Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Mein Hans in Tanalapan. 493

selben Palme. Dieses ebenso feste wie leichte und dabei doch dauerhafte Baumaterial wird auf Ambon fast ausschließlich an Stelle der Holzbretter zum Bau von Wänden und zur Anfertigung leichter Kisten und Behälter verwendet; es wird Gabba-gabba genannt. Das Dach, »Atap«, bestand aus den gefalteten und mit ihren Stielen zusammengehefteten Blattfiedern, der Fußboden aus einem Parket der starken Mittelrippen der Sagopalme. Kurz das ganze Haus war durch und durch aus Teilen dieser Palme erbaut. Dabei war es luftig und geräumig und auch ganz hübsch eingerichtet, denn es gehörte einer jungen begüterten Ambonesin, der Witwe eines Holländers, die außerdem noch ein zweites besaß und mir dieses gegen den nicht hohen Preis von 25 Gulden monatlich zum Gebrauch überließ.

Das kleine Badehaus neben dem Hauptgebäude befand sich in ziemlich jämmerlichem Zustande, und als ich deshalb gegen meine Wirtin eine Bemerkung machte, ließ sie am folgenden Tage einen Arbeiter kommen, der aus Sagosparren, Gabba-gabba und Atap in wenigen Stunden ein allerliebstes, zierlich aussehendes Badehäuschen aufbaute, das allen meinen Bedürfnissen genügte. Die Leute haben eben in der Sagopalme, in zweiter Linie auch im Bambus ein wunderbares Baumaterial und wissen dasselbe in höchst sinnreicher Weise zu benutzen. Als Bandmaterial verwendet man ausschließlich die Stämme der zähen, elastischen und biegsamen Rotangpalme, die man nach Bedürfnis spalten kann, und die auch uns in gespaltenem Zustande unter dem Namen »spanisches Rohr« in dem Rohrgeflecht unsrer Stühle bekannt sind.

Als Koch mietete ich mir einen Ambonesen namens Pijman, der früher mit dem italienischen Naturforscher Beccari weite Reisen im Archipel und bis nach Neu-Guinea unternommen hatte. Er war der Vater der Besitzerin des Hauses und hatte zu seinem Adjutanten und Helfer seinen Großneffen Eduard, einen jungen Ambonesen von etwa 17 Jahren mit etwas affenartigem Gesichtstypus. Auch diesen Neffen nahm ich später in meine Dienste.

Zu meiner eigenen Haushaltung bedurfte ich, da Kochgeräte und Tafelgeschirr im Hause waren, nur noch allerlei Vorräte von Konserven, Reis, Sodawasser, Wein, Petroleum u. s. w., und Herr Bouman führte mich zu einem Chinesen namens Tja Ke Beng, der in der Stadt einen Laden oder »Toko« besaß und mich mit allem Nötigen versehen konnte.

Die Chinesen spielen in diesem Teile des Archipels eine eigenartige Rolle. Sie haben den ganzen Kleinhandel in Händen, besitzen in allen Ansiedlungen Niederlagen, in denen man Gebrauchsgegen-


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003