[Index] [Vorrede] [Die Transpiration der tropischen Gewächse]



DER




EINFLUSS DES KLIMAS




AUF DEN




BAU DER PFLANZENGEWEBE






ANATOMISCH-PHYSIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN IN DEN TROPEN


VON


DR. CARL HOLTERMANN


PROFESSOR IN BERLIN





MIT EINER TEXTFIGUR, 6 VEGETATIONSBILDERN UND 16 LITHOGRAPHISCHEN TAFELN



LEIPZIG


V E R L A G  V O N   W I L H E L M   E N G E L M A N N

1907.






DEM MEISTER

ZUM

GOLDENEN DOKTORJUBILÄUM


VON


SEINEM DANKBAREN SCHÜLER GEWIDMET








Vorrede.


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Index] [Titel] [Die Transpiration der tropischen Gewächse]

Daß im inneren Bau der Pflanzen eine weitgehende Zweckmäßigkeit herrscht, daß Bau und Funktion bis in die kleinsten Einzelheiten in Harmonie stehen, hat unser Meister als der Erste gezeigt, als er seine Schrift " Das mechanische Prinzip im anatomischen Bau der Monokotylen veröffentlichte. Wir können es heute kaum verstehen, wenn man uns von dem Sturm des Unwillens erzählt, den dieses Werk S c h w e n d e n e r s heraufbeschwor. Mit Recht betonte H a b e r l a n d t, S c h w e n d e n e r s ältester und erfolgreichster Schüler, gelegentlich der Feier des 70. Geburtstages unseres Meisters: "Heute wissen wir alle, wie fruchtbar "diese Entgleisung" für die Weiterentwicklung der Pflanzenanatomie gewesen ist. Im Laufe des letzten Viertels des Jahrhunderts ist so eine "physiologische Pflanzenanatomie" entstanden, an deren Aufbau zahlreiche Schüler und auch einstige Gegner kräftig mitarbeiten. Reich an Plänen und Aufgaben erwartet sie das kommende Jahrhundert. "

Auch das vorliegende Werk soll ein Beitrag zu S c h w e n d e n e r s anatomisch-physiologischer Betrachtungsweise sein. Ich versuchte die Anatomie und Physiologie der tropischen Pflanzen in ihrer Wechselbeziehung zu den klimatischen Faktoren darzustellen.

Der Arbeit liegen Untersuchungen zugrunde, die ich mit Unterstützung der Kgl. Preuß. Akademie der Wissenschaften auf Ceylon unternahm und worüber ich schon in den Sitzungsberichten der Akademie eine vorläufige Mitteilung veröffentlichte (im Jahre 1902).

Ceylon war mir schon durch einen zweimonatlichen Aufenthalt von meiner ersten Tropenreise her bekannt. Die verschiedenen Exkursionen, die ich damals in das Innere der Insel unternommen hatte und auf denen ich zahlreiche Beobachtungen sammeln konnte, kamen mir jetzt sehr zustatten. Als ein besonderes Glück betrachte ich es aber, daß ich in dem Direktor des botanischen Gartens zu Peradeniya, Herrn Dr. J o h n  W i I I i s , einen Mann fand, der mich stets mit der größten Bereitwilligkeit in meiner Arbeit unterstützte und dessen vielseitige Erfahrungen mir immer von außerordentlichem Nutzen waren. Aber auch den Herren J. B.  C a r r u t h e r s, E. E r n e s t  G r e e n, W. N o c k und H. W r i g h t bin ich zu größtem Dank verpflichtet, insbesondere M u d a I i y a r  d e  A l w i s, dessen gründliche Kenntnis der ceylonischen Flora ihn in den Stand setzte, mir immer das am besten geeignete Material nachzuweisen, meine Sammlungen durchzusehen und zu bestimmen. Sein Sohn Alfred, der die künstlerische Begabung seines Vaters erbte, hat verschiedene der beigegebenen Zeichnungen mit Geschick vervollständigt.

Allen diesen Herren meinen herzlichsten Dank!
Bei dem Bestimmen des Materiales war mir nicht allein das vorzügliche und übersichtliche Herbar der ceylonischen Flora von größtem Nutzen, sondern auch die von der Familie d e  A l w i s durch mehrere Generationen künstlerisch ausgeführten Zeichnungen der verschiedenen Pflanzen, die dem Herbar einverleibt sind.

