Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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440 Neu-Guinea. Vom Siidkap bis zum Ostkap.

Worten, was auf eine nicht unbedeutende Einwanderung polynesischer Elemente dorthin schließen läßt. Aber ganz abgesehen von solchen sekundären Mischungen durch Einwanderung ist eine ursprüngliche Verwandtschaft der Polynesier und Papuas durchaus nicht einfach abzuweisen. Zwar kann ich Zöller nicht recht geben, wenn er, allerdings mit Bezug auf die Papuas von Nordost-Neu-Guinea, sagt: »Übrigens kann ich nicht unerwähnt lassen, daß ich persönlich nicht im stande gewesen bin, zwischen den braunen Polynesiern und den ebenfalls braunen Papuas von Deutsch-Neu-Guinea einen besonders in die Augen springenden Gegensatz des körperlichen Aussehens herauszufinden. Mehrfach habe ich des Vergleiches halber absichtlich unbekleidete Samoaner dicht neben unbekleidete Papuas hintreten lassen, aber ich habe keinen Unterschied herausfinden können.«

Wie oft sah ich die polynesischen Missionäre inmitten ihrer papuanischen Gemeinde und war immer frappiert von der mir sehr augenfälligen Verschiedenheit. Aber selbst wenn sich durch weitere Forschungen anthropologischer, ethnographischer und linguistischer Art eine nähere Verwandtschaft zwischen Polynesiens und Papuas herausstellen sollte, so wird damit unser Problem noch keineswegs gelöst sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden dann die Polynesier als ein Zweig der Papuas aufzufassen sein, der sich durch Vermischung mit anderen Rassen, in erster Linie Malayen, und durch selbständige Fortentwicklung zu einer selbständigen Einheit umgebildet hätte. Die Isoliertheit der Papuas unter den sie umgebenden Haupttypen wird dadurch nicht aufgehoben, wenn eine benachbarte Rasse, die polynesische, sich als ihr Produkt herausstellte, das durch Kreuzung und räumliche Trennung sich ziemlich weit von ihnen entfernt hat.

Daß die papuanische Rasse selbst nicht etwa als ein Mischungsprodukt der sie umgebenden Rassen aufzufassen ist, scheint mir völlig sicher ausgemacht. Es gibt meiner Ansicht nach nur zwei Möglichkeiten: entweder ist die papuanische Rasse ein selbständiger Hauptstamm des Menschengeschlechts, der den übrigen großen Rasseneinheiten zu koordinieren ist und dessen Zusammenhänge sich nicht weiter rückwärts verfolgen lassen. Oder aber es besteht eine wirkliche Verwandtschaft zwischen den dolichocephalen, dunkelhäutigen und kraushaarigen Rassen Afrikas und des stillen Oceans, eine Verwandtschaft und keine bloße Ähnlichkeit zwischen Neger und Papua. Kein geringerer als Huxley hat zuerst auf die Möglichkeit dieses Zusammenhangs hingewiesen. Genaue Kenner der Papuas wie O. Finsch und D'Albertis vertreten dieselbe Ansicht. Neben den


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003