Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Milne-Bay. 419

ab und die Hekla legte sich aufs neue auf die Seite. Gewitter und Sturm, die sonst fast regelmäßig jede Nacht eintraten, blieben merkwürdigerweise diesmal aus, und die starke Flut in der Frühe des nächsten Tages befreite uns aus unserer schwebenden Pein. Ohne weiteren Unfall erreichten wir mittags Bou, das am Nordeingang der Milne-Bay gegenüber von den Killerton-Inseln liegt.

Herr Abel, der Missionär von Samarai, hatte mir geraten, mich nach Bou in der Milne-Bay zu begeben, weil der dortige farbige Missionär Maanaima, ein Samoaner, besonders verständig und tüchtig wäre und mir in vielen Beziehungen behilflich sein würde. Ich war deshalb unangenehm überrascht, als ich erfuhr, Maanaima weile augenblicklich nicht in Bou, sondern habe sich für einige Tage fortbegeben, um einen andern Missionär, Filimona, in Mita zu besuchen. Ich nahm mir die Freiheit, mich in seiner Abwesenheit, so gut es ging, in seinem Hause einzurichten. Ich ließ gehörig Mundvorrat aus der Hekla an Land schaffen, denn der Kapitän erklärte, das Schiff könne hier nicht liegen bleiben, sondern müsse einige Meilen entfernt hinter den Killerton-Inseln ankern, wo es besseren Schutz vor dem starken Südostwinde hätte. So blieb ich denn ganz allein unter den Bewohnern von Bou zurück. Eine Anzahl der Eingeborenen kam mir freundlich entgegen; der größere Teil hielt sich mürrisch von mir fern.

Die Bevölkerung ähnelt im Ganzen der von Suau und Samarai und ist erheblich kleiner und schwächer als die Leute von Hula und Aroma. In der Hauptsache tritt uns aber überall derselbe Grundtypus entgegen, den wir als den papuanischen im engeren Sinne bezeichnen können, und den wir trotz aller Variationen in Größe und Hautfarbe auf der ganzen Insel wiederfinden. Das Haar tragen die Leute hier im allgemeinen kürzer als weiter im Westen, und selten begegnet man den prachtvollen Perückenköpfen, dem Stolz jener Gegenden. Die Haarfarbe variiert von schwarz zu rotbraun, ja ich sah sogar einige Individuen mit beinahe fuchsigen Haaren. Es ist aber möglich, daß das nicht ganz Natur war, sondern durch Baden des Haares in alkalischen Flüssigkeiten erzeugt worden ist. Die Haut kann man im allgemeinen als schokoladenfarben bezeichnen, nicht wesentlich heller als die der Leute von Samarai und Aroma.

Sehr häufig ist hier eine Hautkrankheit, die eine Art Ichthyosis zu sein scheint. Die Epidermis schilfert am ganzen Körper in kleinen glänzenden Schuppen ab, welche ein wenig an Fischschuppen erinnern und die der sonst so schönen, warmgetönten Haut der Wilden einen fahlen, stumpfen Glanz verleihen. Ich fand fast 20 Prozent der


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003