ohne daß ein Tropfen Regen fällt. Und wenn dies irgendwo nicht der Fall sein sollte, dürfen wir wohl annehmen, daß dort auch eine reichliche epiphytische Vegetation zu finden ist. Allerdings werden wohl bei häufigem Regen auch die Salzkrusten der Rinde (die ich übrigens vergebens gesucht habe) weggespült werden. In einem späteren Abschnitt werde ich einen Fall behandeln, der vollständig gegen S c h i m p e r s Annahme spricht. In den Blattachsen von Borassus flabellifer kommt nämlich bisweilen eine sehr reiche epiphytische Vegetation vor, obgleich diese Palme mit den angesiedelten Pflanzen oft am Strande, von den Wellen umspült, wächst.

Dagegen schmarotzt an den Mangrovebäumen sehr. häufig Loranthus capitellatus. Bei diesem finden wir verschiedene anatomische Merkmale, die auch seinen Nährbäumen eigen sind : unter der Epidermis liegt ein 1 bis 2schichtiges Wassergewebe, die Gefäßbündelenden sind von Speichertracheiden umgeben, und große Steinzellen liegen im Blattgewebe zerstreut; andererseit sind die Spaltöffnungen nicht eingesenkt und die Kutikula ist nicht verdickt.


1) Schimper, 1. c. S. 59.

Da die Loranthaceen in einem späteren Abschnitt näher behandelt werden, so bemerke ich vorläufig nur, daß von den auf Ceylon vorhandenen 25 Arten nur Loranthus capitellatus Wassergewebe besitzt. (Ich habe sämtliche Arten untersucht.) Es ist ja vollkommen begreiflich, daß, wenn das Wassergewebe für die Mangrovepflanzen durchaus unentbehrlich ist, dies auch für den Parasiten der Fall sein muß, da er ja das Schicksal der Nährpflanze in bezug auf Wassermangel teilt. Meine Zeichnung (Taf. XIII, Fig. 63) stellt die Anatomie des Blattes dar; zum Vergleiche verweise ich auch auf Taf. XIV, Fig. 73 und 74 die einige Blattquerschnitte anderer Loranthaceen zeigen.



b) Die Flora der Solfataren.


Es liegt bei dieser Gelegenheit nahe, eine andere Formation zu erwähnen, die auch an salzreichen Stellen vorkommt, nämlich die Vegetation am Rande und in der Nähe der Fumarolen. S c h i m p e r 1) hat diese Gegenüberstellung auch längst vollzogen. Ich kenne aus eigener .Anschauung eigentlich nur Fumarolen und Solfataren auf Java, von welchen ich allerdings eine größere Zahl gesehen habe.

Ich fange mit einem bestimmten Fall an. Die Solfatare am südwestlichen Fuß des früheren Vulkans Salak (in der Nähe von Buitenzorg) liegt ungefähr 3500¥, hoch; an dieser findet sich eine sehr reiche Kratervegetation. In einiger Entfernung vom Rande des Kraters hören die hohen Wälder auf, mögen sie nun aus Laurineen, Eichen oder Podocarpusarten, Gardinien usw. bestehen. Obgleich sie sonst dort oben eine enorme Fläche einnehmen, sind sie mit einemmal verschwunden, und von ihrem Rande bis zur Solfatare tritt eine ganz neue und hier sonst völlig unbekannte Vegetation auf.


1) Schimper, Über Schutzmittel des Laubes gegen Transpiration besonders in der Flora Javas. Sitzungsberichte der königl. Akademie d. Wiss. Berlin 1890, S. 1057.



Es ist eine Anzahl von Bäumen weniger Arten, die sich hier gern zusammenfinden, nämlich Agapetes vulgaris Jungh., Agapetes microphylla Jungh., Rhododendron retusum, Gaultheria leucocarpa und mehrere Farne, besonders Polypodium vulcanicum. Es sind alles Gebüsche, die an Größe abnehmen, je näher wir der dampfenden Öffnung kommen. Das Sonderbare ist nun, daß es durchweg Bäumchen sind, die man in den Wäldern außerhalb des Kratergebiets vergebens sucht; ihre eigentliche Region, wo sie am üppigsten ausgebildet sind, besonders an hohen, steilen Berggipfeln, liegt 8 bis 10000 Fuß hoch. An den Fumarolen wachsen sie auf einem Kraterboden, der nur wenig mit ihrem sonstigen Standort auf den hohen Bergen gemein hat. Hier ist der Boden immer feucht und schlammig; er besteht aus einem weißlichen Brei, der an einzelnen Stellen ganz unbedeckt oder nur mit einer dünnen Kruste versehen ist; er ist reichlich mit Schwefel, Schwefelverbindungen und kieselsaurer Alaunerde durchsetzt. Ich habe, wie gesagt, eine große Zahl von Fumarolen besucht und zwar in den verschiedensten Höhenlagen: überall fand ich diese Vegetation und eine genügende Feuchtigkeit, hervorgerufen bald durch einen herabströmenden Bach, bald durch Tausende von kleinen, dampfenden Öffnungen, die schwefelsaures- und Schwefelwasserstoffgas entwickelten. Einem Mangel an Feuchtigkeit sind diese Pflanzen nie ausgesetzt.

S c h i m p e r meint nun1), es könne keinem Zweifel unterliegen, daß hier, wie in der Mangrove, die chemische Beschaffenheit des Substrats Schutzmittel gegen Transpiration zur Lebensbedingung mache. Er sagt an derselben Stelle weiter: "Daß die aus dem Boden entweichenden Gase Chloride enthalten, ist nach allen Analogien und nach der Zusammensetzung der Quellen mit Sicherheit zu schließen. Es sind aber vorwiegend Sulfate, welche hier die Transpiration beeinflussen, und deren Anhäufung in den Blättern schädlich wirken könnte.


1) 1. c. S. 1058.



Die nackte Oberfläche des Bodens zeigt sich überall von einem mehligen, gelben und weißen Überzug von Schwefel und Schwefelverbindungen bedeckt und bis zu einer gewissen Tiefe von demselben imprägniert. Daß aus diesen Schwefelverbindungen im Boden Sulfate entstehen, kann keinem Zweifel unterliegen und geht übrigens aus der Zusammensetzung der dampfenden Quellen, die einen bedeutenden Reichtum an Alaun aufweisen, mit Sicherheit hervor. Es sind dadurch ganz ähnliche, für stark transpirierende Gewächse ungünstige Bedingungen vorhanden, wie wir sie auch auf dem Strande wiederfinden, und wie sie im Laboratorium nach Belieben hergestellt werden können." Theoretisch scheint dies ganz plausibel; wir halten uns aber an die reine Beobachtung und müssen gestehen, daß es durchaus nicht verständlich ist, wie S c h i m p e r dazu kommt, von einer Flora "mit einem so ausgeprägt xerophilen Charakter" zu sprechen. Und es ist in keiner Weise zutreffend, wenn S c h i m p e r annimmt, daß "die Untersuchung der Solfatarepflanzen, vollständig in Übereinstimmung mit ihrem äußeren Charakter und ihrem sonstigen Vorkommen, das Vorhandensein stark ausgeprägter Schutzmittel gegen Transpiration zeigt". Der Leser wird sich selbst durch Betrachtung meiner genau ausgeführten Zeichnungen von der Unrichtigkeit der Annahme S c h i m p e r s überzeugen; ich verweise auf Tafel XIII, Figur 65, 66, 67 und 68, die Querschnitte der wichtigsten Kraterpflanzen Javas darstellen. Man wird hieraus ersehen, daß sie in ihrer Anatomie auch nicht in einer einzigen Beziehung xerophytische Merkmale zeigen.

