Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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46 4. Geophysikalische Argumente.

Sekunde (unterhalb) springt. Diese Schichtgrenze hat man bisher meist mit der Unterseite der Kontinentalschollen identifiziert, wie schon die Übereinstimmung der Tiefe mit dem von Heiskanen aus den Schweremessungen abgeleiteten Wert der Schollendicke nahelegt1). Es scheint allerdings, als ob diese Auffassung heute nicht mehr aufrechtgehalten werden kann, sondern als Schollendicke nur etwa der halbe Wert in Betracht kommt, während die genannte Schichtgrenze bereits einer weiteren Unterteilung des Substratums entspricht. Diese Schichtgrenze fehlt aber ganz im Bereich des Pazifischen Ozeans. Hier findet man schon in den oberflächlichen Schichten eine Geschwindigkeit der Erdbebenwellen, die fast der oben genannten im Untergrunde gleich ist, nämlich 7 km pro Sekunde für die Longitudinalwellen und 3,8 km pro Sekunde für die Transversalwellen (für die Oberflächenschichten der Kontinente lauten diese Zahlen dagegen 5% und 3,2 km pro Sekunde). Diese Zahlen haben nur die eine mögliche Deutung, daß nämlich die obersten Schichten, die unter den Kontinentaltafeln bis 60 km Tiefe herabreichen, im Pazifik fehlen.

Wie zu erwarten, zeigte auch die Geschwindigkeit der Oberflächenwellen, die ja gleichfalls eine Materialkonstante ist, einen entsprechenden Unterschied zwischen dem Tiefseeboden und den Kontinentalschollen. Dies kann heute als feststehende Tatsache gelten, nachdem es unabhängig von fünf verschiedenen Forschern festgestellt wurde. So fand Tams [46] 1921 aus einer Auswahl besonders klarer Registrierungen die folgenden Geschwindigkeiten der Oberflächenwellen:

1. Tiefsee.

Anzahl

Kaliforn. Beben, 18. April 1906 . . . c = 3,847 ± 0,045 km/sec 9

Kolumbien, 31. Januar 1906..... 3,806 i 0,046 ,, 18

Honduras, 1. Juli 1907....... 3,941 ± 0,022 20

Nicaragua, 30. Dezember 1907 .... 3,916 ± 0,029 ,, 22

2. Kontinente.

Kalifornien, 18. April 1906.....v= 3,770 ± 0,104 km/sec 5

Philippinen I, 18. April 1907 .... 3,765 ± 0,045 30

II, 18. April 1907 .... 3,768 ± 0,054 27

Buchara, 21. Oktober 1907..... 3,837 ± 0,065 19

27. Oktober 1907..... 3,760 ± 0,069 „ 11

*) Unter Zugrundelegung der Prattschen Theorie war man zu größeren Werten der Schollendicke (100 bis 120 km) gekommen während die Airysche Theorie praktisch das gleiche Ergebnis liefert wie die Erdbebenforschung. Dies spricht für den auch sonst anerkannten Vorzug der Airyschen Theorie.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003