Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Vierzehntes Kapitel. Neu-Guinea. Vom Südkap bis zum Ostkap.

Die Missionsstation am Südkap befindet sich auf der kleinen Insel Suau, und zur Zeit unserer Anwesenheit lebte in derselben nur ein Missionär aus Samoa namens Vaitupu mit seiner Frau und einem Kinde. Der Mann war etwas schüchtern, aber liebenswürdig und gefällig, seine Frau ein hübsches junges Weib mit prachtvollen Augen, das kleine achtjährige Mädchen das leibhaftige Ebenbild der Mutter. Bis vor kurzem war auf Suau ein weißer Missionär, Herr Walker, stationiert gewesen. Derselbe befand sich aber augenblicklich in Sydney, um sich einige nautische Kenntnisse anzueignen, deren ein Mann in verantwortungsvoller Stellung an diesen Küsten notwendig bedarf. Ich habe später seine Bekanntschaft in Cooktown gemacht.

Vaitupu und seine Frau sorgten für uns in rührender Weise. Die Häuser der polynesischen Missionäre sind zwar besser als die Hütten der Eingeborenen, aber für unsere Begriffe immerhin primitiv. Fast stets findet man aber ein Paar erträgliche Lagerstätten mit Moskitovorhängen, und das ist eine große Annehmlichkeit. Die Nahrung der Missionäre unterscheidet sich nicht wesentlich von der der Papuas. Sie bereiten sich ihre Speisen aus den Taro, Yams, Bananen und Kokosnüssen, die sie von den Eingeborenen eintauschen, haben aber kein Mehl um Brot zu backen, ja verstehen nicht einmal diese Kunst, und erhalten keinen Reis und keine Konserven. Von Hause aus einfach gewöhnt, bedürfen sie nicht dieser Nahrungsmittel, die dorthin erst importiert werden müßten, sondern begnügen sich mit dem, was sich vorfindet. Darin liegt, wie schon erwähnt, zum großen Teil der Grund, weshalb sich mit ihnen viel billiger arbeiten läßt, als ausschließlich mit weißen Missionären. Fleischnahrung genießen sie wie die Papuas im Ganzen wenig. Die Eingeborenen besitzen ja keine anderen Haustiere als Schwein und Hund, und beide werden nur bei festlichen Gelegenheiten geschlachtet. Die animalische Nahrung


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003