Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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5. Geologische Argumente. 63

In unserer Rekonstruktion, die doch gerade hier kein Zurechtschieben zuläßt, werden die Teilstücke gerade zur Berührung aneinandergefügt; ihre Abstände von Kap San Roque bzw. Kamerun sind gleich. Dieser Beweis für die Richtigkeit unserer Zusammensetzung ist sehr auffallend und erinnert an die durchgerissene Visitenkarte als Erkennungszeichen. Es beeinträchtigt diese Übereinstimmung nur wenig, daß sich von dem südafrikanischen Zuge bei Erreichung der Küste die Kette der Cedarberge nach Norden abzweigt. Denn dieser bald erlöschende Zweig trägt den Charakter einer lokalen Ablenkung, die durch irgend eine Diskontinuität an der späteren Spaltungsstelle verursacht sein mag. Solche Abzweigungen sehen wir in noch viel größerem Maße bei den europäischen Faltengebirgen, sowohl bei den karbonischen, als bei den tertiären, und sie hindern uns auch hier nicht, diese Faltungen zu einem System zusammenzufassen und auf einheitliche Ursachen zurückzuführen. Auch wenn, wie es nach neueren Untersuchungen scheint, die afrikanische Faltung noch in jüngeren Zeiten fortgedauert hat, so läßt sich doch hieraus kein Altersunterschied konstruieren, denn bei Keidel lesen wir: „In den Sierren ist, als die jüngste Bildung, das glaziale Konglomerat gefaltet worden; in den Kapgebirgen zeigen die Ecca-schichten an der Basis der Gondwanaserie (Karrooschichten) noch Spuren der Bewegungen ... In beiden Gebieten können also die hauptsächlichen Bewegungen in dem Zeitabschnitt vom Perm bis zur unteren Kreide vor sich gegangen sein."

Aber diese Bestätigung unserer Ansichten durch das Kapgebirge und seine Verlängerung in den Sierren von Buenos Aires steht keineswegs allein da, vielmehr finden wir noch zahlreiche weitere Belege dafür längs den Küsten des Atlantik. Schon in großen Zügen zeigt die ungeheure, seit langen Zeiten nicht mehr gefaltete Gneistafel Afrikas eine auffallende Ähnlichkeit mit derjenigen Brasiliens. Und daß diese Ähnlichkeit sich nicht nur auf Allgemeinheiten beschränkt, zeigt einmal die Übereinstimmung der Eruptivgesteine und Sedimente und andererseits die der alten Faltungsrichtungen hüben und drüben.

Die Eruptivgesteine hat H. A. Brouwer verglichen [74]. Er findet nicht weniger als fünf Parallelen, nämlich 1. den älteren Granit, 2. den jüngeren Granit, 3. alkalireiche Gesteine, 4. vulkanische jurassische Gesteine und intrusiven Dolerit, 5. Kimberlit, Alnoit usw.

Der ältere Granit ist in Brasilien enthalten in dem sogenannten „Brasilianischen Komplex", in Afrika in dem „Fundamental-


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003