Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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344 Thursday Island und die Torresstraße.

Man wird es verständlich finden, daß ich, nach den Erfahrungen dieser Nacht, kein Verlangen hatte, eine zweite am Ufer des Jardine River zuzubringen, und schleunigst am nächsten Tage das ungastliche Gestade verließ. Nachdem wir noch auf der Rückfahrt erfolgreich in der Nähe der Küste gedredgt und auf den Riffen, die das Festland umsäumen, Seetiere gesammelt hatten, kehrten wir, diesmal zwischen Horn- und Prince of Wales Island durchfahrend, am Abend des 26. März nach Thursday Island zurück.

Dies war die letzte Fahrt, die ich in dem kleinen Kutter Mary Owen und mit Wilson und den beiden weißen Matrosen machte. Ich hatte mich damals gerade entschlossen, im Juli 1892 noch einmal nach Australien an den Burnett zurückzukehren. Die dazwischenliegende Zeit wollte ich größtenteils zu einem Besuch Neu-Guineas und zu einer Fahrt längs der Südostküste der Insel benutzen. Für ein solches Unternehmen war aber mein Kutter zu klein und zu wenig seetüchtig. Wilson seinerseits besaß nicht die nötigen nautischen Kenntnisse, um ein Schiff in jenen gefährlichen Gewässern, die er noch nie besucht hatte, zu steuern.

Einen andern Kapitän zu engagieren, machte keine Schwierigkeit, denn auf Thursday Island befand sich ein Pilotenkapitän, der lange Zeit hindurch das Segelfahrzeug der English Church Missionäre in den Gewässern an der Südküste von Neu-Guinea gesteuert hatte. Er wurde mir als langsam und etwas lahm in seinem Handeln, aber als ganz erfahren, zuverlässig und sehr vorsichtig geschildert. Er fand sich sofort bereit, den Posten anzunehmen, und hat sich auch treulich Mühe gegeben und sein Bestes getan. Seine Langsamkeit, Energielosigkeit und übergroße Vorsicht haben mir aber in der Folge manche böse Stunde bereitet.

Große Schwierigkeit machte es, ein passendes Fahrzeug zu finden. Da wir schwarze Mannschaft engagieren wollten, empfahl es sich, einen zweimastigen Lugger und keinen einmastigen Kutter zu wählen, dessen mächtiges Segel schwerer zu reffen und zu handhaben ist, als die beiden kleineren Luggersegel. Wir fanden bald heraus, daß ein Lugger, der vorzüglich unseren Zwecken entsprach, in Thursday Island zu mieten war. Es war der ganz neue Lugger »Hekla«, der einem Norweger, namens Niels Andersen, gehörte, einem Perlfischer, der seine Station auf Prince of Wales Island hatte. Anfangs forderte Andersen für sein vierzehn Tonnen messendes Schiff 300 Mark monatlich und Versicherung des Schiffes. Ich ging hierauf sofort ein, denn für die dortigen Verhältnisse war der Preis keineswegs zu hoch. Es erhoben sich aber Schwierigkeiten, das Schiff zu versichern.


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003