Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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508 Die Insel Ambon.

er nach Udins Angabe mit Angeln gefangen, die mit mittelgroßen Fischen beködert sind. Auf Fidji fangen ihn die Eingeborenen auf dem korallenreichen Meeresgrunde in eigentümlichen Korbfallen, in denen sich eine mit Widerhaken versehene Angel befindet. Begibt sich das Tier, angelockt durch den Köder, der in einem gekochten Krebs besteht, in das Innere des Korbes, so wird es durch ein schnelles Anziehen der im Korbe befindlichen Angel angehakt und so am Entkommen verhindert.

Mir schien es höchst wunderbar, daß Nautilus sich nur zur Zeit des Südostpassats in der Nähe der Küste von Ambon zeigen sollte, aber während meines Aufenthaltes wurde wirklich kein einziger gefangen. Ich ließ darauf bei Udin Spiritus und Gefäße zurück, und in den Monaten Mai bis September erbeutete dieser nicht weniger als sechs Exemplare und sandte mir dieselben nach Europa. Der Gedanke liegt nahe, daß Nautilus für gewöhnlich in größerer Tiefe und fern von den Küsten auf dem Meeresgrunde lebt und sich nur zum Ablegen seiner Eier in flacheres Wasser und in größere Nähe des Ufers begibt. Diese Vermutung wird dadurch bestätigt, daß die sämtlichen Exemplare, die Udin mir nachgesandt hat, geschlechtsreif waren oder dicht vor der Laichzeit standen.

Die Fischer von Ambon teilten mir ferner mit, daß das Meer an der Küste überhaupt zur Zeit des Südostpassats viel tierreicher sei als zu der des Nordwestmonsuns. Auch hier liegt der Gedanke nahe, daß nicht nur Nautilus, sondern noch viele andere Seetiere für gewöhnlich in größerer Tiefe leben und sich nur zum Laichen an die Küste begeben. Beobachtungen, die ich selber früher auf Helgoland gemacht habe, bestätigen dies noch weiter. Ich wollte dort im April die Entwicklung von Seesternen studieren und suchte eifrig nach Exemplaren des Seesterns Asterias rubens, der in flachem Wasser bei der Insel sehr häufig ist. Zu meinem und meines Fischers, Hilmar Lührs, großem Erstaunen vermochten wir aber Anfang April fast gar keine Exemplare dieses Seesterns an Stellen zu finden, an denen es sonst von ihnen wimmelte. Dagegen erhielten wir viele aus größerer Tiefe, die sich an die Ankertaue der Fischerboote angesetzt und mit ihnen in die Höhe gezogen waren. Diese Exemplare waren sämtlich unreif. Mitte April begannen nun einzelne Exemplare in der Nähe des Strandes aufzutauchen, welche reife Geschlechtsprodukte enthielten, während die aus der Tiefe heraufgeholten Tiere noch nach wie vor unreif waren. Ende April konnte man überall Mengen von geschlechtsreifen Seesternen auflesen. Auch dieser Fall ist nicht anders zu deuten, als daß unsere Stachelhäuter,


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003