In erster Linie sind Agapetes vulgaris und Rhododendron retusum zu erwähnen. Es sind ziemlich hohe Sträucher, die man sonst hauptsächlich nur auf den höchsten Gipfeln der Hochgebirge findet. Während sie aber dort klein und verkrüppelt erscheinen, nehmen sie in dem feuchten Schlamm der Solfatare wachsend, oft eine aufgerichtete, normale Stellung ein, und vor allem ist zu bemerken, daß sie hier ein dichtes Gebüsch bilden, und daß sie, obgleich sie von allen Seiten von den warmen Dämpfen umgeben sind, die reich an Schwefewasserstoffgas, schwefliger Säure und Salzsäure sind, doch in dem herrlichsten Grün prangen, "dessen glänzende Farben nur schwer zu beschreiben sind", wie Junghuhn1) bei diesen Kraterpflanzen beobachtet hat. Ein jeder, der sich die Kratervegetation ansieht, müßte, sollte man meinen, mit Erstaunen hören, daß dieser Vegetation xerophytische Merkmale eigen sein sollen. Eher könnte man von vornherein gerade das Gegenteil vermuten: denn wohl weicht in dem ganzen Bereich die von den sauren Dämpfen umgebene und in dem salzhaltigen Boden wurzelnde Vegetation von der des benachbarten Urwalds ganz wesentlich ab, und dies sowohl in Bezug auf die systematische Zusammensetzung, als auch in Rücksicht auf die Physiognomie; aber dies liegt gerade daran, daß die Kraterpflanzen in gesättigtem, tiefem Grün erscheinen, und dabei oft grell gegen die umgebenden Wälder abstechen. Nach dem äußeren Habitus der Vegetation könnten wir eher in diesen und nicht in der Flora der Solfataren xerophytische Merkmale erwarten.

Um nun zu den beiden oben erwähnten Species zurückzukommen, hebe ich hervor, daß Junghuhn, der sämtliche Vulkane Javas beschrieben hat, berichtet, daß er auf der ganzen Insel keinen einzigen Krater, hoch oder niedrig liegend, gesehen habe, wo Agapetes vulgaris nicht wüchse. Ich untersuchte Exemplare, die dicht an den Solfataren standen; sie zeigten in der Anatomie keine Spur von Xerophytismus. Die Pflanzen von der Solfatare Salak (3500') unterscheiden sich von denen des Gedéh (9900') durch eine etwas dünnere Kutikula. Außer Agapetes vulgaris finden sich an derselben Standorten Agapetes microphylla und rosea, die, in derselben Weise wachsend, sich oft zu einer Höhe von 20 bis 25 erheben; in der Anatomie weichen sie nicht wesentlich von den erstgenannten ab.


1) Junghuhn, Java, seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Bauart. Leipzig 1857, Abt. II, S. 55.



Rhododendron retusum ist ebensowenig wie seine Begleiter auf den Kraterboden xerophytisch gebaut. Wie diese zeigt er nur schwache mechanische Beläge der Gefäßbündel und keine eingesenkten Spaltöffnungen; die Kutikula ist unverdickt, was besonders nach Behandlung mit Schwefelsäure hervortritt. Gerade hier hätten wir nach S c h i m p e r Anpassungen gegen zu starke Transpiration um so mehr erwarten können, als bei sehr vielen Rhododendronarten solche zur Ausbildung kommen, wie z. B. in Form einer verdickten Kutikula oder von Schleimzellen, eingesenkten Spaltöffnungen usw. Nur an der Unterseite finden sich einige der bekannten Schildhaare, die aber zu vereinzelt stehen, um überhaupt eine Schutzrolle spielen zu können. S c h i m p e r1) erwähnt, daß er Rhododendron tubiflorum außerhalb des Kratergebüsches angetroffen habe; gerade dieser zeigt aber sogar in höherem Maße als R. retusum Anpassungen gegen Transpiration; denn unter der Epidermis, die mit einer etwas verdickten Kutikula ausgestattet ist, liegen große Schleimzellen, die gewiß die Austrocknung des Blattes verlangsamen können; die Spaltöffnungen sind zwar nicht eingesenkt, dagegen vollständig von den kleinen Schildhaaren überdeckt, da diese dachziegelförmig übereinander liegen. Gaultheria leucocarpa wächst ebenfalls sonst nur auf den höchsten Gebirgen. Die Blätter sind lederartig, bieten aber in ihrer Anatomie nichts Auffallendes, wie schon aus meiner Zeichnung hervorgeht; nur kommen hier wie so oft bei den Ericaceen Schleimzellen vor. Albizzia montana zeigt gleichfalls keine Anpassungen gegen Transpiration.

Diese fünf Arten gehören, wie gesagt, zu den gewöhnlichsten Bestandteilen der Solfatarenflora, und besonders die schöne Agapetes vulgaris trägt durch ihr massenhaftes Vorkommen dazu bei, den Kratern den Eindruck der leblosen Einöde zu nehmen.


1) Schimper, 1. c. S. 1058.

Zu diesen fünf ständigen Repräsentanten der Kratervegetation gesellen sich nun verschiedene zufällige Bestandteile, die sonst nicht nur als Hochgebirgspflanzen vorkommen, die aber doch nach J u n g h u h n in den umliegenden Wäldern recht selten angetroffen werden. Diese sind Symplocos ribes und xantophylla, Tetranthera citrata, Melastoma languinosum und setigerum, Elaeocarpus angustifolius und Myrsine avenis. Besonders die beiden letzteren bilden als recht große, bis 30 Fuß hohe Bäume den Außenrand des amphitheatralisch sich verkleinernden Buschwerks und tragen durch ihren geraden Wuchs zur Verschönerung der sonst kahlen Umgebung bei.

Nicht selten, z.B. auf Papandajan, waren die Blätter von Agapetes vulgaris und Rhododendron retusum mit einem gelblichen Überzug von Schwefelverbindungen, hervorgerufen durch den Niederschlag der Dämpfe, vollständig bedeckt; aber trotzdem blieben die Blätter frisch, und die grüne Farbe kam in ihrer vollen Schönheit zum Vorschein, sobald der Schwefelbelag entfernt wurde. Ja nicht selten wachsen die Bäume in dem warmen Schlamm, rings umgeben von den kochenden Solfataren; aber trotzdem entfalten sie eine große Üppigkeit: jahraus, jahrein blühen und setzen sie Frucht an.

Der Untergrund des Gebüsches besteht hauptsächlich aus Farnen und Lycopodien und aus Clematis javanica. Pteris incisa gedeiht nirgends so üppig wie auf dem weichen, breiartigen Boden, zusammen mit dem bekannten Polypodium vulcanicum, das oft auf Steinen wächst, die nach J u n g h u h n in einem bisweilen bis 75ƒC erhitzten, sauren Wasser liegen. Es bildet die letzte Zone der höheren Vegetation. Nun folgt der innere Kraterboden, der übrigens nicht ohne organische Lebewesen ist; denn in dem Sprudel finden sich trotz der hohen Temperatur immer verschiedene Conferven.

Ich habe nun sämtliche typische Kraterpflanzen Javas auf ihre Anatomie hin untersucht, und es bleibt mir unverständlich, wie S c h i m p e r sagen kann, daß die Flora der Solfataren, auch in den regen- oder nebelreichen Regionen in ihrem Habitus ganz ausgesprochen xerophil sei, und sich aus Gewächsen zusammensetze, deren Vorkommen auf erschwerte Wasserversorgung hinweise1). Übrigens haben verschiedene von den Standorten der Kraterpflanzen oft einen so geringen Zusatz von Salzen, daß dies unmöglich auf die Struktur der Vegetation von Einfluß sein kann. In anderen Fällen dagegen sind sie in viel größerem Prozentsatz vorhanden als in gewöhnlicher Nährlösung. Es liegen wohl genaue Analysen über verschiedene Solfataren Javas vor; weiter wissen wir auch, daß nicht bloß Kochsalz, sondern auch die eigentlichen Nährsalze, wenn zu reichlich geboten, die Entwicklung von Schutzmitteln gegen Transpiration veranlassen; vorläufig fehlen uns aber genauere Untersuchungen der Frage, bei welchem Prozentsatz diese Schutzmittel ausgebildet werden. Nach meinen Befunden auf Java ist jedenfalls die chemische Zusammensetzung der Fumarolen nicht derart, daß Anpassungen gegen Verdunstung hervorgerufen werden können.

