Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Ambonesische Schmetterlinge. 529

als ich gelegentlich meines Aufenthalts auf Neu-Guinea seinen nahen Verwandten, Ornithoptera Pegasus, beschrieb, der wohl nur eine lokale Varietät von ihm darstellt.

Nicht viel seltner sind zwei andre Arten, O. Helena und Hippolytus, ebenfalls zwei Riesenformen, deren Schmuck eine prachtvoll gelbe Fleckenzeichnung auf schwarzem Grunde ist. Beim Anblick dieser herrlichen Geschöpfe, wenn sie mit weichem, wiegendem Fluge die Büsche und Bäume umschweben, fragt man sich zuweilen unwillkürlich, ob man Vögel oder Schmetterlinge vor sich hat. Viel lebhafter und unruhiger ist der Flug des Papilio Ulysses, der feuchte Gegenden zu bevorzugen scheint. Er ist nur wenig kleiner als die kleinern Ornithopteren und trägt auf der Oberseite seiner schwarz umrandeten Flügel ein herrlich leuchtendes, metallisch schimmerndes Blau, das je nach der Richtung, aus der man es betrachtet, von hellblau bis zu violett wechselt.

Man hat die auffallende Beobachtung gemacht, daß dieselben Arten, die einerseits auf Ambon, andrerseits auf Ceram, Buru und andern Molukkeninseln vorkommen, auf dem kleinen Ambon meist stattlicher und schöner entwickelt sind, als auf den größeren Nachbarinseln. Auf diesen wiederum pflegen nahe verwandte Formen größere Dimensionen und reichere Farbenpracht zu entwickeln als auf der riesigen Papua-Insel. Der Grund für diese Erscheinung ist gänzlich unbekannt. Man könnte vielleicht daran denken, daß eine bestimmte Art, die auf einer kleinen Insel lebt, dort weniger verschiedenartige Feinde besitzt als in einem größeren Areal, welches regelmäßig zwar nicht individuen-, aber artenreicher zu sein pflegt. Diese Erklärung besagt aber nicht viel, denn es ist wirklich nicht zu glauben, daß der papuanische Ornithoptera Pegasus auch nur einem Feinde gegenüber irgend welchen Vorteil daraus zieht, um ein weniges kleiner zu sein, als die molukkische Varietät Ornithoptera Priamus. Überhaupt ist es unmöglich anzugeben, warum die Insektenfauna der austromalayischen Region so hervorragend schön und durch besondere Farbenpracht ausgezeichnet ist, und in dieser Beziehung die indomalayische Region so entschieden übertrifft. Denn wenn sich die besonders schöne Entfaltung der austromalayischen Vogelwelt wahrscheinlich aus der Abwesenheit von höheren Baumsäugetieren erklärt (Seite 405, 410), so läßt sich ein ähnlicher Grund für Insekten nicht auffinden, da es an insektenfressenden Vögeln nicht mangelt.

Schon eine kurze Umschau in der Tierwelt der Molukken überzeugt uns, daß wir uns hier in einem Faunengebiet befinden, welches mit dem von Neu-Guinea große Übereinstimmung besitzt. Eine


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003