Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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530 Die Insel Ambon.

genauere Analyse, die sich auf alle Land- und Süßwassertiere ausdehnt, bestätigt dies vollkommen. Sehen wir zunächst von den Säugetieren ab, so finden wir, daß die Mehrzahl der Formen zwar nicht ganz mit den papuanischen übereinstimmt, aber mit ihnen nahe verwandt ist. Die Familie der Paradiesvögel fehlt auf den Molukken bis auf eine einzige Art, die sehr eigenartige Semioptera wallacei von Batjan. Die Kakadus sind reichlich vertreten, die hervorstechendsten Papageien gehören den Gattungen Lorius, Eos, Electus an, welche auch in Neu-Guinea beziehentlich Australien häufig sind. Von Schlangen findet man hier die australischen Braunschlangen, Diemenia, und Todesottern, Acanthophis, repräsentiert durch besondere Arten, und von den Eidechsen die ebenfalls für Australien charakteristische Cyclodus. Überall finden wir aber daneben Formen, denen man auch in dem westlichen Teile des Archipels begegnet und die als indomalayische Einwanderer zu betrachten sind. Alles zusammen erhält man den Eindruck einer ihrem Wesen nach australisch-papuanischen Fauna, die sich aber eigenartig entwickelt und viele Beimengungen aus der orientalischen Region in sich aufgenommen hat.

Von Tengga-tengga ruderten wir mühsam gegen einen starken Nordwestwind nach Tulehu. Nicht fern von letzterem Dorfe findet sich eine Stelle, an welcher in einem größern Umkreis, teils am Strand, teils auch vom Grunde des Meeres, mehrere Meter unter dem tiefsten Wasserstand der Ebbe, heiße Quellen entspringen. Beim Entlangfahren zählte ich in einer Entfernung von zwei Kilometern sechs solche submarine Quellen. Vom sandigen Grunde sieht man hier von Zeit zu Zeit intermittierend eine Menge Blasen aufsteigen, dann tritt eine Pause ein und die Blasenentwicklung beginnt aufs neue. An einer Stelle am Ufer kommen die Quellen jenseits der Flutgrenze aus der Erde, und hier haben die Eingeborenen ein Loch gegraben, in dem sich das Wasser sammelt. Es besitzt eine Temperatur von etwa 60° C. und hat einen mineralischen und außerdem deutlich schwefeligen Beigeschmack. Ein Eingeborener von Ambon teilte mir mit, daß sich am Südabhange des Wawani auf Hitu eine Solfatara finden soll. Diese Angabe ist wohl zuverlässig, denn der Wawani und wahrscheinlich alle Berge von Hitu sind ebenso wie die Höhen der Uliassers erst kürzlich erloschene Vulkane. Daß die vulkanische Tätigkeit nur schlummert, dafür sprechen die submarinen heißen Quellen und, wenn man meinem Gewährsmann trauen darf, die Solfatara.

Mein Verweilen in Tulehu gegenüber der niedrigen, dicht bewachsenen Koralleninsel Pulu Pombo (ganz nahe liegt die kleine


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003