Ich bin selbstredend weit davon entfernt, S c h i m p e r einen Vorwurf daraus machen zu wollen, daß er in so vielen Fällen unrichtig xerophytische Merkmale angenommen hat. Zu der Zeit, als er seine Arbeiten veröffentlichte, hatten wir noch nicht eine solche Übersicht über die Erscheinungen wie jetzt: und um so weniger dürfte gerade ich ihn tadeln, als ich mich in "Anatom. der Combretaceen" ähnlicher Fehler schuldig gemacht habe.



c) Die Flora des Strandes.


Der größere Teil des Küstenlandes Ceylons ist flach, sandig und fällt sanft zum Meere ab. Vom Schiff aus sieht man es meilenweit sich hinstrecken als einen schmalern, weißen Streifen, auf der einen Seite vom Meere, auf der anderen vondem immergrünen, tropischen Walde begrenzt.


1) Vergl. Schimper, 1. c. S. 1057.



Der Sand bildet bald eine lange, ebene Fläche, bald ist er zu niedrigen, welligen Hügeln aufgeworfen. Soweit die Flutwellen reichen, ist der Boden sehr salzhaltig; aber je weiter wir uns vom Meere entfernen, um so süßer wird das Grundwasser, und schon 20 bis 30 Fuß vom höchsten Wasserstande entfernt, konnte ich oft durch Eingraben im Sande trinkbares Wasser erhalten. Diese eigentümliche Erscheinung, daß wir immer an sandigen Stellen so nahe dem Meere süßes Wasser antreffen, beruht nach dem, was Prof. v. R i c h t h o f e n1) mir mitteilte, darauf, daß vom Lande aus ein beständiges Abfließen des Grundwassers nach dem Meere, keineswegs dagegen ein Eindringen des Meerwassers nach dem Lande stattfindet. Dies beweisen die Süßwasserbrunnen an jedem sandigen oder schlammigen Strande, ebenso wie im Kalksande der Korallenriffe. Das Meerwasser hat in der Regel 3% Chlornatriumgehalt; bis zu dem süßen Wasser am Strande gilt es nun eine ganz allmähliche Abstufung des Salzgehaltes. Dies findet auch in der Vegetation seinen Ausdruck. Die Pflanzen, die unmittelbar am Meeresstrande wachsen, bedürfen der Schutzmittel gegen das Austrocknen der Blätter; wir brauchen uns aber nur wenige Schritte landeinwärts zu bewegen, und die Vegetation verhält sich durchaus anders. Hier kehren dieselben Merkmale wieder wie bei Pflanzen, die an feuchten Stellen mit süßem Wasser wachsen. Dies stimmt auch mit den Versuchen von L e s a g e überein: Gegenüber einem salzhaltigen Substrat verhalten sich die Pflanzen durchaus verschieden; einige können ohne Schaden mit 3% Chlornatriumlösung begossen werden, während andere schon bei 0,5% zugrunde gehen. Auch am Strande ist nun die Vegetation scharf nach dem Salzgehalt des Grundwassers verteilt.


1) Vergl. v. Richthofen, Führer für Forschungsreisende.



Zuerst werde ich die Anatomie einiger Haupttypen kurz besprechen, um zu zeigen, wie die Pflanzen sich verhalten, die in der unmittelbaren Nähe des Meeres wachsen, wo der Sandboden durch die Wellen immer feucht und stark salzhaltig erscheint.

Eleusine aegyptiaca ist auf dem tropischen Strande überaus verbreitet. Die kleine Pflanze hat ein großes Wassergewebe, das unter der Oberseite des Blattes verläuft; die Gefäßbündel sind von Palisadenzellen kreisförmig umgeben.

Cyperus pumilus hat sehr große Epidermiszellen, die als Wassergewebe fungieren; sobald Wassermangel eintritt, ziehen sich die Zellen zusammen, indem die Radialwände sich falten.

Cyperus bulbosus kommt auf feuchtem Sande vor. Wie aus meiner Zeichnung Taf. III, Fig. 20 zu ersehen ist, bildet die Pflanze lange Ausläufer, an welchen hier und dort kleine Bulbillen erscheinen, die als Fortpflanzungsorgane dienen. Auf Ceylon suchte ich vergebens nach Samen, auch T r i m e n hat nie solche gefunden. Die Blätter haben ein großes Wassergewebe.

Remirea maritima hat eine große Ähnlichkeit mit verschiedenen Formen der vorhergehenden Pflanze und besitzt wie jene ein weit umherkriechendes Rhizom. Sie ist auf jedem Meeresstrande überaus verbreitet, und nur von solchen Standorten habe ich mein Material. Die Blätter sind 4 bis 5 mm breit und flach ausgebreitet: sie besitzen ein großes Wassergewebe und eine starke Kutikula, und so ist die Pflanze durch ihren anatomischen Bau ihrem Standorte besonders angepaßt, (Abgebildet auf Taf. III, Fig. 21.)

Atriplex repens ist gleichfalls auf dem tropischen Strande sehr verbreitet. Die Blätter sind mit zahlreichen großen, blasenförmigen Haaren bewachsen, die Spaltöffnungen sind nicht eingesenkt: ein Wassergewebe fehlt, dagegen sind die Nervenenden von zahlreichen Speichertracheiden umgeben.

Holtermann, Einfluß des Klimas.

Pandanus odoratissimus u.a. Pandaneen gehören zu den auffallendsten unter allen tonangebenden Gewächsen der indomalaiischen Strandflora; sie wachsen oft unmittelbar am Meereswasser und erinnern durch ihre zahlreichen, von den Ästen ausgehenden Wurzeln an die strahlenförmigen Wurzeln der Rhizophoreen. In dichte Büschel zusammengedrängt, schießen die großen Blätter in großem Bogen aus der Krone der Bäume hervor. Die Blätter haben ein einschichtiges (bisweilen mehrschichtiges) Wassergewebe; die Spaltöffnung liegen in einem Niveau mit der Oberfläche und zeigen keine Anpassungen gegen zu starke Transpiration.

Aus Gründen, die ich schon erwähnt habe, erscheint der feuchte Sandboden schon in geringem Abstand vom Meere wenig salzhaltig. Es ist deshalb von vornherein zu erwarten, daß die Pflanzen in der Anatomie keine Schutzmittel gegen Austrocknen des Gewebes zeigen werden. Auch hier muß ich mich damit begnügen, nur einige von den Charakterpflanzen hervorzuheben. Wir finden in diesem Gebiet schon verschiedene Pflanzen, die mehr kosmopolisch sind und auch sonstwo im Binnenlande vorkommen. In der Anatomie zeigen sie große Übereinstimmung mit den Pflanzen, die überhaupt feuchte Standorte lieben. Wichtig für uns ist nun, daß kein einziges der Gewächse Anpassungen gegen zu starke Transpiration besitzt. Verschiedene zeigen wohl Sukkkulenz, aber die Kutikula ist dünn, die Spaltöffnungen sind nie eingesenkt, Wachsüberzug ist nicht ausgebildet und ein Wassergewebe ist in keinem Falle vorhanden. Es ist überhaupt eine durchaus unrichtige Vorstellung, daß diese Formation gegen Transpiration geschützt sein soll. Einige der Haupttypen habe ich abgebildet.

Auf Taf. V, Fig. 30 ist Spermacoce hispida dargestellt, eine kleine Rubiacee, die flach auf dem Sande liegt. Wie Evolvulus alsinoides (Taf. V, Fig. 28) so gehört auch sie zu den allerverbreitetsten Vertretern dieser Formation.

