Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Die Insel Ambon.

Um von Ambon nach Passo zu gelangen, gibt es zwei Wege. Entweder man fährt um ganz Leï-Timor herum, oder man überschreitet die schmale Landenge zwischen der Bai von Ambon und Baguala. Ein flacher Kanal, der zum Teil dem Laufe eines kleinen Bächleins folgt, verbindet die beiden Baien. An der höchsten Stelle der Landenge reicht dieser Kanal aber selbst bei Hochwasser nicht ganz bis zum Niveau des Meeres hinab, und man muß an dieser Stelle die Kanoes und Orembäis ein Paar hundert Schritt über festes Land ziehen. Herr Bouman wünschte nicht, daß dies mit seiner Orembai geschähe, und ich mußte dieselbe daher mit Udin und sieben mohammedanischen Ruderern von Batu Mera um Leïtimor herumschicken, während ich selbst in Ambon blieb, bis das Boot in Passo angekommen wäre.

Um diese Zeit war der Resident vonAmbon, der höchste Regierungsbeamte auf den südlichen Molukken, Herr Baron von Hoevell, von einer Reise nach den Aru-Inseln zurückgekehrt, die er in seinem kleinen Regierungsdampfer unternommen hatte, um einen dort ausgebrochenen Aufstand zu dämpfen. Ich hielt es für meine Pflicht, mich ihm, dem höchsten Beamten des Landes, vorzustellen und ihm die Empfehlung des Generalgouverneurs von Niederländisch Indien zu überreichen, die mir derselbe auf Antrag des deutschen Generalkonsuls, Dr. Gabriel, ausgefertigt hatte. Im übrigen wollte ich eigentlich nichts von dem Residenten, da ich diese Fahrten und Arbeiten auf Ambon, wie alle meine bisherigen, gänzlich selbständig unternahm. Höchstens wären mir einige Spezialempfehlungen an die Unterbeamten, die Kontrolleure und Posthouders auf den Uliassers und Ceram erwünscht gewesen. Der hohe Würdenträger empfing meinen Höflichkeitsbesuch ungemein herablassend. Er versprach mir gnädigst die Empfehlungen an die Unterbeamten und behielt das Schreiben des General-Gouverneurs in seinem Bureau, um meinen Namen richtig abschreiben zu lassen. Vier Wochen später, nachdem ich längst von meiner Reise zurückgekehrt war, sandte er es mir ohne die versprochenen Empfehlungen zurück.

Am 23. Januar kam Udin zu Fuß von Passo nach Ambon und sagte mir, daß die Orembai am Abend zuvor glücklich dort angekommen sei. Während sich der Koch und Eduard zu Fuß nach Passo begaben, fuhr ich im kleinen Kanoe mit Udin und einem anderen Fischer durch die Bai von Ambon dorthin. Hier in der Innenbai sieht man an verschiedenen Stellen die ausgedehnten Fischwehre aus Bambus, die die Bewohner der Molukken an günstigen Stellen anlegen, um mit dem Hochwasser Fische zu fangen. Überhaupt sind


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003