Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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390 Neu-Guinea. Von Jule Island bis zum Südkap.

wie auf den Pelau-Inseln, wo dieses Stück, der »Klilt«, seit undenklichen Zeiten als vornehmstes Schmuckstück gilt1).

Unter den zurückgekehrten Eingeborenen befand sich einer namens Gima, der längere Zeit in Diensten von Europäern gestanden hatte und deshalb eine ziemliche Kenntnis der englischen Sprache besaß, zur Zeit meiner Anwesenheit eine seltene Ausnahme an der Küste von Britisch-Neu-Guinea. Die weißen Missionäre wünschen, daß ihre polynesischen Mitarbeiter die Sprache der Eingeborenen erlernen, um sich möglichst rasch und möglichst vollständig in die Gedankenkreise und Auffassungen derselben einleben zu können und ihre wirklichen Freunde und Berater zu werden. Sie sprechen deshalb auch mit den farbigen Missionären nicht englisch, sondern papuanisch, gewöhnlich Motu-Sprache, die sie selbst vollkommen beherrschen.

Dadurch halten sie das verstümmelte und groteske Englisch von den Eingeborenen fern, das man in anderen britischen Kolonien im Munde der Eingeborenen im Schwange findet. Ebensowenig ist das Bestreben der Missionäre darauf gerichtet, die ursprüngliche Tracht der Eingeborenen wesentlich zu verändern und sie mit Kleidern zu behängen, die bei den Lebensbedingungen, unter denen sie sich befinden, unschön und direkt gesundheitsschädlich sind. Man ist jetzt allgemein darüber einig, daß die unvorsichtige Einführung europäischer Kleider bei niedrig stehenden Eingeborenen ein gefährliches Experiment bedeutet. Der Eingeborene ist zunächst gewöhnlich froh, wenn er sich ein einziges Kleidungsstück verschaffen und dadurch die neuste Mode mitmachen kann. Stolz auf diese Erwerbung behält er es Tage und Nächte lang auf dem Leib, schläft darin, wenn es durchfeuchtet ist, läuft damit in die See und wieder heraus, kennt nicht die wohltätige Einrichtung von Seife und großer Wäsche. Die Missionäre der London Mission Society beschränken sich deshalb darauf, die Knaben, die ihnen ihre Hausarbeit verrichten helfen, mit einem Lendentuch zu versehen; die Weiber tragen ja schon ohnehin den Grasrock. Nur ihre eigentlichen Zöglinge, die zu Missionären ausgebildet werden und schon eine höhere Bildung erlangt haben, werden wirklich bekleidet.

Der Umstand, daß der Eingeborene Gima etwas englisch sprach, war mir aber doch ganz angenehm, weil ich ihm auseinandersetzen konnte, daß ich einige Exemplare des papuanischen Ameisenigels zu erlangen wünschte. Zwei Echidna-Arten sind bisher von Neu-Guinea

l) Vergl. den Aufsatz von O. Finsch über das Klilt-Armband der Pelauer in Globus, Bd. 77 Nr. 10, 1900.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003