Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Lagunenartige Bildung im Strandriff. Riffterrassen. 525

Der Boden der ersten Riffterrasse über Suli scheint nicht sehr fruchtbar zu sein; eine üppige Waldvegetation findet man hier nur an wenigen Stellen entwickelt. Wahrscheinlich ist der poröse Korallenfels zu durchlässig und hält die niederfallende Feuchtigkeit nicht genug fest. Als ich zum ersten Male diese Höhe betrat und mich in dem lichten Waldbestand, der sich oben entwickelt hat, umsah, war ich im höchsten Grade erstaunt; ich glaubte mich in den australischen Busch versetzt, denn die Bäume wuchsen wie dort in weiten Abständen voneinander und erinnerten in ihrem Habitus in auffallender Weise an die australischen Tea-trees. In der Tat sind sie auch nahe Verwandte der weißblühenden Tea-tree-Art Melaleuca linariifolia. Es ist Melaleuca minor, der Kajeputbaum, aus dessen Blättern man auf Ambon und besonders auf Buru das bekannte ätherische Kajeputöl bereitet. Kajeput ist verdorben aus Kaju puti, Kaju Holz, puti weiß. Die Rinde der Bäume ist glänzend weiß und löst sich in Fetzen ab.

Hier oben gab es massenhafte Tauben, mehrere Arten der schönen großen Carpophaga (C. perspicillata und C. aenea) und eine Menge kleinerer Arten, die sich tagsüber verstreut in den Waldungen aufhielten, sich aber bei Sonnenuntergang in einigen riesigen Bäumen zu versammeln pflegten, oft in einer Höhe, daß ein Flintenschuß sie nicht mehr erreichte. Die Gewohnheit, sich abends auf einigen wenigen Schlafbäumen zu versammeln, tagsüber aber allein den Berufsgeschäften nachzugeben, habe ich sonst noch besonders bei Reihern beobachtet. Einige Male ging ich nachts aus und erlegte bei Mondenschein einige Exemplare der auf Ambon sehr häufigen Kuskusart Phalanger maculatus. Auch an fliegenden Hunden war kein Mangel. Ich begnügte mich aber nach dem großen Morden, das ich bei Cooktown unter diesen harmlosen Geschöpfen angerichtet hatte, um entwicklungsgeschichtliches Material zu sammeln, hier ein einziges Tier zu schießen, das mir in der Abenddämmerung allzu schön vor den Lauf kam.

Auffallend waren hier am Rande aller der Korallenterrassen die zahlreichen Höhlenbildungen, die mir schon in verkleinerter Form bei Batu Mera nahe Ambon im gehobenen Riff direkt über dem Meeresspiegel aufgefallen waren.

Die marine Fischerei lieferte reichliche Ausbeute, weil der Sandboden, das schöne lebende und das abgestorbene Riff ein jedes für sich den verschiedenartigsten Tieren Wohnort und Unterschlupf gewährte. Auf dem abgestorbenen Riff wimmelte es von riesigen Synaptiden, einer Holothurienfamilie, die sich durch ihre zarte, bei


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003