Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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7. Paläoklimatische Argumente. 141

spielen, werden weiter unten genannt werden. Nun geht aber aus unserer Abb. 33 hervor, daß in den Klimaten, die solche Ablagerungen erzeugen, die Schneegrenze gerade ihre höchste Lage auf der ganzen Erde hat. Sie wird auch damals im Gebiet der Vereinigten Staaten über 5000 m hoch gelegen haben. Da erscheint es völlig ausgeschlossen, daß inmitten dieser Ablagerungen eine Eismasse von der Größe des Vatna-Jökull gelegen haben kann oder gar, wie manche annehmen, in demselben Meere, in dem sich die Korallenriffe bildeten, Eisberge schwammen. Dies ist physikalisch unmöglich, denn das Klima kann nicht gleichzeitig heiß und kalt gewesen sein. Auch mit der Annahme, daß diese Glazialbildungen in großer Höhe entstanden wären, kommt man auf keine Weise aus. Ich halte es deshalb für sehr wahrscheinlich, daß sich auch der Squantum-Tillit als pseudoglazial herausstellen wird, wie bereits so manche andere Konglomerate.

Zu beachten ist dabei, daß diese klimatologischen Bedenken gegen die glaziale Natur des Squantum-Tillits auf den zeitlich und räumlich benachbarten Ablagerungen der nordamerikanischen Scholle selbst beruhen, also überhaupt nichts mit der Verschiebungstheorie zu tun haben und ohne Rücksicht auf sie eine Klärung erheischen.

Aus diesem Grunde ist es unlogisch, in dem Squantum-Tillit einen Einwand zu sehen. Denn wie es sich auch mit dem Squantum-Tillit verhalten möge, es ist ja selbstverständlich, daß wir der großen Zahl sicherer und untereinander übereinstimmender Zeugnisse folgen müssen und nicht dem einen abweichenden, das sich schon in so vielen Fällen als trügerisch erwiesen hat.

Ich bin auf die pseudoglazialen Erscheinungen des Permo-karbons hier etwas näher eingegangen, weil ich bisher mit meinem Protest gegen die glaziale Deutung des Squantum-Tillits noch allein zustehen scheine1) und ihn deshalb eingehender begründen mußte. Gehen wir nun zu der Prüfung über, wie sich die verläßlichen Klimazeugen aus dem Karbon und Perm bei Annahme der Verschiebungstheorie ordnen!

Die wichtigsten von ihnen sind in die beiden Karten der Abb. 35 und 36 eingetragen. Die echten Eisspuren sind durch den Buchstaben E bezeichnet. Wie man sieht, haben sich jetzt alle damals vereisten Gebiete um Südafrika zusammengeschlossen und nehmen

l) Nur van Waterschoot van der Gracht [210] scheint sich meinen Zweifeln anzuschließen.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003