Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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140 7. Paläoklimatische Argumente.

Wir sehen die gleichen Vorgänge gegenwärtig in allen Wüsten, auch in denen des amerikanischen Westens."

„Vereinzelte große Blöcke in sonst feinen marinen Ablagerungen brauchen nicht durch schwimmendes Eis transportiert zu sein. Große Bäume können das gleiche verursachen, wenn sie große Steine, die von ihren Wurzeln umfaßt werden, mit auf die See hinausführen."

„Selbst angeschliffene und gekritzte Steine brauchen nicht glazial zu sein, außer wenn die Schrammen sehr häufig sind und die Steine aus sehr dichtem und hartem Felsen bestehen. Solche Steine, die glazialen Blöcken und Erratikum in erstaunlicher Weise gleichen, aus den permischen Konglomeraten von Nordwesteuropa, mit klaren Anzeichen von .glazialem' Charakter, werden jetzt als bloße durch Rutschung geschrammte Fragmente betrachtet. 1909 habe ich selber einmal den Irrtum begangen, eines dieser europäischen Konglomerate als einen Tillit zu beschreiben."

Zu den oben angeführten Fällen kommt aber als besonders auffallende Erscheinung noch ein bei Boston in Nordamerika entdecktes permokarbones Konglomerat, das den Namen „Squantum Tillit" erhalten hat und bisher von allen Besuchern, insbesondere von Sayles [168], der die genaueste Beschreibung geliefert hat, als verhärtete Moräne gedeutet wurde. Diese Ablagerungen bedecken etwa ein Areal fast so groß wie der Vatna-Jökull auf Island. Das Konglomerat enthält geglättete Steine, die als vom Eise gekritzte Geschiebe angesehen werden, und in der Umgebung dieses Gebiets werden verhärtete Tonschichten gefunden, die den von de Geer studierten quartären und postquartären Warven in Schweden ähnlich sind. Doch sind alles dies Erscheinungen, die auch pseudoglazial sein können. Der geschliffene Felsen unter dieser angeblichen Moräne ist bisher nirgends gefunden worden.

Gegen die glaziale Deutung dieses Squantum-Tillits bestehen, wie von mir kürzlich hervorgehoben wurde [217], die schwersten Bedenken vom klimatologischen Standpunkt aus, und zwar ganz unabhängig von der Verschiebungstheorie. Alle übrigen Klimazeugen von Nordamerika aus permokarboner Zeit, die ungemein zahlreich sind, beweisen in völlig eindeutiger Weise, daß das Gebiet der Vereinigten Staaten im Westen während dieser ganzen Zeit das Klima der heißen Wüste hatte, während der Osten im Karbon noch in der äquatorialen Regenzone, im Perm aber gleichfalls im Gebiet der heißen Wüste lag. Einzelheiten über diese Klimazeugen, unter denen Salz- und Gipsablagerungen und Korallenriffe eine Hauptrolle


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003