Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Sir William Macgregor. 375

Sitten und Sprachen der Eingeborenen sorgfältig beobachtet. Niemals aber hat der ehemalige Arzt die wissenschaftlichen Interessen ungebührlich in den Vordergrund gestellt. So erzählte ich schon an anderer Stelle, daß er einem Naturforscher mit Ausweisung drohte, als er hörte, derselbe wolle Hunderte von Papua-Skeletten sammeln, ein Plan, der leicht die naiven Eingeborenen dazu hätte anreizen können, das gewünschte Material durch richtige Jagdzüge zusammenzubringen. Bei seinen Forschungsreisen suchte der Gouverneur stets, wo es nur immer anging Waffengewalt zu vermeiden. Morde von Weißen und Eingeborenen wurden natürlich, soweit es in der Macht der Regierung lag, geahndet. Aber man ließ lieber einen Mord ungesühnt, wenn es unmöglich war, den wirklichen Schuldigen zu finden, als daß man summarisch ganze Dörfer und Stämme für die Vergehen einzelner verantwortlich gemacht hätte. Dabei möglichste Vermeidung von Eingriffen in die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen und tatkräftige Unterstützung der Missionäre, deren Tätigkeit man durchweg in ganz Britisch-Neu-Guinea als eine segensreiche bezeichnen kann.

Dagegen hielt der Administrator die Händler, Pflanzer und Goldsucher in strenger Zucht und war stets bereit, ihren Übergriffen gegenüber das Interesse der Eingeborenen auf das Nachdrücklichste zu wahren. Kein Landkauf hatte Gültigkeit ohne die Genehmigung des Gouverneurs, der sich vorher erst zu überzeugen pflegte, ob die Eingeborenen auch wußten, um was es sich handelte, und nicht ahnungslos kostbaren Besitz für ein Linsengericht oder richtiger für einige Stücke Tabak und einige Äxte weggaben. Es war wohl erlaubt, Schwarze als Arbeiter anzuwerben, aber nicht die angeworbenen Arbeiter aus ihrer Heimat in ferne Distrikte zu überführen, wo sie natürlich viel mehr der Willkür und strengen Zuchtrute ihrer Herrn preisgegeben gewesen wären. Ganz und gar war es verboten, die Eingeborenen von Neu-Guinea weg etwa nach Australien zu überführen, um sie in den dortigen Zuckerplantagen arbeiten zu lassen, eine sehr weise Bestimmung, die die Eingeborenen von Neu-Guinea günstiger stellte, als die Südsee-Insulaner. Letztere sind aber auch schon viel länger mit den Weißen bekannt und verstehen deshalb schon eher, sich selbst in Acht zu nehmen und vor Ausbeutung und Knechtung zu schützen. Es war streng verboten, den Eingeborenen Feuerwaffen zu verkaufen, und auch Chinesen, Manilaleute, kurz alle fremden Farbigen, die nach Neu-Guinea kommen, bedurften besonderer Regierungserlaubnis, wenn sie ein Gewehr führen wollten. Diese Erlaubnis wurde nur auf kurze Zeit gegeben und konnte jeden


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003