Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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544 Von Ambon nach Banda. Heimreise durch Indien.

in großen Tiefen vermag man noch deutlich alle Details des Grundes zu erkennen. Die Fischer von Banda sagten mir, daß auch hier zur Zeit des Südostpassats Nautilus häufig gefangen würde.

Als die Nacht hereinbrach, leuchteten die Kämme der kleinen Wellen, die sich an den Felsen brachen, in wunderbar phosphoreszierendem Lichte. Die Hand, die man durchs Wasser zog, das ins Meer getauchte Ruder ließ Tausende leuchtender Lichtpunkte aufblitzen. Meerleuchten herrlichster Art sieht man natürlich sehr oft in den tropischen Meeren. Ich habe aber darauf verzichtet, das Phänomen näher zu beschreiben, weil dies schon in hundert Reisebeschreibungen geschehen ist, und es schwer wäre, etwas Neues darüber zu sagen. Hier in Banda allerdings wäre das doch möglich gewesen, wenn ich nicht im Februar, sondern im Juni, August oder September dorthin gekommen wäre. In diesen Monaten soll nämlich das Meer zwischen Banda und Ost-Ceram die Erscheinung des Meerleuchtens in ausgesuchter Weise zeigen, und die sogenannte »weiße See« bei Banda ist schon seit altersher berühmt. Die Erscheinung tritt regelmäßig und periodisch auf, im Juni ist sie schwächer und wird als kleines weißes Wasser, im August und September ist sie stärker und wird dann als großes weißes Wasser bezeichnet. Zweifellos muß es das Auftreten einer besonderen stark leuchtenden und sehr zahlreichen Gruppe von Lebewesen sein, das diese auffallende lokale Erscheinung hervorruft. Bis ein Naturforscher einmal zur rechten Zeit nach Banda kommt und den Erzeuger des Lichts, wahrscheinlich einen einzelligen Organismus, genauer studiert, läßt sich ein Urteil nicht abgeben.

Am nächsten Morgen besuchte ich den Markt oder Pasar von Banda, auf welchem auffallend viele Araber Verkaufsstellen haben. Dann machte ich mit meinem einzigen Mitpassagier an Bord des Both, Herrn C. Drießen, einen weiten Spaziergang durch die herrlichen Muskatnußparks von Neira. Am Abend dieses Tages, am 1. März lichtete der Both die Anker, und ich trat nun im vollen Ernste meine Rückreise in die Heimat an und betrachtete von nun an meine wissenschaftliche Arbeit als beendigt. Die nächsten Monate war ich bloß noch Tourist, der sich nach getaner Arbeit schauend und genießend erholte und Kräfte für neue Aufgaben, die wissenschaftliche Ausarbeitung der Reiseergebnisse, sammelte. Nur pelagischen Auftrieb oder Plankton fischte ich auch fernerhin mit dem feinen Netz in den verschiedenen Meeresteilen, die ich noch berührte.

Über Ambon und Celebes führte mich mein Weg zunächst noch einmal nach Java. In Buitenzorg konnte ich ein reichliches Material


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003