Die Anatomie der Blätter geht aus den Abbildungen hervor. Dasselbe ist auch von Tribulus terrestris (Taf. IV, Fig. 24) zu sagen. Die Gefäßbündel sind von großen, kubischen Zellen umgeben, die strahlenförmig angeordnet sind. Portulaca tuberosa (Taf. IV, Fig. 24a) fand ich in Nord-Ceylon in großen Massen mit den vorher erwähnten Pflanzen zusammen; die Blätter sind sukkulent, zeigen aber kein Schutzmittel gegen Austrocknen des Gewebes. Eigentümlich sind ihre verdickten, knollenförmigen Wurzeln.

Wie schon aus den Abbildungen der Haupttypen hervorgeht, besitzen die Pflanzen dieser Formation sehr lange und tiefgehende Wurzeln.
Eine große Rolle spielt auch Ipomaea biloba, (= I. pes capra). Sie kommt oft in solchen Mengen vor, daß auf lange Strecken der weiße Strand vollständig verdeckt ist. In der Blütezeit, besonders im Dezember, bietet Ipomea biloba einen herrlichen Anblick: Tausende und aber Tausende von Blütenstielen richten sich aufwärts, um die großen, purpurroten Blüten zur Schau zu stellen. Wie die übrigen Pflanzen dieser Formation zeigt auch diese keine ausgeprägten Schutzmittel gegen zu starke Transpiration; die Kutikula ist etwas verdickt, die Scheide der Gefäßbündel dünnwandig.

Sehr häufig siedelt sich auch Convolvulus parviflorus an; mit seinem dünnen, schlingenden Stengel kriecht er zwischen den Opuntien hin. Wie so viele Pflanzen am Strande, so kommt auch diese an anderen Standorten im Binnenlande vor. Nicht weniger häufig als die vorhergehende ist Cassytha filiformis, die auf den Strandpflanzen parasitisch lebt; sie ist xerophytisch gebaut: die Kutikula sehr verdickt, die Spaltöffnungen, die quer zur Längsachse des Stengels orientiert sind, tief in die Rillen des Stengels eingesenkt. Gegen Austrocknen scheint sie genügend geschützt zu sein; denn abgeschnittene Stücke, deren Enden mit Wachs zugeklebt waren, verblieben lange frisch.

Auf Thespesia populnea findet sich oft ein Loranthus ligulatus; ebensowenig wie sein Wirtsbaum, der am Strande wächst, zeigt er Anpassung gegen zu starke Verdunstung.

Clerodendron inerme ist gleichfalls überaus verbreitet; es liebt, wie es scheint, den feuchten Sand; schon dies macht es durchaus erklälich, daß die Pflanze gar keine Anpassungen zeigt; nur die Blätter sind dick und sukkulent. Auch die übrigen der genannten Pflanzen verhalten sich in bezug auf Anpassungen gegen Transpiration ähnlich. Aber oft wird der sandige Strand von langen Strecken unterbrochen, deren Boden aus feiner Tonerde besteht, die, für Feuchtigkeit undurchdringlich, eine fette, kompakte Masse bildet. Das Flutwasser steht oft 1m über dem Boden, aber zur Ebbezeit oder bei trockenem Wetter dorrt dieser derartig aus, daß große Spalte gebildet werden. Die Vegetation ist sehr arm, insofern nur wenige Arten vertreten sind; allerdings kommen diese oft in großer Individuenzahl vor. Zu den letzten Außenposten gehört Aeluropus villosus (Taf. III Fig. 23c), ein kleines bläuliches Gras, das am Boden hinkriecht und nur hier und da seine Blütenstände hervorschießen läßt.

Die Stolonen zeigen dieselbe Bauart, wie alle Stengelorgane, die dem Boden angeschmiegt sind und in feuchter Luft wachsen. Die Rinde ist demgemäß locker und mit großen Lufträumen versehen; die Gefäße sind nach der Mitte konzentriert, und die peripherischen Rippen fehlen; dagegen ist die Endodermis stark entwickelt. Die Blätter sind, je nach den Standorten, klein, spitz und zusammengerollt oder 3 bis 4 cm lang, lanzettförmig und flach ausgebreitet. Die beiden Seiten sind mit kutikularisierten Papillen versehen, zwischen denen sich auf der Oberseite die Spaltöffnungen befinden. So unwahrscheinlich dies klingt, so stimmt der anatomische Bau des Blattes vollständig mit dem verschiedener Wüstenpflanzen überein, die im trockensten Sand wachsen und mit einer sehr erschwerten Wasserversorgung zu kämpfen haben. Die Gefäßbündel liegen zwischen zwei subepidermalen Bastgruppen und werden ringsum von einer Scheide parenchymatischer, viereckiger Zellen umgeben (siehe Taf. XIII, Fig.72). In einem Halbkreis liegen an beiden Seiten die assimilierenden Zellen, die durch ihre strahlenförmige Anordnung wie eine Fortsetzung der soeben erwähnten Scheidenzellen aussehen; sie unterscheiden sich jedoch von diesen durch eine schmalere Form. Das ganze Blatt ist durch ein farbloses Gewebe in kleinere Parteien geteilt, da dessen Zellen quer durch das Blatt verlaufen, ohne durch gtüne Zellen unterbrochen zu sein. Die Epidermis der Unterseite ist verdickt, so daß das Lumen der Zellen fast verschwindet.

Aeluropus lagopinus ist eine am indischen Meeresstrande sehr verbreitete Pflanze; sehr oft wächst sie weit hinaus, so daß sie bei Flut stundenlang unter dem Meerwasser steht. An günstigeren Stellen und etwas weiter landeinwärts erscheint sie oft aufgerichtet und erreicht eine Höhe bis 30 cm. Hier breiten sich die sonst zusammengerollten Blätter aus und verlieren ihren Wachsüberzug, ein Zeichen, daß die Transpirationverhältnisse hier günstiger sind. Die Wurzeln sind nicht tiefgehend, obgleich die Oberfläche des Bodens bald austrocknet.

Zu dieser Formation gehören weiter Arthrocnemum indicum, Salicornia brachiata und 2 Suaeda-Arten.
Arthrocnemum indicum (auf Taf. IV, Fig. 26a abgebildet) ist in Nord-Ceylon wie in Indien und im tropischen Afrika ein sehr verbreiteter Strauch; er ist niederliegend und erreicht oft eine Länge von über 1m. Der Stamm ist holzig, die jungen Triebe sind aus kurzen, grünen Internodien aufgebaut; durch diese wird die Assimilation sowie die Transpiration besorgt. Der Holzkörper derselben ist klein und wird von einem großzelligen Rindenparenchym umschlossen. Dieses Parenchym fungiert als Wassergewebe und zeigt nur wenige Zwischenräume; es ist von zahlreichen Spiraltracheiden durchgezogen, die die Wasserzufuhr nach den peripherischen Teilen besorgen. Durch einen Ring von Sammelzellen wird die Rinde von dem Assimilationsgewebe abgegrenzt; letzteres besteht aus einer Reihe langgestreckter Palisaden, an die sich die großzellige Epidermis mit einer verdickten Kutikula anschließt. Die Spaltöffnungen liegen eingesenkt. Zum Studium des inneren Wassergewebes bietet Arthrocnemum indicum ein ausgezeichnetes Objekt. Sobald die Pflanze an Wassermangel leidet, kann man am Querschnitte sofort beobachten, wie das Wassergewebe sich zusammenzieht und Wasser an die assimilierende Zellen abgibt: die Radialwände zeigen die charakteristische geschlängelte Form.

Salicornia brachiata hat einen ähnlichen Habitus wie die vorhergehende Pflanze, ist aber kleiner und mehr aufgerichtet; auch die Anatomie ist im wesentlichen übereinstimmend.
Suaeda nudiflora und monoica sind zwei Sträucher, die oft in enormen Massen an der Küste vorkommen; besonders in den westlichen Provinzen bedecken sie zuweilen meilenweit das Land. Die Blätter sind linienförmig, sukkulent und erreichen eine Länge von ungefähr 1cm. Sie haben ein großes, inneres Wassergewebe, verdickte Kutikula und eingesenkte Spaltöffnungen.

