Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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5. Geologische Argumente. 65

die eigenartige Lagerungsform der „Pfeifen" vor. Weiße Diamanten gibt es in Brasilien in der Provinz Minas Geraes und in Südafrika nur nördlich des Oranje. Aber deutlicher als in diesen immerhin seltenen Diamantvorkommen zeigt sich die Übereinstimmung in der Ausbreitung des kimberlitischen Muttergesteins. Dies ist in Gängen auch in der Provinz Rio de Janeiro festgestellt. „Ebenso wie die kimberlitischen Gesteine nahe der Westküste von Südafrika gehören auch die bekannten brasilianischen Gesteine beinahe alle zu den glimmerarmen basaltischen Varietäten1)."

Brouwer hebt aber hervor, daß auch die Sedimente eine große Übereinstimmung hüben und drüben zeigen: „Die Gleichheit zwischen einigen Gruppen von Sedimentgesteinen beiderseits des Atlantischen Ozeans ist ebenfalls auffallend. Wir nennen nur das südafrikanische Karroosystem und das brasilianische Santa Catharina-System. Das Orleanskonglomerat in Santa Catharina und Rio Grande do Sul stimmt überein mit dem Dwykakonglomerat von Südafrika, und in beiden Kontinenten werden die obersten Abschnitte durch die schon genannte mächtige Serie vulkanischer Gesteine gebildet, wie die vom Drakenberg in der Kapkolonie und die von der Serra Geral in Rio Grande do Sul."

Du Toit [75] vermutete sogar, daß das erratische permo-karbonische Material in Südamerika teilweise aus Afrika stammt: „Der südbrasilianische Tillit stammt nach Coleman von einer Eiskappe, die wahrscheinlich ihr Zentrum im Südosten2), außerhalb der heutigen Küstenlinie, hatte. Sowohl er wie Woodworth erwähnen gewisse erratische Geschiebe aus einem eigentümlichen Quarzit oder Sandstein mit Kieseln aus gebändertem Jaspis, der nach ihrer Beschreibung genau demjenigen gleicht, der vom Transvaaleise von den Bergketten der „Matsap beds" in Westgriqualand aufgenommen und mindestens bis zum 18. Meridian nach Westen transportiert ist. Könnte er, wenn wir an die Hypothese der Kontinentverschiebungen denken, nicht möglicherweise noch viel weiter nach Westen geschafft worden sein?" Aber neuerdings hat

*) H.S.Washington [113] gibt diese Übereinstimmungen der vulkanischen Gesteine zwar gleichfalls zu, meint aber trotzdem — hauptsächlich wohl infolge zu hoch gespannter Forderungen —, daß ein Vergleich nicht zugunsten der Verschiebungstheorie spreche. Seine schlecht begründete Ablehnung ist leider für die Haltung vieler amerikanischer Geologen ausschlaggebend geworden.

*) Im Original steht (wie die folgenden Worte zeigen, offenbar durch Versehen): south-west.

l. c


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003