Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

Samarai. 41 7

selben Abend die kleine Insel Samarai (Dinner-Island), auf der sich der Regierungssitz für das östliche Drittel von Britisch-Neu-Guinea befindet. Das Inselchen liegt nur wenige Kilometer vom Festland entfernt und gehört zu einer Gruppe größerer Inseln, die die unmittelbare Fortsetzung des Südostzipfels von Neu-Guinea bilden. Die schmale Wasserstraße zwischen diesen Inseln und dem Festland heißt Chinastraße. In der weiteren Verlängerung nach Südosten folgen dann die Inseln des Louisiaden-Archipels, deren zwei größte, Rössel-Island und Sudest, als das eigentliche Südostende der großen Insel zu betrachten sind. In noch früheren Zeiten haben wahrscheinlich auch die Neu-Hebriden durch den Bismarck-Archipel und die Salomon-Inseln mit der Papua-Insel zusammengehangen, während eine andere Verbindung von Neuseeland nach Neu-Kaledonien mit dem nördlichen Queensland und der zu jener Zeit durch Land ausgefüllten Torresstraße bestand.

Samarai ist ein kleines hügeliges Inselchen. In dominierender Lage liegt das Regierungsgebäude. Leider befindet sich gerade vor dem Hügel, auf welchem es errichtet ist, ein häßlicher, brackiger Sumpf, der wahrscheinlich schuld daran ist, daß das Klima dieser Niederlassung keineswegs ein günstiges ist. Es ist mir nicht gelungen einzusehen, warum die sonst so praktische Verwaltung der Kolonie gerade diesen Platz zu ihrem Sitz im Osten ausersehen hat.

Nur sehr wenige Weiße befanden sich zu jener Zeit dort. Der oberste Beamte war Hon. M. H. Moreton, Privatsekretär des Administrators, der früher längere Zeit als Squatter in Queensland gelebt hatte und viele meiner dortigen Freunde genau kannte. Außerdem lebte noch ein Unterbeamter, Herr D. Ballantine dort, sonst nur einige Subalterne und ein Angestellter der Firma Burns, Philp & Co., die auch hier eine Zweigniederlassung hat. Die Missionsstation befindet sich gegenüber auf dem Festland und wurde durch einen weißen Missionär, Herrn Abel, geleitet. Außerdem weilte gerade ein Wesleyanischer Missionär zum Besuch auf der Insel.

Die Wesleyaner haben sich die Inselgruppen im Südosten von Neu-Guinea mit Einschluß der D'Entrecasteaux-Inseln als Feld ihrer Tätigkeit ausersehen, während die Londoner Missions-Gesellschaft die ganze Südküste des Festlandes von der Torresstraße bis zum Ostkap als ihre Sphäre betrachtet, mit Ausnahme des Distrikts bei Jule Island (S. Josephsfluß und Umgegend), wo die katholischen Missionäre vom Herzen Jesu ihre Tätigkeit ausüben. In Britisch-Nordost-Neu-Guinea wirken vorwiegend anglikanische Missionäre, sie haben ihre Tätigkeit aber eben erst begonnen.


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003