Suaeda maritima hat größere Blätter; das Wassergewebe ist weniger kräftig ausgebildet und die Kutikula dünner als bei den vorhergehenden Arten. Sie liebt einen sandigeren, weniger salzhaltigen Boden; ich habe sie nie mit den beiden anderen zusammen gefunden.
Zu dieser Formation gehören auch zwei recht seltene, aber sehr charakteristische Pflanzen, nämlich Portulaca Wightiana und das kleine Gras Pommereulla Cornucopiae. Ich fand sie beide in großen Massen auf fest eingetrocknetem Lehmboden, nicht weit von Meere. Sie kommen nur in den trockensten Gegenden Ceylons vor und müssen deshalb mit ausreichenden Schutzmitteln gegen Austrocknen versehen sein. Portulaca Wightiana, die auf Tafel III, Fig. 22 abgebildet ist, hat sehr sukkulente Blätter, aber diese scheinen sonst keine anatomischen Schutzmittel gegen zu starke Transpiration zu besitzen; dagegen haben sie in hohem Grad die Fähigkeit, Tauwasser in der Nacht aufzunehmen: jeden Morgen sind die Zellen vollständig turgeszent. Die Stipulae sind so lang wie die Blätter und persistent; sie vertrocknen bald und erscheinen dann als dünne, silberglänzende Schuppen. Da sie den Blättern dicht anliegen und diese vollständig verbergen, tragen sie zur Herabstimmung der Transperation bedeutend bei. In meiner Zeichnung sind die Blätter überhaupt nicht zu sehen, die blattförmigen Gebilde sind nur eingetrocknete Stipulae. Pommereulla Cornucopiae ist nicht weniger interessant; die Pflanze ist auf Taf. III, Fig. 23a abgebildet. Die Gefäßbündel, zwischen kräftigen subepidermalen Rippen verlaufend, werden kreisförmig von einer einfachen Parenchymscheide kubischer Zellen umgeben. Die Bündel mit den anliegenden, assimilierenden Zellen werden durch farblose Wassergewebszellen voneinander getrennt. An einigen Stellen gehen die Wassergewebe quer durch das Blatt, an anderen nur bis zur Mitte. Die Kutikula ist stark verdickt. Das wichtigste Schutzmittel gegen zu starke Transpiration ist die Eigenschaft der Blätter, die beiden Hälften zusammenlegen zu können, sobald die Verdunstung zu groß wird. Wie aus meiner Zeichnung (Taf. III, Fig 23a) hervorgeht, besteht die Mitte des Blattes aus großen, wasserführenden Zellen, die gewissermaßen als Scharniere fungieren: wenn sie ihr Wasser verlieren, schrumpfen die Wände ein, und das ganze Blatt schließt sich zusammen.
Herpestis Monnieria kommt auch auf marschigem Boden vor, ist aber nicht an salzhaltige Stellen gebunden und zeigt deshalb kein Schutzmittel gegen zu starke Transpiration; die Pflanze ist einjährig und hat schon bei dem Eintreten der Trockenheit ihren Lebenslauf in der Hauptsache beendet. Wie ich schon (Seite 69) hervorgehoben habe, ist es duchaus unrichtig, wenn A r e s c h o u g diese Pflanze zu den Mangrovepflanzen rechnet; ich fand sie bei Peradeniya am Rande eines Reisfeldes, und H o o k e r1)sagt, daß sie in Indien bis 4000´ steige.

Die Formation, deren Repräsentanten ich näher beschrieben habe, hat eine große Ähnlichkeit mit der sogenannten "Quellerformation" oder "Kveller-Bältet", wie W a r m i n g sie nennt, die ja in Nordeuropa einen Teil des Wattenrandes einnimmt2). Bei uns kommt hier nur Salicornia herbacea vor. Diese zeigt gleichfalls Vorkehrungen gegen das Austrocknen des Blattes, wenn auch nicht im demselben Maße wie die tropischen Arten.

Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß die Anpassungen in erster Linie durch den Salzgehalt des Bodens hervorgerufen werden; denn wenn diese Pflanzen auf einem weniger salzhaltigen Substrat kultiviert werden, bleiben sie in ihrer Ausbildung weit zurück. Besonders zeigen dies Arhrocnemum indicum und Aleuropus lagopinus; auf dem salzärmeren Boden wird das Wassergewebe kleiner und die Spaltöffnungen sind weniger eingesenkt. Bei den Pflanzen des feuchten Meeresstrandes könnte das Grundwasser seinen Einfluß geltend machen; in diesem Fall ist dies aber ausgeschlossen, weil es überhaupt nicht den lehmigen, kompakten Boden zu durchdringen vermag; das Substrat ist deshalb viel salzhaltiger. Oft findet man, besonders in Nord-Ceylon, den Boden vollständig mit Salzkristallen bedeckt. Daß eine Vegetation, die unter solchen Bedingungen gedeiht, xerophytisch gebaut sein muß, ist deshalb durchaus erklärlich.

An dem oberen Rand dieser Region drängen sich allmählich andere Pflanzen hinein und vermitteln so den Übergang zu anderen Formationen.


1) Hooker, Fl. B. Ind. IV, 272.
2) Vergl. Warming, l. c. S. 213, und Buchenau, Die Pflanzenwelt der ostfriesischen Inseln (Abhandl. Naturw. Verein Bremen, Bd. XI, S.249).



Aber allmählich, je weiter wir uns vom Meere entfernen, wird der Sand trockener; entweder ist er zu Dünen aufgeworfen, die als kleine, langgezogene Hügel auftreten, oder er bildet nur einen flachen Küstensaum; dies ist besonders der Fall, wo das Meer plötzlich an Tiefe zunimmt. Hier herrscht eine glühende, tropische Hitze; der Boden zeigt oft eine Temperatur von gegen 60ƒC. Auf einer Düne in Nord-Ceylon war die Lufttemperatur um 2 Uhr nachmittags durchschnittlich 35ƒC und die relative Feuchtigkeit 43.

Daß wird hier wieder eine andere Vegetation finden, die ausgeprägt xerophytisch sein muß, brauche ich kaum zu erwähnen. Wir wollen ihre Haupttypen betrachten. Cressa cretica ist eine kleine Convolvulacee mit stark behaarten Blättern und eingesenkten Spaltöffnungen, aber ohne Wassergewebe.

Hinter dem Marschlande erhöhen sich oft die Dünen. Auf den hohen Sandhügeln ist die Vegetation überaus sparsam; nur Spinifex squarrosus streckt weit und breit langen Rhizome aus, und die Entstehung, das Anwachsen und die Erhaltung der Dünen beruht wesentlich auf dieser Eigentümlichkeit der Pflanze; sie spielt dort dieselben Rolle wie Psamma arenaria bei uns. Das Gras ist ja oft genug beschrieben, z. B. von G o e b e l1) (über die Fruchtstände) und später von S c h i m p e r.

Durch ihre federkieldicken Stolonen verbreitet die Pflanze ihre Blattbüschel nach allen Richtungen und bildet durch ihre pfriemartig zusammengerollten Blätter und durch die langen nadelförmig spitzen Tragblätter der Fruchtstände oft ein undurchdringliches Dickicht. Ich habe die Wärme des Sandbodens an mehreren Stellen in der unmittelbaren Nähe von Spinifex squarrosus gemessen.


t) GoebeI, Pflanzenbiologische Schilderungen, Bd. I, S. 35.



4cm unter der Oberfläche fand ich in der Mittagsstunde bis 66ƒC; nach der Tiefe nahm die Temperatur schnell ab, aber immerhin betrug die Bodentemperatur an den Wurzeln ungefähr 45ƒC. An den sonnenklaren Tagen ist die Lufttemperatur in den Mittagsstunden ungefähr 33ƒC und die relative Luftfeuchtigkeit 58. Diese Pflanze hat also in hohem Grad Schutzmittel gegen zu starke Transpiration nötig; denn der Boden ist sehr trocken, und das Grundwasser liegt zu tief, um von den Wurzeln erreicht werden zu können. Die oberirdischen Teile des Grases sind mit starkem Wachsüberzug versehen; die Spaltöffnungen liegen tief eingesenkt, und die mechanischen Beläge der Gefäßbündel sind sehr groß. Das ganze Innere des Blattes ist von einem großen Wassergewebe ausgefüllt. Die Rhizome haben eine Endodermis mit sehr verdickten Zellen.

