Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Die Sagopalme und ihre Produkte. 517

absetzen, formt sie zu Rollen und trocknet sie oberflächlich. Dieser rohe Sago »Sagu-manta« wird nun entweder einfach in Wasser zu einem dicken klebrigen Schleim »Papeda« gekocht, oder man trocknet das Mehl gründlich an der Luft und bäckt daraus kleine Brote »Sagu maruka«. Sagomehl mit Fett und Zucker zusammengeknetet liefert einen Kuchenteig, dem man durch Zusatz von zerriebenen Kanari- oder Kokos-Nüssen ein besonderes Aroma verleiht. Oder man schlägt Sago und Eiweiß mit Zucker zusammen und erhält dadurch ein leichtes Gebäck, ähnlich unsrer Schaumtorte. Solche Sagokuchen und Konfekte habe ich von Ambon nach Europa mitgebracht. Sie hatten nach Monaten noch nichts von ihrer Frische und ihrem Wohlgeschmack verloren.

Schöne Pflanzungen oder, wie die Holländer sagen, Tuine befinden sich auf Hitu bei Ruma tiga. Außer der Weinpalme, Sagopalme, zahlreichen Durian-, Mango- und Kanaribäumen sieht man hier ausgedehnte Kulturen von Gewürznelken und Muskatnüssen. Diese beiden Bäume sind es ja, die ihrer Heimat den Namen der Gewürzinseln verschafft haben. Die Gewürznelke soll ursprünglich auf den nördlichen Molukken, Ternate und Tidore heimisch gewesen sein, die Muskatnuß im Süden von Ambon, auf dem Banda-Archipel. Als die Holländer die Herrschaft an sich rissen und im Jahre 1602 die Niederländisch-Ostindische Kompagnie gründeten, erklärte die letztere den Gewürzhandel für ihr Monopol, und um allen Schmuggel zu verhindern, wurde die Kultur auf gewisse kleinere Inseln, die man genau überwachen konnte, beschränkt. Ambon und die benachbarten Uliassers: Haruku, Saparua und Nusa Laut wurden zur Kultur der Gewürznelke ausersehen, die Inseln des Banda-Archipels für die ausschließliche Bebauung mit Muskatnuß reserviert. Alle Anpflanzungen, alle wildwachsenden Bäume außerhalb des vorgeschriebenen Gebietes wurden vernichtet, und die Anlegung neuer Kulturen daselbst mit grausamen Strafen belegt. Auf diese Weise bewirkte die Kompagnie, daß nur eine beschränkte Menge der Gewürze auf den Markt kam, und sie den Preis für dieselbe beliebig diktieren konnte.

In dieser Rechnung befand sich aber ein Fehler. Trotz alles Abholzens, trotz aller Einschüchterung und Bestrafung der Eingeborenen wuchsen fort und fort auf Ceram, Manipa, Kelang, Amblau und Baru neue Gewürznelken- und Muskatnußbäume wild empor. Auf den Molukken leben die schönen großen Fruchttauben, Carpophaga, die leidenschaftlich gern die Früchte der Gewürzbäume, um des Fleisches willen, welches die Kerne umgibt, verschlingen. Die Kerne werden unverdaut wieder ausgeschieden, und wenn diese Vögel


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003