Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane (1929)

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3. Geodätische Argumente. 23

schon vor 75000 Jahren) und ein unmittelbar folgendes Klimaoptimum (das in Nordeuropa geologisch bestätigt ist) vor 10000 Jahren. De Geer schließt aus seinen Auszählungen von Lehmhorizonten, daß der zurückgehende Eisrand vor 14000 Jahren Schonen (Südschweden) passiert hat, vor 16000 Jahren aber noch in Mecklenburg lag. Die Gesamtlänge des Quartärs ergibt sich nach Milankovitchs Rechnungen zu etwa 0,6 bis l Million Jahre. Für unsere Zwecke reicht die Übereinstimmung dieser Zahlen bereits völlig aus.

Für die älteren Zeiten hat man aus der Mächtigkeit der Sedimente ein Urteil über die Zeitdauer ihrer Ablagerungen zu gewinnen versucht und ist dabei nach Dacque [171] und Rudzki [170] z. B. für die Länge der Tertiärperiode auf eine Größenordnung von l bis 10 Millionen Jahre gekommen. Für das Mesozoikum findet man etwa die dreifache, für das Paläozoikum etwa die zwölffache Länge.

Sehr viel größere Zeiten, zumal für die älteren Perioden, liefern die Altersbestimmungen auf Grund der radioaktiven Vqrgänge, die heute das größte Ansehen genießen [207]. Sie beruhen auf dem allmählichen Zerfall der Uran- und Thoratome, wobei alpha-Strahlen (das sind Heliumatome) ausgesendet werden und die Substanz sich schließlich nach Durchlaufung mehrerer Zwischenstadien in Blei verwandelt.

Man unterscheidet drei Methoden der Altersbestimmung auf dieser Grundlage. Die erste ist die Heliummethode, bei welcher die relative Menge des entwickelten und im Mineral sich allmählich anreichernden Heliums gemessen wird. Diese Methode liefert kleinere Zahlen als die folgenden, wie man meint, weil das Helium teilweise allmählich entweicht, so daß diese Methode für weniger gut gehalten wird. Zweitens kann man die relative Menge des Endproduktes Blei feststellen und daraus auf die Zeit schließen. Und die dritte Methode ist die der „pleochroitischen Höfe", die dadurch entstehen, daß die ausgeschleuderten Heliumatome einen farbigen Hof von sehr geringer Ausdehnung um die radioaktive Substanz herum im Gestein erzeugen, der im Laufe der Zeit größer wird, und aus dessen Größe man daher die Zeitdauer ermitteln kann.

Auf diesem Wege hat man nach Born (in Gutenberg [45]) für ein miozänes Gestein ein Alter von 6 Millionen Jahren, für ein miozän-eozänes Gestein ein solches von 25 Millionen Jahren und für ein spätkarbonisches ein Alter von 137 Millionen Jahren gefunden. Diese drei Werte beruhen auf der Heliummethode. Nach der Bleimethode ergibt sich wesentlich mehr, nämlich für Spätkarbon bereits


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen, Bearbeitung und OCR durch Kurt Stüber, Oktober 2003.
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© Kurt Stueber, 2003