Die Fruchtstände sind kugelförmig, und abgefallen rollen sie auf der Sandfläche meilenweit dahin, bis sie schließlich, wenn die Borsten abgerissen sind, im Sande stecken bleiben. Spinifex squarrosus bildet also den vorherrschenden Bestandteil der Dünenvegetation; mit unglaublicher Üppigkeit wachsen seine Büsche auf dem weißen, lockeren Sande. Die Pflanzen stehen bald isoliert, bald erscheinen sie heckenförmig aneinander gereiht, bald wieder bilden sie dicht geschlossene Massen undurchdringlicher Dickichte.

Als untergeordnete Bestandteile sind in erster Linie verschiedene Cyperaceen zu erwähnen, vornehmlich Cyperus arenarius. Er spielt dieselbe Rolle wie Carex arenaria bei uns und trägt wie diese zur Befestigung der Dünen bei. Seine Ausläufer erreichen eine enorme Länge; schnurgerade wachsen sie oft über 100 Fuß unter dem Sand. In regelmäßigen Abständen senden sie Triebe aus, die den Verlauf der Rhizome angeben; diese enden in einer kräftigen Spitze, die leicht den losen Sand durchbohrt. Auch bei dieser Pflanze kommen, wie bei Carex arenaria (vergl. W a r m i n g  l. c. 1891 S.181), zwei verschiedene Wurzeln vor, nämlich kräftige, tiefgehende, auf eine weite Strecke hin unverzweigte "Sicherheitswurzeln", die aus der Basis der jungen Laubsprosse hervorwachsen, und zweitens kleinere, nur in den oberen Schichten des Sandes liegende Nebenwurzeln. Die ersten dienen augenscheinlich zur Befestigung der Pflanze, während die anderen die Nährstoffe aufnehmen. Im übrigen besorgen jene auch die Wasseraufnahme; denn an sehr trockenen Stellen kommen die kleinen Wurzeln überhaupt nicht zur Ausbildung. Die Blätter sind schmal, ericoid und können eine Länge von 3cm erreichen. Die Spaltöffnungen liegen etwas eingesenkt, und die Kutikula ist stark verdickt; die einzelnen Gefäßbündel mit ihren kranzförmigen Scheidenzellen sind durch farbloses oder nur wenig chlorophyllführendes Parenchym voneinander getrennt.

Die Pflanze wächst oft in dem heißesten Sande, ganz wie wir bei Spinifex squarrosus hervorgehoben haben. Wie dieser zeigt auch Cyperus arenarius an solchen Standorten einen den Verhältnissen entsprechenden Bau, wie ich ihn schon soeben beschrieben habe.

Es ist klar, daß unterirdische Organe, die eine solche Hitze im trockenen Sande aushalten können, besondere Schutzmittel gegen das Austrocknen haben müssen; die jungen Sprosse sind deshalb bei den Gräsern von dicken, trockenen Blattscheiden umgeben, so wie ich es in Taf. IV, Fig. 24b bei Eragrostis mucronata abgebildet habe; bei Spinifex squarrosus u. a. finden wir ein ganz ähnliches Schutzmittel.

In diesem brennenden heißen Sande wächst mit Vorliebe Indigofera aspalathoides, ein kleiner, niederliegender Strauch, der auf Taf. V, Fig. 29 abgebildet ist. Die kleinen, ericoiden Blätter sind bilateral gebaut; durch ihre Mitte und in der Nähe der Blattränder ziehen sich3 große, mit Öl oder Schleim gefüllte Interzellularräume; sonst zeigen die Blätter keine besonderen anatomischen Anpassungen gegen zu starke Transpiration; für genügende Wasserzufuhr sorgen die sehr tiefgehenden Wurzeln; bei den abgebildeten Pflanzen wachsen sie über einen halben Meter in die Erde hinein.

Eine charakteristische Dünenpflanze ist Thuarea sarmentosa, niederliegend, kriechend und mit zusammengerollten Blättern.

Zoysia pungens trägt auch zur Befestigung des Flugsandes bei; die Rhizome sind weit umherkriechend, die blaugrünen Blätter, mit einem Wachsbelag überzogen, sind steif und pfriemförmig zusammengerollt; in Größe und Habitus haben sie Ähnlichkeit mit unserem Triticum junceum. Die Oberseite des Blattes ist reichlich mit kleinen Papillen versehen, zwischen welchen geschützt die Spaltöffnungen liegen; diese sind übrigens auch auf der Unterseite zu finden, die eine sehr stark verdickte Kutikula hat. Die mechanischen Beläge der Gefäßbündel sind auch auffallend kräftig ausgebildet.

Zu der Dünenvegetation ist auch Tamarix gallica zu rechnen. Sie kommt aber nur in den wärmsten Gegenden Ceylons vor; sonst ist sie in Burma und Indien recht häufig. Selbst in dem heißesten Sande scheint sie gut zu gedeihen. Die Blätter sind sehr klein, schuppenartig und auf den jungen Sprossen ziegelförmig übereinander gelegt. Da die Spaltöffnungen nur auf der Oberseite vorkommen und diese dicht an der Unterseite des darüberliegenden Blattes anliegt, so sind die sehr geschützt; durch eine tiefe Einsenkung wird einer zu starken Transpiration noch mehr vorgebeugt. An der Oberseite des Blattes finden sich Sekretionsdrüsen. Die Nervenenden sind von Speichertracheiden umgeben.

Bisweilen finden wir in unmittelbarer Nähe des Meeres ein kleines Gebüsch, das in der Regel aus Pemphis acidula, Salvadora persica und anderen Sträuchern besteht. Die Blätter der ersteren haben etwas eingesenkte Spaltöffnungen und eine verdickte Kutikula. Die zweite wird später beschrieben. Auf solchen Stranden fand ich auf der kleinen, südindischen Insel Ramisseram Suriana maritima, einen 2 bis 4 Fuß hohen Strauch, der zu den Charakterpflanzen des tropischen Strandes gehört (auf Taf. IV, Fig. 26 d abgebildet). Die Blätter, besonders die jungen sind dicht mit Haaren bekleidet, sonst zeigen sie keine Schutzmittel gegen zu starke Verdunstung.




Ein Rückblick auf meine Untersuchungen über die Strandvegetation zeigt, daß diese Pflanzen auf denselben äußeren Reiz in höheren oder geringerem Grade reagieren. Je nachdem die Aufnahme des Wassers schwieriger oder leichter ist, treten Anpassungen gegen zu starke Transpiration hervor oder zurück; es besteht mit anderen Worten eine ganz auffallende Harmonie zwischen dem Bau der Strandpflanzen und ihren Lebensbedingungen.

Im Meere wurzeln die Mangrovebäume; sie leben dort unter schwierigen Verhältnissen; denn die Transpiration ist groß, und die Wasseraufnahme aus dem salzhaltigen Boden geht nur langsam vor sich. Es handelt sich jedoch hier nur um einen kurzen, vorübergehenden Wassermangel, da schon der fünften bis sechsten Stunde des Nachmittags an die Verdunstung aufhört und erst am nächsten Morgen wieder einsetzt, so daß die Blätter während dieser Zeit ihre Turgenscenz wieder erreichen und die beiden Reservoire, die Speichertracheiden und das Wassergewebe, sich wieder füllen können.

