Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Ornithoptera Pegasus. . 389

angenehm unterbrochen wird. Der Körper ist schwarz mit einem grünen Streifen auf dem Rücken, der Hinterleib lebhaft gelb. Bildet nun schon ein solcher Schmetterling durch Größe und Farbenpracht die Zierde einer jeden Sammlung, so gewährt er im freien schwebenden Fluge, wenn jede Bewegung seinen stolzen, aber ruhigen Schimmer in allen mit dem Lichte wechselnden Abtönungen zeigt, einen unvergleichlichen Anblick. Dieser sonst auch in seiner papuanischen Heimat nicht häufige Schmetterling flog zu jener Zeit in den Pflanzungen von Hula und Aroma zu Hunderten herum und belebte sie in reizender Weise. Die Weibchen sind noch größer als die Männchen, aber in ungalanter Weise haben die letzteren alle Farben- und Formenschönheit für sich in Anspruch genommen. Die Oberseite der Weibchen ist unscheinbar braun mit weißer Zeichnung. Es war mir nicht schwer, zahlreiche Exemplare dieser Art zu fangen, da sie obwohl in ziemlicher Höhe, doch nur langsam und bedächtig fliegen. Wahrscheinlich sind sie durch einen üblen Geschmack vor den Nachstellungen der insektenfressenden Vögel geschützt und dürfen deshalb unbesorgt die ganze Pracht ihrer Flügel im Sonnenlichte strahlen lassen. Diese Art reicht bis in die Molukken, wo sie durch eine andre Varietät, Ornithoptera Priamus, vertreten wird. Priamus wird noch größer als Pegasus, unterscheidet sich aber vor allem dadurch, daß die schwarzen Binden seiner Vorderflügel nicht durch eine grüne Rippe geteilt werden. Ich fing die Priamus-Varietät in zahlreichen Exemplaren auf der Insel Ambon, wo sie besondere Größe erreicht. Ein anderer prachtvoller Schmetterling, den ich in den Pflanzungen von Hula fing, war die papuanische Varietät der Ornithoptera Helena. Am dritten Tage unsrer Anwesenheit in Hula sahen wir die ganze Bevölkerung plötzlich an den Strand strömen. Eine Anzahl Kanoes nahte; es waren die Männer des Dorfes, die zurückkehrten und den guten Ausgang und Erfolg ihres Unternehmens schon von weitem durch lärmenden, trommelbegleiteten Gesang kundgaben. Ihre Fahrt hatte dem Fang der grünen Suppenschildkröte, Chelone mydas, gegolten, und sie brachten nicht weniger als 26 Exemplare dieses wohlschmeckendsten aller Reptilien heim und bereiteten abends einen Schmaus, um den sie mancher europäische Feinschmecker beneidet hätte. Die Männer von Hula sind als gute Dugong-Fischer bekannt und verstehen es auch, den eigentlichen Fischfang mit mächtigen wohlgearbeiteten Netzen in großem Maßstabe zu betreiben. Auffallenderweise wird hier und in der Torresstraße trotz des reichen Dugongfanges und trotz der Schmuckliebhaberei der Eingeborenen der erste Halswirbel (Atlas) der Dugongs nicht zu einem Armband verarbeitet


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003