Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Fahrt nach der Ostküste der Insel. 523

sie ausgezeichnete Fischer. Sie fangen die Fische in Reusen und Fischfallen, die aus Rotang geflochten werden, und die man massenhaft in allen Stranddörfern herumliegen sieht; sie verfertigen riesige Netze, mit denen sie die Fischschwärme einzukreisen und in Mengen zu fangen verstehen. Im flachen Wasser und in den Flüssen benutzen sie kreisförmige Wurfnetze, die, in zusammengefaltetem Zustande geschleudert, sich im Fallen ausbreiten und untersinkend einen ziemlichen Umkreis des Grundes mit allem, was sich über ihm befindet, bedecken. Letztere Netze waren mir selbst sehr nützlich, um eine Sammlung der im Süßwasser von Ambon vorkommenden Fische anzulegen. Endlich fischt man auch noch nachts bei Fackelschein. Oft sieht man zur Nachtzeit bei ruhigem Wetter hunderte von Lichtern der Fischerboote, ein Anblick, der lebhaft an den erinnert, den in manchen Nächten der Golf von Neapel bietet. Als Fackel verwenden die Ambonesen zusammengerollte Palmblätter, die mit dem Harz der auf Ambon häufigen Dammara alba gefüllt sind. Diese tropische Conifere erinnert in ihrem Wuchs etwas an unsere Pappeln. Mit Tagesanbruch kehren dann die Boote zurück. Aus denjenigen, die guten Fang gemacht haben, ertönt fröhlicher Gesang und der Schall der Pauken und Gongs. Diejenigen, die mit ihrer Ausbeute unzufrieden sind, rudern schweigend und ohne Sang und Klang nach Hause.

Auf unserer Fahrt durch die Innenbai hatten wir eine gute Brise und konnten vor dem Winde dahinsegeln, ohne ein Ruder zu rühren; bald aber schlief der Wind ein, und ich beobachtete hier wie auch sonst noch bei anderen Gelegenheiten, daß Udin und die anderen Fischer den Wind durch Pfeifen herbeizulocken suchten oder ihn dadurch aufmunterten, daß sie Wasser in die Richtung, aus der er kommen sollte, spritzten. Dieser Fischeraberglaube ist weit verbreitet. Meine weißen Seeleute auf Thursday Island suchten ebenfalls den Wind herbeizupfeifen. Die Papuas bilden sich ein, Beschwörungsmittel zu besitzen, durch die sie Regen und Wind nach Belieben hervorrufen und zum Verschwinden bringen können.

Die Landenge von Passo ist nur etwa 1200 Meter breit und besteht aus flachem Schwemmlande. Es wäre leicht, sie wirklich zu durchstechen, aber man nimmt Abstand davon, weil ein wirklicher Kanal bald wieder von der Flut zugeschwemmt werden würde.

Passo liegt an der Ostseite der Enge, und von diesem kleinen Dörfchen hat man einen reizenden Blick über die Bai von Baguala hin. Am nächsten Tage ruderten wir in unserer Orembäi nach Suli,


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003