Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Die Papuas als Jäger. 371

Waffen in dieser Gegend sind Wurfspeer, Bogen und Pfeil und die Keule. Östlich von Port Moresby verschwinden Pfeil und Bogen ganz und Speer und Keule sind die einzigen Angriffs- und Jagdwaffen. Die Hunde der Papuas gleichen sehr den Dingohunden der Australier, ihre Abrichtung zur Jagd ist aber eine viel schlechtere und sie werden augenscheinlich mehr als Schlachttiere denn als Jagdhelfer gehalten. Hundefleisch ist nämlich für den Eingeborenen eine Hauptdelikatesse und darf neben dem Schweinebraten bei keinem großen Feste fehlen. Da die Hunde vorwiegend mit vegetabilischen Stoffen ernährt werden, ist ihr Fleisch wohl auch ganz schmackhaft. Hundezähne sind beliebte Schmuckstücke; besonders gern verwendet man sie, perlförmig aneinander gereiht, als Halsbänder und als Besatz auf Flechtwerk.

Die Jagdmethode auf Känguruhs und Dorcopsis ist überall die gleiche. Man umstellt die Wechsel mit Netzen und treibt dann die scheuen und flinken Tiere ins Garn, in das sie meist blind hineinrennen und sich hoffnungslos verstricken. Dann werden sie mit Keulen erschlagen oder gespeert. Känguruhfleisch wird aber dem Schweine- und Hundefleisch nicht gleich geachtet.

Am nächsten Morgen früh brachen wir im Walboot von Mou auf und trafen schon um 10 Uhr wieder in Pinupaka ein, nachdem beim Passieren der Barre des Poino-Creeks unser Boot einen Augenblick in Gefahr gewesen war zu kentern, und einige tüchtige Sturzwellen hineingeschlagen waren. Gegen Mittag waren wir in Roro und lichteten nach herzlichem Abschied von den gütigen und gastfreien Missionären die Anker. Bis Sonnenuntergang flogen wir mit günstigem Winde in rascher Fahrt dahin, am Kap Suckling vorüber. Dann aber schlief der Wind ein, und da eine starke Strömung uns faßte und zurücktrieb, mußten wir in der Redscar Bai gegenüber von Manumanu vor Anker gehen. Nachts brach wieder ein fürchterliches Gewitter los, und der Regen zwang uns in unsere wanzenbevölkerte Kabinenhöhle, ja drang uns dorthin durch einige Ritzen des Decks nach. Überhaupt war dies im ersten Monate unseres Aufenthalts in Neu-Guinea der gewöhnliche Lauf der Dinge: ein schöner Morgen mit reinem Himmel und klarer Luft, welche die Umrisse der fernen Bergriesen scharf und deutlich hervortreten ließ. Gegen zehn oder elf begann dann Gewölk aufzusteigen und die Gebirge hüllten sich zunächst in Dunst, bald lag eine schwere Wolkenbank dort, wo man am Morgen die Berge gesehen hatte. Nachts hatten wir fast immer heftige, oft viele Stunden anhaltende Gewitter, die Regenströme vom Himmel sendeten, von denen man


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003