Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Besuch beim Radja von Goa. 481

Zimmer können herausgenommen und wieder eingesetzt werden, so daß er nach Belieben über einige große Säle oder über zahlreiche kleinere Zimmer verfügt. Er führte uns auch in sein und seiner Frau Schlafzimmer, und wir konnten den Toilettentisch der Prinzessin bewundern, der sich nicht viel von dem einer europäischen Dame unterschied. Zum Schluß hatte ich auch noch die hohe Ehre, den Prinzessinnen selbst und ihrem Hofstaat vorgestellt zu werden. Schönheiten befanden sich nicht darunter, aber es waren muntere, fröhliche Dämchen, deren Zähne allerdings durch das leidige Betelkauen in unangenehmer Weise entstellt waren. Hier entdeckte ich ein wunderbares Tier, dergleichen ich nie zuvor abgebildet oder lebend gesehen hatte. Es hatte die Form einer Katze, war aber an Kopf und Brust rosenrot, am Hinterteil himmelblau, in der Mitte weiß, während die Extremitäten schön gelb gefärbt waren. Erstaunt trat ich näher, um diese neue Art zu untersuchen, und Herr Erdmans erklärte den Damen, daß ich als Naturforscher besonderen Anteil an ihrem so zierlich bemalten Kätzchen nähme. Das erregte natürlich den Ausbruch einer herzlichen, aber mit höflicher Zurückhaltung geäußerten Heiterkeit bei den Prinzessinnen, und auch der Hofstaat erlaubte sich ein vergnügliches Schmunzeln.

Um Mitternacht dieses Tages sollte der Both Makassar verlassen. Ich hatte gleich nach meiner Ankunft einen großen Teil meiner Leibwäsche und meiner Waschanzüge einem makassarischen Wäscher, der auf das Schiff gekommen war, übergeben. Der Mann hatte mir hoch und heilig versprochen, mir mein Hab und Gut bis zum nächsten Abend fix und fertig wiederzubringen. Als ich nun zwei Stunden vor Abgang des Schiffes an Bord kam, war meine Wäsche nicht da. Es war eine ziemliche Menge, fast die Hälfte von dem, was ich mit mir hatte, denn in den letzten vierzehn Tagen hatte ich in Java nicht waschen lassen können und in den Tropen braucht man täglich mindestens einen reinen Waschanzug. Ich rief den holländischen Steward, der mir den Wäscher empfohlen hatte; er wußte aber selbst nichts näheres über ihn, als daß er regelmäßig an Bord käme, wenn das Schiff in Makassar anlegte. Es wurde 11 Uhr und 1/2 12 Uhr und die festgesetzte Abfahrtszeit des Schiffes nahte. Ich ging zum Kapitän und fragte ihn um Rat. Er sagte mir, ich solle in die Stadt schicken, das Schiff würde nicht vor 2 Uhr auslaufen.

Niemand auf dem Schiff wußte, wo der Wäscher wohnte, nur ein malayischer Steward behauptete, er würde ihn sofort erkennen,


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003