Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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4. Geophysikalische Argumente.

Abb. 8.

Deutung, die Höhen durch Hebungen, die Tiefen durch Senkungen von nur einem einheitlichen Ausgangsniveau entstanden wären, und dabei, was selbstverständlich erscheint, um so seltener sind, je größer ihr Ausmaß ist, so müßte sich die resultierende Häufigkeitsverteilung ungefähr nach dem Gaußschen Fehlergesetz regeln (etwa wie in Abb. 8 durch die gestrichelte Kurve angegeben). Es

müßte also nur ein einziges Häufigkeitsniveau etwa in der Gegend des mittleren Krustenniveaus (— 2450 m) vorhanden sein. Statt dessen sehen wir zwei Maxima, und bei jedem dieser Maxima hat die Kurve ungefähr den Verlauf wie beim Fehlergesetz. Wir schließen hieraus, daß es auch bereits zwei ungestörte Ausgangsniveaus gibt, und der Schritt erscheint unvermeidlich, daß wir es bei Kontinenten und Tiefseeböden mit zwei verschiedenen Schichten des Erdkörpers zu tun haben, die sich -- übertrieben ausgedrückt -verhalten wie offenes Wasser und große Eistafeln. In Abb. 9 ist ein schematischer Vertikalschnitt durch einen Kontinentalrand nach dieser neuen Vorstellung dargestellt.

Damit haben wir zum ersten Male eine plausible Lösung für die alte Frage nach dem Verhältnis der großen Tiefseebecken zu den Kontinentalschollen gewonnen. Schon 1878 warf A. Heim [33] einen

Seitenblick auf dieses Problem mit der Feststellung, „daß, bevor genauere Beobachtungen über die kontinentalen Schwankungen der Vorzeit gemacht sind, ... und bevor wir vollständigere Messungen über die Beträge des ausgeglichenen Zusammenschubs der meisten Gebirge haben, kaum ein wesentlich sicherer Fortschritt in der Erkenntnis des ursächlichen Zusammenhangs von Gebirgen und Kontinenten und der Form der letzteren untereinander zu erwarten sein wird".

Die beiden Häufigkeitsmaxima der Höhen.

Abb. 9.

Schematischer Querschnitt durch einen Kontinentalrand.

Horizontale Strichelung = Wasser.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003