Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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494 Die Insel Ambon.

stände jeder Art, Konserven, Getränke, die gebräuchlichsten und ungebräuchlichsten Gegenstände findet. Es ist daher überflüssig, hierher eine große Ausrüstung von zu Hause mitzunehmen; denn was man braucht, bekommt man gewöhnlich ganz gut und verhältnismäßig billig bei den chinesischen Händlern. Die letzteren beschränken sich aber nicht darauf, in den Ansiedlungen ihren Geschäften nachzugehen; sie sitzen auch als Pioniere des Handels einzeln verstreut unter den halbwilden Stämmen, denen sie erst allmählich Bedürfnisse anzugewöhnen haben. Wo sie sich niederlassen, gewinnen sie nach und nach Einfluß und Reichtum, sie verstehen es, die Leute in Abhängigkeit von sich zu bringen, nehmen sich die hübschesten Mädchen der Eingeborenen zu Frauen oder Genossinnen, erwerben Fruchtgärten und Pflanzungen und werden oft die wahren Herren des Landes. An Genügsamkeit, Zähigkeit und Geduld übertreffen sie die Europäer und sogar die im Archipel ebenfalls häufigen arabischen Händler bei weitem. Ihr Geschäft nimmt von Jahr zu Jahr an Ausdehnung zu, sie richten ein Kontor ein, in welchem sie andere Chinesen und Europäer beschäftigen, aus dem Kleinhändler wird ein Großhändler, der direkt mit London und Hamburg korrespondiert und seine Waren von dort bezieht. So ist es denn erklärlich, daß auf Java und anderswo im Archipel ausgedehnte Plantagen und wichtige Großbetriebe in chinesische Hände gelangt sind.

Mein Freund Ke Beng in Ambon war ebenfalls ein wohlhabender Mann, der außer seinem blühenden Geschäft sich noch einen schönen Grundbesitz und einträgliche Pflanzungen von Frucht- und Gewürzbäumen in Ruma tiga auf Hitu erworben hatte. Er sprach fließend holländisch, war stets höflich und gefällig und setzte eine Ehre darein, mir behilflich zu sein, auch wenn es dabei nichts oder nichts nennenswertes zu verdienen gab.

Während ich so mein Haus und mein Laboratorium einrichtete, traf ich gleichzeitig Vorbereitungen, mit meiner wissenschaftlichen Tätigkeit zu beginnen. Ich wollte mich hier vor allem der marinen Zoologie widmen und wußte, daß es auf Ambon einen Fischer gab, der schon früher in dem Dienste europäischer Zoologen, des verstorbenen Dr. Brock, des Schweizer Zoologen Dr. Bedot, des deutschen Zoologen Dr. Strubell gestanden hatte und mit dem Aufenthalt der Tiere wie mit den naturwissenschaftlichen Fangmethoden vertraut war. Es war ein Ambonese namens Udin, der in Batu Mera, einem kleinen Dorf dicht bei Ambon, nördlich von der Stadt, wohnte. Batu Mera (Rotenstein) wird fast ausschließlich von Mohammedanern (malayisch orang islam oder 'slam) bewohnt, während die Bevölkerung


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003