Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Konfiguration des Bandaarchipels. 543

an Nützlichkeit, Schönheit und Ausdehnung nicht ihresgleichen hat. Zur Zeit des Monopols durften Muskatnüsse in Niederländisch-Indien einzig und allein auf den Inseln des Bandaarchipels, Lonthor, Neira, Rhun, Waii (Aii) und Rozengain angepflanzt werden. Hongiefahrten, wie an den Amboninseln, waren wegen der isolierten Lage des Bandaarchipels nicht nötig.

Die Fauna von Banda ist, wie man dies bei der Kleinheit der Insel und ihrer isolierten Lage nicht anders erwarten kann, arm. Von Säugetieren kommt außer Fledermäusen nur Phalanger maculatus vor. Es ist nicht nötig anzunehmen, daß derselbe durch Menschen eingeführt worden ist, denn wie ich schon an verschiedenen Stellen dargelegt habe, wird die Gattung Phalanger besonders leicht durch Treibholz verschleppt und ist so über den ganzen Archipel bis einschließlich Celebes verbreitet worden. Zwei der Insel eigentümliche Fruchttauben kommen vor, von denen die schöne große Carpophaga concinna eine große Liebhaberin der Muskatnüsse ist. Sie verschlingt dieselben des roten Fleisches, der sogenannten Muskatblüte, wegen, während sie den Kern unverdaut von sich gibt und so zur Verbreitung des Baumes beiträgt.

Eine wirklich eingeborene Bevölkerung gibt es nicht auf Banda, Zuerst wurden die Inseln im Jahre 1512 von den Portugiesen in Besitz genommen. 1609 wurden sie von den Holländern erobert, die keine Schwierigkeiten hatten, sie ihren europäischen Rivalen abzunehmen, aber bald in blutige Kämpfe mit den kriegerischen Eingeborenen verwickelt wurden. Mehrfach überrumpelt und empfindlich geschlagen, vermochten die Holländer erst in den Jahren 1621—27 ihrer tapferen Gegner völlig Herr zu werden. Was nicht im Kampfe gefallen war, wurde zu Sklaven gemacht und von der Insel weg nach Java geschleppt. Die jetzige Einwohnerschaft des Archipels besteht aus einer Bevölkerung, die von den Holländern zur Bearbeitung der Pflanzungen aus verschiedenen Teilen ihrer Besitzungen importiert wurde, und als eine Mischung von Malayen, Alfuren, Papuas und Europäern zu betrachten ist. Sie sind Christen und bewohnen jetzt als freie Leute das Land, das seit dem Jahre 1873 von dem Drucke des Monopols befreit worden ist.

Ich fischte an der Küste von Neira in dem Wasser, welches von einer außerordentlichen Reinheit und Durchsichtigkeit ist, mit dem feinen Netz und fand hier eine reiche Fauna von pelagischen Tieren. Die Felsen des Strandes fallen steil in das Meer hinab und zeigen nur eine geringe Bedeckung mit Korallen. Die Durchsichtigkeit des Wassers ist so groß, wie ich sie kaum jemals wieder gesehen habe;


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003