Auf dem feuchten, salzhaltigen Sandboden wächst eine von den Mangrovepflanzen durchaus verschiedene Vegetation, die jedoch aus demselben Grunde wie jene gegen Austrocknen der Blätter geschützt sein muß. Es treten deshalb bei ihr besondere Wasserreservoire auf, sonst zeigt sie keine weiteren Anpassungen, die hier Erwähnung verdienten. Je weniger salzhaltig der Boden wird, um so verschiedenartiger erscheint nun die Pflanzendecke, aber die einzelnen Individuen zeigen in ihrer Anatomie nichts, was auf einen besonders schwierigen Kampf ums Dasein hindeuten könnte.

Die psammophilen Pflanzen zeigen uns wieder ein ganz neues Bild, ebenso die Bewohner der Tonerde.

Diese vier Formationen, die oft so nahe beieinander liegen, daß man sie alle im Laufe weniger Minuten besuchen kann, bilden jede eine vollständig geschlossene Vegetationsdecke, deren Charakterpflanzen systematisch durchaus verschieden sind. Und nicht das allein, sondern jede Genossenschaft hat auch anatomische Merkmale, die bei den anderen nicht vorhanden sind. Ich erinnere nur daran, daß die Mangrovebäume durchgehends eine mehrschichtige Epidermis haben, was bei anderen Strandpflanzen nicht der Fall ist; bei den Gewächsen auf der salzhaltigen Tonerde finden wir oft ein inneres Wassergewebe, bei den psammophilen eine sehr xerophytische Bauart, bei den Pflanzen des feuchten Sandstrandes dagegen keine auffallenden Schutzmittel gegen zu starke Transpiration. Wenn diese Nachbarformationen so scharf geschieden sind, so liegt dies sowohl an der chemischen Zusammensetzung wie an der physikalischen Beschaffendheit des Substrats.

Auch die Schutzmittel gegen das Austrocknen der Blätter, die bei den drei Formationen in ausgeprägtem Grade vorkommen, sind auf durchaus verschiedene Faktoren zurückzuführen. Die Bedeutung des Wassergewebes bei den Mangrovepflanzen habe ich schon erwähnt.

Bei der psammophilen Formation fordert die Trockenheit des Sandbodens xerophytische Anpassungen, die bei der Vegetation des feuchten Sandbodens überflüssig sind, weil das Grundwasser süß ist. Bei der Tonerdeformation sind die Schutzmittel unentbehrlich teils wegen des Salzgehaltes, teils wegen des häufigen Austrocknens des Bodens.

Es sind jedoch nur ganz bestimmte Pflanzen, die in der Nähe des Meeres wachsen können, andererseits vermögen verschiedene von den Charaktergewächsen ohn Chlornatrium nicht zu gedeihen. Hierdurch wird die halophytische Vegetation bis zu einem gewissen Grade begrenzt. Verschiedene Farne, Gramineen usw. sterben, wenn sie mit 0,3% Kochsalzlösung begossen werden, und sind schon aus diesem Grunde aus dem Bereich des Meeresstrandes ausgeschlossen.

Die tropische Strandvegetation zeigt aber doch trotz ihrer verschiedenartigen Elemente gewisse gemeinsame Merkmale; wir finden dieselben zwar auch bei der europäischen, doch nicht so ausgeprägt wie bei jener; denn die Verhältnisse der Tropen sind weit extremer.

Der Einfluß des Chlornatriums ist bei den meisten Strandpflanzen sehr auffallend; die Blätter sind durchgehends fleischig. Meine Kulturversuche mit verschiedenen Mangrovepflanzen in Peradeniya zeigten jedoch, daß dies nicht zum Wesen der Bäume gehört, sondern akzidenteller Natur ist; ohne Clornatrium werden die Blätter viel dünner. Andererseits sind nicht alle Pflanzen gleich empfänglich für die Einwirkung des Chlornatrium. Launaea pinatifidae bleibt z. B. immer unverändert, sie mag in der nächsten Nähe des Meeres oder weiter entfernt wachsen.

Die Sukkulenz des Blattes ist unzweifelhaft ein Mittel zum Schutz gegen das Austrocknen. Da dieselbe bei vielen Pflanzen erscheint, sobald sie in kochsalzhaltigem Boden wachsen, bildet die Sukkulenz der Halophyten einen kräftigen Beweis für die N ä g e l ische Lehre von der direkten Bewirkung.

Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß verschiedene Pflanzen, die sonst einen nicht allzu salzhaltigen Boden lieben, im Salzwasser gedeihen können, wenn sie im Schatten wachsen. Es hängt dies unzweifelhaft mit den Transpirationsbedingungen zusammen. Cyanotis fasciculata konnte z. B. das Begießen mit einer 3,5% Chlornatriumlösung vertragen, solange sie in dem feuchten Treibhaus in Peradeniya (relative Feuchtigkeit 95) stand, während sie im Freien, wo die Luftfeuchtigkeit 60 war, kaum 2% vertragen konnte; sie zeigte in ersterem Fall kaum eine halb so große Verdunstung wie im letzteren.

Schon B r i c k hebt hervor, daß Chlornatrium auf die Assimilation herabstimmend wirkt; so sollen Chlorophyll- und Stärkekörner bei den Halophyten nur schwach ausgebildet sein. Dies wird von verschiedenen Verfassern wiederholt. Hierzu ist jedoch zu bemerken, daß die Mangrovebäume das wundervollste Grün und große Chlorophyllmassen zeigen; ebenso strotzen die den Meeresboden durchziehenden Rhizome von Cymodocea serrulata geradezu von großen Stärkekörnern.

W a r m i n g beschreibt (l. c. 227) die Eigentümlichkeiten der Halophyten in Dänemark. Er sagt, daß die Blätter oft mehr oder weniger aufgerichtet und gewöhnlich sehr schmal oder linienförmig seien. Es ist dies wohl auch bisweilen in den Tropen der Fall (z. B. bei Arthrocnemum, Suaeda, Sanseveria, verschiedenen Gramineen usw.). Aber im großen und ganzen bilden solche Merkmale doch eine Ausnahme; gerade bei verschiedenen Mangrovebäumen sind die Blätter sogar sehr breit. Wie W a r m i n g schon anführt, sind schmale Blätter und Blattlosigkeit besonders eigentümlich für Heide- und Wüstenpflanzen und andere an Trockenheit angepaßte Gewächse; sie werden als ein Schutzmittel gegen zu starke Verdunstung aufgefaßt.

Beinahe alle Halophyten - sowohl die der Tonerde, wie die der Stransformation - haben nach W a r m i n g isolaterale Blätter, Palisadengewebe ringsum (wenn auch höher auf der Ober- als auf der Unterseite) und Spaltöffnungen auf beiden Seiten. So ist es nur selten auf dem tropischen Strande, auch nicht durchgehends bei den Mangrovebäumen (ausgenommen Lumnitzera).

Bei den dänischen Halophyten sind die meisten, wie auch in den Tropen, ohne Haarbekleidung. Die Oberhaut ist nicht besonders verdickt oder kutikularisiert und die Spaltöffnungen liegen im Niveau der Oberfläche.

W a r m i n g sagt: "Besondere mechanische Gewebe in den Blättern fehlen vollständig, weil sie natürlich durch die Dicke und starke Turgeszenz des Parenchyms überflüssig gemacht werden." In den Tropen finden wir bei verschiedenen Halophyten große mechanische Beläge um die Gefäßbündel, außerdem subepidermale Rippen (so z. B. bei Sanseveria, Aleuropus lagopina und verschiedenen Gramineen). Diese Vergleiche durch weitere Beispiele zu vervollständigen, würde jedoch zu weit führen.



d) Die Wälder des feuchten Tieflandes.


Im folgenden zitiere ich nach J. D. A.   V i n c e n t eine im Jahre 1883 in "Forest Administration of Ceylon" veröffentlichte Liste der Hauptrepräsentanten der Wälder des feuchten Tieflandes (bis 1000 Fuß hinaufsteigend).

Von den angegebenen 59 Arten habe ich 38 (mit * bezeichnet) untersucht.

