Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Nächtliche Schatzgräberei. 425

lich angefangen wäre, und ob er sie mir nicht auch verschaffen könnte. Am nächsten Tage kam er und brachte mir einen Unterkiefer, der sich auf Figur 24 Seite 436 abgebildet findet. Dieser Unterkiefer ist durch einen starken Baststreifen, der seine beiden Äste verbindet, zu einem Armband umgebildet worden; ein paar leere Schalen von nußartigen Früchten hängen daran, die wie Kastagnetten klappern, wenn man den Arm, über den man das Schmuckstück gestreift hat, bewegt und schüttelt. Man sieht, wie vielseitig der Papua in der Verwertung eines lieben verstorbenen Anverwandten ist und wie sinnig er ein Andenken zu tragen versteht. Zuweilen sieht man auch Hals-und Brustwirbel als Kopfschmuck verwertet.

Am Sonntag, den 8. Mai, versuchte Maanaima auf dem Platze vor dem Missionshause Gottesdienst abzuhalten, denn eine Kirche war noch nicht gebaut. Da es aber regnete und stürmte, zog es die Gemeinde vor, zu Hause zu bleiben. Filimona war schon vorher nach Mita zurückgekehrt.

Die älteste Missionsniederlassung in Milne-Bay befindet sich in Aroani, auf einer der Killerton-Inseln. Die polynesischen Missionäre haben in Neu-Guinea stark vom Fieber zu leiden, für das die Südseeinsulaner mehr empfänglich sind und dem sie leichter unterliegen, als die Weißen. Erst vor kurzem hatte Maanaima hier seine Frau begraben, und groß ist die Zahl der Opfer, welche die aufopferungsvolle Tätigkeit jener braunen Sendboten des Evangeliums schon gefordert hat.

Nach einwöchentlichem Aufenthalt nahm ich endlich Abschied von der schönen Bai, in der sich der Reichtum und die Üppigkeit der papuanischen Fauna und Flora in ihrer ganzen Fülle offenbart Maanaima brachte mich im Walboot an Bord der Hekla, und meine eingeborenen Freunde gaben mir in Kanoes und auf eigentümlichen floßartigen Fahrzeugen, die aus einigen wenigen aneinander gebundenen Baumstämmen bestehen, und die ich nur hier gesehen habe, das Geleit.

In Samarai holte ich nun Douglas ab, der sich dort gehörig gelangweilt hatte und mein Kommen wie eine Erlösung betrachtete. Er brachte ein Paar weiße gelbschöpfige Kakadus mit, die er von den Eingeborenen erhalten hatte. Die papuanische Abart ist erheblich kleiner als die australische, die wir so oft in Tiergärten und Menagerien sehen, ihr Wesen ist sanfter und liebenswürdiger, ihre Stimme weniger kreischend. Die beiden Tiere wurden an Bord unseres Luggers auf der langen Rückfahrt unser aller Lieblinge. Wie die Affen kletterten sie überall herum, kamen auf unsern Zuruf herbei


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003