Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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7. Paläoklimatische Argumente. 139

Eiskappe gleichzeitig in Zentralafrik'a lag. Es ist deshalb berechtigt, die Konglomerate von Zentralafrika einstweilen als Klimazeugnisse außer acht zu lassen. Ich halte es für wahrscheinlich, daß sich später ihre pseudoglaziale Natur herausstellen wird.

Noch wahrscheinlicher ist dies bei den von Koert in Togo gefundenen permokarbonen Konglomeraten, die nach der bisherigen, noch wenig eingehenden Untersuchung gleichfalls als glazial angesprochen wurden, aber meines Erachtens höchst wahrscheinlich im Trockenklima gebildet sind.

Durchaus unvereinbar mit dem sonst so folgerichtigen Gesamtbild, das sich aus der Verschiebungstheorie ergibt, ist aber eine andere Reihe als glazial angesprochener Konglomerate in Nordamerika und Europa. So glaubte Hobson Spuren von Eis im Karbon des Ruhrbeckens, Tschernischew solche im Oberkarbon des Ural zu sehen.

Ebenso fand W. Dawson 1872 angebliche Glazialspuren auf Nova Scotia, die noch 1925 von A. P. Coleman bestätigt wurden; S. Weidman (1923) solche in den Gebirgen von Arbuckle und Wichita in Oklahoma; J. B. Woodworth (1921) in den „Caney Shales" von Oklahoma; Udden im Perm von Westtexas; Süss-milch und David erwähnen auch die „Fountain"-Konglomerate von Colorado. Diese Fälle werden heute bereits von der überwiegenden Mehrzahl der Geologen für pseudoglazial gehalten, sicherlich mit Recht, denn die glaziale Deutung würde allen übrigen, so zahlreichen Klimazeugen gerade aus diesen Gebieten widersprechen. Van Waterschoot van der Gracht [210] schreibt über sie:

„Wir müssen sehr vorsichtig mit ,Tilliten' sein. Ich halte es nicht für nachgewiesen, daß irgend eines der permokarbonen Konglomerate von Texas, Kansas, Oklahoma und namentlich Colorado als glazialen Ursprungs betrachtet werden kann. Wer mit Wolkenbrüchen, namentlich solchen, die in Wüsten oder am Rande arider Zonen vorkommen, vertraut ist, für den hat es nichts Überraschendes, daß unsortiertes, meist klastisches und teilweise kantiges Material in großer Mächtigkeit durch die Fluten abgelagert wird, die durch solche Regengüsse erzeugt werden. Diese Fluten sind äußerst heftig, obwohl von kurzer Datier. Die Ströme bestehen meist mehr aus Schlamm als aus Wasser, und die Mischung hat ein so großes spezifisches Gewicht, daß sie nicht nur unglaublich große Blöcke transportieren kann, sondern auch jede Sichtung des Materials verhindert. Man benötigt kein Eis, um das zu erklären.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003