Über die Blattanatomie der Bäume der obern erwähnten Region ist folgendes zu bemerken:

Die Kutikula ist dünn, nicht dicker als bei unseren einheimischen Laubhölzern. Die Epidermiszellen sind klein und bilden nur eine Schicht. Ein subepidermales Wassergewebe ist also nicht vorhanden, ebenso wenig ein "inneres"; die Palisaden, die regelmäßig aus 2-3 Reihen bestehen, schließen sich dicht an die Epidermis an. Die Blätter sind dorsiventral; ihre Spaltöffnungen befinden sich nur an der Unterseite und erscheinen nicht eingesenkt, sondern oft sogar etwas vorgeschoben. Die Enden der Gefäßbündel sind nicht von Speichertracheiden umgeben, sondern schließen in gewohnter Weise ab. Bei einigen Arten finden sich Schleimzellen im Innern des Gewebes, aber nur in solchen Fällen, wo dies überhaupt für die ganze Familie der betreffenden Art charakteristisch ist. Irgend welche Anpassungen selbst gegen vorübergehendes Austrocknen kommen also nicht vor, und so lehrt uns schon die Anatomie, daß diese Formation nicht mit einer schwierigen Wasserversorgung zu kämpfen hat. Und zwar handelt es sich hier in vielen Fällen um endemische Arten, die in diesen Gegenden ihren ausschließlichen Verbreitungskreis haben. Besonders in der Näahe der bekannten Stadt Ratnapura, die in diesem Gebiete liegt, ist eine große Zahl von endemischen Bäumen - allein über 20 Dipterokarpeen (aus den Gattungen Dipterocarpus, Shorea, Doona, Vatica, Vateria usw.) - ausschließlich hier zu Hause; und gerade diese endemischen Arten zeigen gar keine Schutzmittel in der angeführten Richtung. Von den wenigen Ausnahmen ist Myristica laurifolia des Verzeichnisses zuerst zu erwähnen; sie hat eine verdickte Kutikula. Der Baum ist aber mit Unrecht von V i n c e n t angeführt; denn spätere Untersuchungen von T r i m e n habe gezeigt, daß er noch in einer Höhe von 5000 Fuß wächst. Ebenso ist es bei Canthium didymum, das bis 4000 Fuß hoch steigt; diese Pflanzen unterscheiden sich von den übrigen dadurch, daß sie ein deutliches Wassergewebe besitzen; wie wir später sehen werden, ist dies gerade für die Blätter der Hochgebirgsbäume charakteristisch. Eine bemerkenswerte Ausnahme scheint nur Alstonia scholaris zu bilden, die zwar eine dünne Kutikula, aber eine zweischichtige Epidermis hat. Das Wahrscheinliche ist, daß dieser Baum eigentlich anderen Verhältnissen angepaßt ist. S c h i m p e r gibt (l. c. p. 125) an, daß es eine Strandpflanze sei. J u n g h u h n (l. c. I. p. 188) sagt: "Weniger allgemein, doch hier und dort wird Alstonia scholaris auf dem Mangroveboden angetroffen."

Ihre großartigste Entwickelung hat die Vegetation des feuchten Tieflandes in den großen Wäldern von Singhe-rajah. Mächtige, bis 150 Fuß hohe Bäume wachsen wie gewaltige Säulen nebeneinander; der Boden ist immer ganz feucht und steht an vielen Stellen sogar unter Wasser. Das ganze Innere liegt in einem vollständigen Halbdunkel; denn die dichten Laubmassen lassen keine Sonnenstrahlen eindringen. In keiner anderen Gegend Ceylons ist der Walt so reich an holzigen Lianen; sie ranken von Baum zu Baum, von Zweig zu Zweig in gewaltigen Bogenlinien. Sehr selten bilden sie Blätter, und ncoh seltener blühen sie im Waldschatten; erst wenn sie die Spitze des Baumes erreicht haben, kommen Blätter und Blüten zum Vorschein. Die Blätter der Lianen haben hier vollständig dieselben anatomischen Merkmale wie die der Bäume, die sie umgeben: die Kutikula ist dünn, die Spaltöffnungen sind nicht eingesenkt und ein Wassergewebe fehlt. Selbst die Kalamusarten zeigen keine Neigung zur Ausbildung von Schutzmitteln, ebensowenig wie die auch hier wachsende Caryote urens, obgleich dies bei den Palmen sonst häufig der Fall ist. Besonders bei Kalamus wäre um so mehr ein etwas xerophytischer Bau zu erwarten, als das Wasser oft enorme Strecken geleitet werden muß. Die Kalamusarten erreichen bisweilen eine Länge von 800-1000 Fuß, und hierzu kommt noch, daß der Stengel trotz seiner enormen Laubkrone nur Federkiel bis Handgelenkdicke besitzt. Auf Ceylon kommen 10 Kalamusarten vor; 8 von ihnen gehören der feuchten Zone an, von diesen sind wieder 7 endemisch. Von den beiden übrigen ist zu bemerken, daß Calamus Rotang der trockenen Zone angehört, aber dort auf feuchten Standorten vorkommt, während Calamus Thwaitesii sich mehr in dem Grenzgebiete findet und bis 2000 Fuß hinaufsteigt. Die Anatomie der Blätter dieser beiden Arten ist etwas abweichend; denn die Kutikula ist verdickt und die Spaltöffnungen kommen nur an der Unterseite vor.

Über das Klima des feuchten Tieflandes habe ich schon auf Seite 8 verschiedene Mitteilungen gemacht. Dieser Teil der Insel ist sehr feucht und hat sogar an einzelnen Stellen die enorme jährliche Regenmenge von 4,50 m; die Regentage sind ziemlich gleichmäßig verteilt. Die oben erwähnte Stadt Ratnapura hat z. B. durchschnittlich 218 Regentage im Jahre; im Februar kommen in der Regen nur 7-8 solcher Tage vor, aber in den übrigen Monaten um so mehr. Es ist eine große Seltenheit, daß in diesem Gegenden überhaupt nennenswerte Trockenperioden eintreten.

Wie in allen feuchten tropischen Gegenden sind die Bäume reichlich mit Epiphyten bedeckt, welche hauptsächlich aus Moosen, Farnun und Orchideen bestehen; da diese jedoch später in einem besonderen Abschnitte behandelt weden, so muß hier aus diesen verwiesen werden. Auf dem Boden findet sich auch eine reiche Vegetation von Gesneraceen, Rubiaceen usw. Sehr charakteristisch als Untergebüsch sind die Zingeberaceen. Obgleich sie keine holzigen Gewächse sind, machben sie sich in der Landschaft doch sehr bemerkbar, besonders durch ihre Höhe (8-12 Fuß) und durch die Größe ihrer Blätter, so daß man wohl sagen kann, sie bilden einen Wald im Walde. Die Zingibereaceen haben ein subepidermales Wassegewebe, was wohl mit ihrem wenig ausgedehnten Wurzelsystem in Korrelation zu setzen ist.

Auf offenen, schattenlosen Stellen findet isch in der Regel ein kleines Gebüsch von Sträuchern, die selbstredend gewisser Schutzmittel gegen Austrocknen nicht entbehren können. Häufig trifft man Gmelina asiatica, die auf Taf. VII Fig. 40 abgebildet ist; die Oberseite der Blätter hat eine recht stark verdickte Kutikula, die Unterseite ist mit kleinen Haaren dicht besetzt. Ohne Ausnahme findet sich an solchen Standorten Lantana aculeata, ohne Zweifel die verbreiteteste Pflanze des feuchten Tieflandes. Ungefähr im Jahre 1824 wurde sie in Ceylon aus Amerika eingeführt und hat sich mit erstaunlicher Schnelligkeit eingebürgert. Der Strauch kann keinen Schatten vertragen, aber trotzdem wächst er nur in den feuchten Zonen und verschwindet ungefähr bei einer Höhe von 1100 m.




[Index]
[Rückblick] [II. Das trockene Tiefland]


Diese Seite ist Bestandteil von Kurt Stübers online library
Seite erstellt von Vanessa Quodt, am 19. 3. 2001
© Stüber, Quodt, 2001.