Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Körperliche Eigentümlichkeiten der Papuas. 353

Reise strandete sein Schiff an der Somaliküste am Ras Hafun und er berichtet nun über die dortigen Eingeborenen der ostafrikanischen Küste: »Wir trafen verschiedene Eingeborene, die uns sagten, daß sie Somali wären. — Wer wird mir glauben, daß ich in diesen Leuten meine Bekanntschaft mit den Eingeborenen Neu-Guineas, besonders mit denen der Torresstraße zu erneuern schien? Das ist der Eindruck, den sie auf mich machten. Ich beobachtete zwar auch den echten Negertypus, der in vielen Beziehungen von dem papuanischen abweicht. Aber wenn man einige von den Eingeborenen nach Neu-Guinea versetzen würde, würde man sie für echte Söhne dieser Insel halten, diejenigen mit der fliehenden Stirn, der Adlernase und ziemlich dicken Lippen, die gewelltes, aber nicht wolliges Haar besitzen. Sie gehören zu dem Typus, den ich den arabischen genannt habe, als ich von den Papuas von Moatta und Tawan sprach, der zwar nicht gerade vorherrscht, aber den ich oft in Neu-Guinea gefunden habe. Und diesen Typus entdecke ich jetzt an der Küste von Ras Hafun! Die ich heute sah, erinnern mich an die Bewohner von Prince of Wales Island. Unterschiede in der Farbe sind vorhanden, aber der Typus ist derselbe. Diese Entdeckung ist für mich von solchem Interesse, daß ich den Zufall nicht bedauern kann, der unser Stranden am Ras Hafun verursachte.«

Mit dem Neger hat der Papua das krause, wie man zu sagen pflegt, wollige Haar gemeinsam, aber sein Haar unterscheidet sich bei genauerer Betrachtung doch sehr wesentlich vom Negerhaar. Statt der unregelmäßigen Spiraldrehung des letzteren, wobei die Haare oft in ungleichen Abteilungen hin und her gebogen und gedreht sind, ist das Papuahaar zwar stark, aber sehr regelmäßig gewellt. Die Windungen liegen alle in derselben Ebene, so daß diese Haarform, nicht aber das Negerhaar, recht eigentlich mit der echten Schafwolle zu vergleichen wäre. Ebenso ausgesprochen entfernt sich aber das Wollhaar des Papua von dem viel weniger gewundenen, meist nur leicht welligen Haar des Polynesiers und Australiers. Als seltne Ausnahme ist auch schlichtes Haar bei Papuas beobachtet worden. Die Kopfform ist ausgeprägt dolichocephal, ein charakteristischer Unterschied von den mesocephalen Polynesiern und den fast brachycephalen Negritos. Die Schädel sind verhältnismäßig recht klein, die Kiefer vorspringend, die Backenknochen sehr breit, so daß das Gesicht selten ein längliches Oval bildet, sondern, da die Stirn meist schmal nach oben zuläuft und die Kinnpartie nicht breit ist, eine charakteristische, in der Mitte breite, nach oben und unten zugespitzte Gesichtsform resultiert, wie sie uns auf vielen Gesichtern meiner Photographien


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003