Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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496 Die Insel Ambon.

das den echten Malayen eigen ist, und hier dokumentiert sich sehr deutlich die Beimengung alfurischen und europäischen Blutes. Die holländischen Herren mögen sich dadurch zuweilen unangenehm berührt fühlen, aber ich, der ich die Einwohner nicht als Untertanen, sondern als Menschen betrachte, bin nicht verpflichtet, ebenso hart über diesen Mangel zu urteilen. Einer wirklichen Unverschämtheit bin ich bei keinem Ambonesen begegnet. Daß die dortigen Christen dem Palmwein oder Saguweer, den sie Sageeru nennen, zuweilen tüchtig zusprechen, ist wahr, und hin und wieder habe ich in meiner Vorstadt Tanalapan trunkene Szenen beobachtet, wie sie bei der enthaltsamen mohammedanischen Bevölkerung Javas unerhört sind. Aber auch hier bin ich, der ich viel im zivilisierten Europa gereist bin, abgeneigt den Stab zu brechen. Mein Fischer Udin war Islam, und da er nur mit seinen Glaubensgenossen arbeiten wollte, bestand die Bemannung meiner beiden Boote ausschließlich aus Mohammedanern von Batu-Mera. Diese Leute tranken eingestandenermaßen keine geistigen Getränke. Dies verhinderte sie aber nicht, meinen Weinvorrat ganz gehörig zu brandschatzen, als sie meine Prau, mit der ich die Fahrt nach Ceram versucht hatte, um Leïtimor herum nach Ambon zurückbrachten, während ich auf dem Landweg zurückkehrte. Überhaupt haben mir jene mohammedanischen Fischer, mit denen ich Tag für Tag zu arbeiten hatte, keinen wesentlich bessern Eindruck gemacht, als die christlichen Ambonesen, wie zum Beispiel der Koch, sein Neffe und verschiedene andre, mit denen ich viel zu tun hatte. Kurz und gut, mir hat das fröhliche Völkchen auf Ambon, das gern singt und tanzt, dichtet und sich seines Lebens freut, ganz gut gefallen, und ich habe mit ihnen lieber gearbeitet und mich von ihnen bedienen lassen, als von meinem demutsvollen, korrekten Diener Ikin, der kein lautes Wort sprach, niemals lachte, mir nur gesenkten Hauptes nahte und mich dennoch nach allen Regeln der Kunst bestahl. Ich merkte das in den ersten Wochen meiner Anwesenheit auf Ambon. Von meinen Gebrauchsgegenständen kam allerdings nichts fort, aber ich war erstaunt, wie rasch die Konserven, der Wein und das Sodawasser zu Ende gingen, die ich von Ke Beng bezog. Und dabei aß ich selbst sehr selten Konserven, sondern zog die ausgezeichnete Reistafel vor, die mir mein Koch Pijman aus den zahllosen Fischarten, den vortrefflichen Krebsen und Krabben, den wunderbaren frutti di mare, an denen die Bai von Ambon so reich ist, bereitete. Oft aß ich an demselben Tage mittags und abends Reistafel, zuweilen nur wurde ein Huhn geschlachtet. Das zähe, unschmackhafte Rindfleisch, welches man auf Ambon erhält, verbat ich


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003