Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Malayische Früchte. 515

der Mangifera foetida von penetrantem Geruch, die fast nur von den Eingeborenen genossen wird. Auch sie schmeckt ausgezeichnet, wenn man sich einmal überwunden hat. Mit diesen Früchten geht es wie mit unsern stark riechenden Käsen. Wer sie nicht liebt, verabscheut sie.

Von andern edlen Früchten der Malayenländer, zu deren Verständnis man sich weniger mühsam durcharbeiten muß, und die fast jedem gleich munden, sind neben der köstlichen Banane, malayisch »Pisang«, vor allem die gewöhnliche aromatische Mango, Mangifera indica, zu nennen, die einen eigentümlichen, aber angenehmen Terpentingeschmack besitzt; die herrliche »Rambutan«, Nephelium lappaceum; »Papaja«, Carica papaja; Mangustan oder Mangis, Garcinia mangostana; endlich die köstliche Brotfrucht Artocarpus incisa und die »Nangka«, Artocarpus integrifolia. Ananas und »Sirikaia« sind von Amerika eingeführt und gedeihen vortrefflich. Dagegen können sich die indischen Orangen nicht mit den italienischen messen, und die melonengroße Riesenapfelsine, Citrus decumana, von den Holländern »Pompelmus« genannt, hat wenig Aroma und Wohlgeschmack.

Auch Wein wächst auf Ambon, allerdings kein Traubenwein, sondern das Produkt der Weinpalme, Arenga saccharifera. Diese Palme gewährt einen höchst eigentümlichen Anblick, einmal weil die Farbe ihrer Blätter kein kräftiges sattes Grün ist, wie die der meisten andern Palmen, sondern ein dunkles Blaugrün. Dann aber auch, weil die älteren Blätter meist zerzaust und geknickt herabhängen oder bis auf die Blattstiele ganz abgebrochen sind, und das Baumindividuum dadurch einen ungepflegten, struppigen Eindruck macht. Der alte Rumphius vergleicht deshalb diese Palme treffend mit einem betrunkenen Manne.

Um den Weinsaft zu gewinnen, schneiden die Eingeborenen die jungen Blütenkolben ab und sammeln die tropfenweise austretende, zuckerreiche Flüssigkeit in darangehängten Bambusgefäßen. Während der Wein gährt, werden Stücke des Wurzelholzes von Garcinia picrorhiza hineingeworfen und verleihen dem Getränk, das man vor Abschluß der Gährung, sozusagen als »Federweißen« trinkt, einen angenehm bittern Beigeschmack. Gewöhnlich findet man diesen Palmwein in der Literatur als »Saguweer« bezeichnet; auf Ambon wird er aber allgemein »Sageeru« genannt. Wie oft hat mir ein Schluck dieses Sageeru köstliche Labung gebracht, wenn ich beim Herumklettern in den Bergen Frauen und Mädchen begegnete, die ihre Lese in Tongefäßen nach Ambon zum Markte trugen und mir gern ein Glas des weißschäumenden Tranks kredenzten. Aus dem


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003