Durch Herrn Dr. W i l l i s freundliches Entgegenkommen wurde es mir gestattet, aus den entbehrlichen Duplikaten dieser Sammlung die Pflanzen mitzunehmen, die mir von Nutzen sein konnten. Außerdem brachte ich ein umfassendes Alkoholmaterial mit, von dem bis jetzt nur der geringere Teil zu wissenschaftlichen Untersuchungen benutzt worden ist. In verschiedenen studierenden Herren im hiesigen Institute fand ich die Gehilfen in der Ausnutzung des gesammelten Materiales; so haben Dr. T o m i n s k i, Dr. K o o p,  K r a m e r,  G  r a m s e und H a m m e r s t e i n unter S c h w e n d e n e r s Leitung die Orchideen, die Palmen, die Farne, die Speichertracheiden, die Loranthaceen untersucht (vergl. die Literaturübersicht). Außer zu diesen Arbeiten, die die Abhängigkeit der Pflanzen von Klima und Standort behandeln, habe ich auch noch Material für die Bearbeitung verschiedener anderer Themata abgeben können, - und noch ist vieles unerforscht.

Vor meiner Abreise blieb ich einige Tage in Basel, einer Einladung Prof. S c h i m p e r s folgend, mit dem ich seit meiner Bonner Studienzeit in freundschaftlichem Verkehr stand, um mit ihm noch verschiedene Fragen, meinen Arbeitsplan betreffend, zu besprechen. Leider wurde der Gedankenaustausch durch die schwere Erkrankung des hochverdienten Mannes sehr eingeschränkt. Wir korrespondierten des öfterern, und ich teilte ihm auch verschiedentlich mit, daß ich in gewissen Fragen zu einer anderen Auffassung als er gekommen wäre: leider wurde durch seinen Tod eine persönliche Auseinandersetzung unmöglich gemacht. Möge es mir gelungen sein, die notwendigen Korrekturen an seinen Untersuchungen in den Tropen so auszuführen, wie er es auf Grund meiner Beobachtungen wohl selbst getan haben würde, wenn er noch unter uns weilte.

Die künftigen Besucher der Insel Ceylon mache ich darauf aufmerksam, daß man das Alkoholmaterial - ich meine in erster Linie den Alkohol - unter beständiger Aufsicht haben muß; denn die Eingeborenen, besonders die Buddhisten, haben eine große Schwäche für Alkohol; hier schützen weder verschlossene Räume, noch Drohungen verschiedenster Art. Was ich befürchtete, ist eingetreten: sehr viel Material ist dadurch unbrauchbar geworden, daß die Eingeborenen den Spiritus meiner Flaschen abgegossen haben und statt dessen Wasser zusetzten. Ich war allerdings durch die Erfahrungen während meines ersten Besuches auf Ceylon auf diese Eventualität vorbereitet und verteilte alle wichtigeren Sachen auf mehrere Flaschen. In dieser Beziehung ist Java weit vorzuziehen, da die Muhamedaner alkoholische Getränke verabscheuen.

Als Mittelpunkt für meine Untersuchungen und Reisen diente der botanische Garten zu Peradeniya, in welchem Herr Dr. W i 1 1 i s ein Laboratorium eingerichtet hat. Nur diejenigen Untersuchungen, die nicht in Europa gemacht werden konnten, wurden auf Ceylon ausgeführt.

Da ich mich ja auch längere Zeit in Buitenzorg aufgehalten habe, so liegt es nahe, einen Vergleich zwischen den beiden Stationen zu ziehen. Für diejenigen, die selbst ihre wissenschaftlichen Instrumente mitführen, bieten beide dasselbe. Das Klima ist an beiden Orten so gesund, wie es in den Tropen überhaupt sein kann - weder auf Java, noch auf Ceylon war ich auch nur einen einzigen Tag krank. Ceylon hat aber den entschiedenen Vorteil, einen weit billigeren Aufenthalt bieten zu können.

Zum Schluß habe ich noch die Ehre, der hohen Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für die mir bewilligten Reisemittel, sowie für die Unterstützung zur Herausgabe des vorliegenden Werkes ergebenst zu danken. Zugleich ist es mir eine angenehme Pflicht, meinem lieben Freunde Dr. H e r m a n n  G i e r i n g meinen herzlichsten Dank auszusprechen für seine aufopfernde Hilfe nicht allein bei der Korrekturarbeit, sondern auch bei der Durchsicht des Manuskriptes.

Berlin, Botanisches Institut der Kgl. Universität,
im November 1906.



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Seite erstellt von Vanessa Quodt, am 19. 3. 2001
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