Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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420 Neu-Guinea. Vom Südkap bis zum Ostkap.

Bewohner mit dieser verunstaltenden Hautkrankheit behaftet. Ebenso häufig hatte ich sie in Suau beobachtet, und sie hatte mir schon dort, zumal bei meinen Kanoeleuten, mit denen ich in nähere Berührung kommen mußte, immer etwas Ekel erregt. Außer dem Eintrag an Körperschönheit und einem gewissen Juckreiz, der die Leute veranlaßt, viel an ihrem Körper herumzukratzcn, scheint die Affektion für die von ihr Befallenen keine Unzuträglichkeiten oder ernstere Gefahren mit sich zu bringen. Tättowierung bemerkte ich nirgends an den Eingeborenen von Milne-Bay, während dieselbe bei der Bevölkerung von Samarai und dem jener Insel angrenzenden Festlande häufig ist. Die Männer und Jünglinge verhüllen ihre Scham durch Baststreifen, die sie vorn im Gurt befestigen und zwischen den Beinen durchziehen. Das enge Schnüren des Körpers durch den Gurt, wie es weiter westlich üblich ist, findet hier nicht statt.

Die Berge fallen steil ins Meer hinein ab und sind vielfach von tiefen Schluchten zerrissen; eine überaus dichte Vegetation bedeckt sie, weil es an diesem Südostzipfel von Neu-Guinea eigentlich immerfort regnet, und eine ausgesprochene Trockenzeit, unter der zum Beispiel die Gegend von Port Moresby stark zu leiden hat, nicht vorkommt. Bis hoch hinauf in die Berge erblickt man die Pflanzungen der Eingeborenen, die an dieser dicht bevölkerten Bucht jedes geeignete Plätzchen, und sei es auch noch so schwer zugänglich, bepflanzen. In großer Menge wird die Kokospalme kultiviert, und Massen von Kopra werden hier erzeugt. Mit hervorragendem Scharfblick hat deshalb auch O. Finsch im Jahre 1885 als Pionier der Neu-Guinea-Kompagnie in dieser Gegend die deutsche Station Blumenthal gegründet1). Die außerordentlich reiche Kopra-Produktion des Berglandes am Ostkap bestimmten ihn dazu, dem deutschen Unternehmungsgeist hier auch im britischen Teil von Neu-Guinea ein Feld zu eröffnen. Leider hat die Neu-Guinea-Kompagnie diese Station bald wieder eingehen lassen. Der Kopra-Export dieses kleinen Gebietes war noch im Jahre 1897 größer als der aus ganz Kaiser Wilhelms-Land.

Man brachte mir auch Bananen von köstlichem Wohlgeschmack, die ich an den früher besuchten Orten, wo fast nur geringe Arten gezogen werden, schmerzlich vermißt hatte. Auch Papayafrüchte erhielt ich hier, außerdem die unvermeidlichen Yams und Taros.

Ich freundete mich bald mit einigen jüngeren Eingeborenen an

1) Vergl. O. Finsch: »Samoafahrten«. und: »Wie ich Kaiser Wilhelms-Land erwarb«. Deutsche Monatsschrift f. d. gesamte Leben d. Gegenwart I. Jahrg. Berlin 1902.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003