Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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3. Geodätische Argumente.

320 Millionen Jahre, und für das Algonkium, wo die Heliummethode

nur 350 Millionen Jahre liefert, sogar 1200 Millionen Jahre. Diese Werte sind ganz erheblich größer als die Schätzungen nach der Mächtigkeit der Sedimente1).

Da wir es aber hier hauptsächlich nur mit den Zeiten seit dem Tertiär zu tun haben, wo die verschiedenen Methoden noch leidlich gleichartige Ergebnisse liefern, so genügen diese Angaben für unsere Zwecke. Wir dürfen daher etwa die folgenden Zahlen zugrunde legen:

Seit Beginn des Tertiärs verflossen Eozäns Oligozäns Miozäns Pliozäns Quartärs Postquartärs

20 Millionen Jahre

15

10

6

3

l

10 bis 50000

Mit Hilfe dieser Zahlen und der von den Kontinenten zurückgelegten Wege können wir uns ein ungefähres Bild von dem Betrag der jährlichen Verschiebung machen, wenn wir annehmen, daß diese Verschiebung mit gleichförmiger Geschwindigkeit vor sich ging und noch weiter geht. Diese beiden Annahmen sind allerdings ziemlich unkontrollierbar; nimmt man dazu die Unsicherheit der Altersbestimmung, die leicht um 50, vielleicht 100 % falsch sein kann, und weiter die Unsicherheit der Zeitsetzung des Abrisses, so ist ohne weiteres klar, daß die folgenden Zahlen nur als eine ungefähre Orientierung dienen können, und daß man sich nicht wundern darf, wenn sich bei der Nachmessung etwa wesentlich andere Ziffern ergeben. Trotzdem ist diese Überschlagsrechnung sehr nützlich, da sie das Augenmerk auf solche Stellen lenkt, wo Aussicht besteht, die Verschiebung in kürzerer Zeit messen zu können.

Die Tabelle auf S. 25 gibt die zu erwartende jährliche Abstands-vergrößerung für eine Reihe besonders interessanter Stellen.

Die größte Änderung ist also bei dem Abstand Grönlands von Europa zu erwarten, dann auch bei demjenigen Islands von Europa

J) Wenngleich nicht daran zu zweifeln ist, daß die geologischen Perioden im allgemeinen um so längere Zeiträume umfassen, je älter sie sind, so kommt mir Dacqués Standpunkt [171] doch nicht ganz unberechtigt vor, wenn er meint, daß eine so gewaltige Streckung der älteren Perioden mit der Mächtigkeit der Ablagerungen im Widerspruch steht, und er deswegen der radioaktiven Altersbestimmung Mißtrauen entgegenbringt. Für die hier allein betrachteten jüngeren geologischen Zeiten spielt diese Frage indessen keine Rolle.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003