Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

7. Paläoklimatische Argumente.

137

diese Eisspuren klimatisch zu erklären, wurde schon 1907, als die südamerikanischen Funde noch für unsicher gehalten werden durften, von Koken [167] praktisch ad absurdum geführt; denn sein Schluß, daß anscheinend nichts übrigbleibe als die Annahme, alle diese Eisspuren seien in großer Seehöhe gebildet, kommt aus dem Grunde nicht in Betracht, weil auch Hochländer dieser Ausdehnung kein Inlandeis in den Tropen erzeugen, und zudem die Beobachtungen gerade umgekehrt beweisen, daß die Schneegrenze hier bis zum

Abb. 34.

Die permokarbonen Inlandeisspuren auf den heutigen Kontinenten. Das Kreuz bezeichnet die für die Erklärung günstigste Lage des Südpols; die stark ausgezogene Kurve ist der zugehörige Äquator.

Meeresspiegel herabgesenkt war. Und in der Tat ist seitdem auch kein Versuch einer klimatischen Erklärung der Erscheinungen mehr unternommen worden.

So bilden diese Eisspuren eine eklatante Widerlegung der Hypothese der Immobilität der Kontinente. Was würden wir zu der Verschiebungstheorie sagen, wenn sie an irgend einer Stelle des großen, von ihr zusammengefaßten Materials auf einen solchen Widersinn führte? Die Unveränderlichkeit der Lage der Kontinentalschollen ist bisher wie eine aprioristische Wahrheit behandelt worden, die keines Beweises bedarf. Aber sie ist doch in Wirklichkeit auch nur eine Hypothese, die an den Beobachtungen geprüft werden muß. Und ich zweifle stark, ob die Geologie imstande ist, für irgend eines ihrer Ergebnisse je einen strengeren Beweis zu erbringen als den für die Unrichtigkeit der Immobilitätshypothese auf Grund der permokarbonen Glazialspuren.


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003