Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Chinesische Händler im malayischen Archipel. 495

der Stadt Ambon größtenteils aus Christen (orang serani) besteht. In allen Dörfern auf Leëtimor überwiegt die christliche Bevölkerung bei weitem, ebenso an der Ostküste von Hitu, während an der Nordküste dieser Insel das mohammedanische Element vorherrscht. Unvorteilhaft zeichnen sich die ambonesischen Christen vor den Mohammedanern durch ihre häßliche schwarze Kirchen- und Festkleidung aus. Bei den Frauen besteht dieselbe aus einem langen kaftanartigen Gewand aus schwarzglänzendem Kattun oder bei Wohlhabenden aus schwarzer Seide.

Natürlich ist die Bevölkerung der Insel Ambon, die seit vielen Hunderten von Jahren ein Verkehrscentrum für Malayen und Europäer gebildet hat, keine rassenreine. Die Urbevölkerung hat wohl ursprünglich mit der alfurischen Bevölkerung der nahe gelegenen Insel Ceram übereingestimmt. Durch fortgesetzte und ausgiebige Mischung mit Ternatanern, Malayen von Celebes und anderen Teilen des Archipels, Portugiesen, gelegentlich auch Holländern und Chinesen ist eine eigentümliche Rasse entstanden, die, wie alle derartigen Mischrassen, keine gut fixierten Merkmale besitzt. Besonders auffallend ist das Variieren der Hautfarbe, welches von dem gewöhnlichen malayischen Hellbraun bis fast zum papuanischen Dunkelbraun schwankt. Mein ambonesischer Diener Eduard war beinah schwarzbraun und sein Haar, wie das mancher anderer Ambonesen, die ich gesehen habe, war nicht schlicht und straff, sondern wellig, fast kraus. Die Körpergröße der ambonesischen Bevölkerung ist durchgehend eine geringe.

In der Stadt Ambon wird ein Niedermalayisch gesprochen, welches stark mit portugiesischen Elementen durchsetzt ist; so heißt zum Beispiel Stuhl cadera (statt crossi), Taschentuch lenço, Taube pombo, Stirn testa, u. s. w. Auf den Dörfern wird eine eigentümliche Landsprache, bohassa, gesprochen, welche in viele Dialekte zerfällt. Aber fast jeder Mensch auf Ambon versteht malayisch.

In Niederländisch-Indien ist man im allgemeinen recht schlecht auf die ambonesischen Christen zu sprechen, man erklärt sie für faul, anmaßend, im Weingenuß unmäßig und gesteht ihnen nur das eine Gute zu, daß sie tapfere und ausdauernde Soldaten abgeben. Ich habe nur zwei Monate auf Ambon gelebt und möchte meine Erfahrungen nicht gegen die langjähriger Beobachter setzen. Ich kann aber nur sagen, daß mein Eindruck von den Leuten kein so durchaus ungünstiger gewesen ist. Nicht nur den christlichen »Bürgern« von Ambon, auch den dortigen Mohammedanern fehlt allerdings die Bescheidenheit und Zurückhaltung, das ceremonielle und unterwürfige Wesen,


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003