Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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392 Neu-Guinea. Von Jule Island bis zum Südkap.

Südosten als Begleiter des Louisiaden-Archipels und endet erst gegenüber der südöstlichen Insel des Archipels, die »Sudest« genannt wird. Es ist offenbar, daß Sudest ehemals die Südostspitze Neu-Guineas gewesen ist, und die Louisiaden nichts anderes sind als die Berge des versunkenen Südostzipfels der Papuainsel.

Der Riffkanal zwischen der Küste und dem Riff selbst ist ungemein schwer zu befahren, weil er in viel höherem Grade von verstreuten Korallen und Sandbänken erfüllt ist, als der Kanal des großen australischen Barrierriffs. Unser Kapitän war viel zu ängstlich, um jemals die »innere Route« zu wagen, und steuerte stets außen in respektvoller Entfernung von allem, was wie ein Riff aussah.

Wir waren noch nicht 15 Minuten gefahren, als plötzlich der Kiel unseres Bootes knirschend auf Sandboden auffuhr, und wir fest saßen. Wir waren auf eine Sandbank geraten, die der Einfahrt in den Riffkanal vorgelagert ist, und konnten noch von Glück sagen, daß es nicht harter Korallenfels war, auf den wir in voller Fahrt stießen. Solch ein Mißgeschick kann vorkommen, zumal in Gewässern, welche wie diese noch ganz ungenügend aufgenommen sind. Allerdings hätten wir uns durch Loten vorsehen können. Aber das Schlimmste war, daß nach dem Auffahren unser Kapitän sich der Situation durchaus nicht gewachsen zeigte. Die Ebbe hatte eben begonnen, und jeder Augenblick des Zögerns setzte uns mehr auf das Trockene. Alle Befehle, die er gab, kamen viel zu langsam, es dauerte eine Weile, bis die Segel eingezogen waren, dann versuchte er das Boot mit den langen Rudern abstoßen zu lassen. Erst dann kam er auf die Idee es dadurch zu erleichtern, daß er die Anker auswarf und die schwere Ankerkette in den Dingy hinabließ. Ich hatte den Händler Swords an Bord, der mich gebeten hatte, ihn mit nach Aroma zu nehmen. Auf seinen Rat hin wurde folgendes probiert. Der eine Anker wurde vom Dingy aus etwa 100 Meter rückwärts im tiefen Wasser ausgeworfen und alsdann versucht, das Boot mittelst der Ankerwinde, an der wir alle arbeiteten, von der Sandbank ab und an den Anker heran zu winden. Schade, daß dieser Rat nicht eine halbe Stunde früher kam; jetzt war es zu spät, wir lagen schon zu weit trocken und konnten trotz aller Anstrengung das Boot nicht mehr frei bekommen. Allmählich sank das Wasser mehr und mehr, die Hekla legte sich ganz auf eine Seite und bot bald für die, welche nicht geübte Gebirgskletterer waren, einen höchst schwierigen Aufenthalt dar. Dennoch blieben wir im Schiff, da wir vom Lande ziemlich weit entfernt waren und hofften, mit der nächsten Flut frei zu kommen. Um 5 Uhr nachmittag war wieder Hochwasser, aber


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003