Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

334 Thursday Island und die Torresstraße.

verbunden mit dem verschiedenen Klima, der verschiedenen Bodenbeschaffenheit und der in ihrer quantitativen Zusammensetzung sehr verschiedenen Vegetation beider Länder zu zwei spezifisch recht verschiedenen Faunen geführt hat.

Die Beziehungen der Faunen zweier Landmassen, die ehedem zusammengehangen haben, später aber durch zwischendringende Meeresarme getrennt worden sind, zeigen sich immer wesentlich beeinflußt von der Dauer jener Trennung. Großbritannien, das mit dem Kontinente bis etwa zum Ende der Eiszeit zusammengehangen hat, ist in seiner Fauna und Flora beinah völlig identisch mit dem benachbarten festländischen Deutschland und Frankreich, obwohl entschieden ärmer als diese. Eigene Gattungen kommen überhaupt nicht vor. Auch die Arten der vorkommenden Säugetiere und Blütenpflanzen sind identisch mit festländischen Arten, höchstens mögen einige Varietäten oder Subvarietäten von Phanerogamen eigentümlich sein. Dagegen besitzen die britischen Inseln drei eigene Vogelarten (von einigen Forschern blos als Varietäten angesehen), einige eigene Süßwasserfische und eine ziemliche Anzahl eigentümlicher Laub- und Lebermoose. Dabei ist bemerkenswert, daß sich auch zwischen England und Schottland einerseits, Irland andererseits ein leichter, aber doch deutlicher Unterschied bemerklich macht. Ob auch eine Anzahl besonderer Insekten, Land- und Süßwasserschnecken auf den britischen Inseln vorkommt, ist noch nicht ganz sicher ausgemacht, aber wahrscheinlich. Jedenfalls sieht man, wie schon die kurze Trennung einer Insel vom Festlande dazu führt, ihrer Fauna und Flora ein eigentümliches Gepräge zu verleihen. Viel deutlicher aber wird dieses, wenn wir uns zu Inseln wenden, deren Trennung von den Kontinenten schon längere Zeit gedauert hat.

Die Inseln, die dem australischen Kontinent im Süden, Norden und Osten anlagern, geben dafür ein ausgezeichnetes Beispiel: Tasmania, das sich vom Festland wahrscheinlich im Anfange der Pleistocänperiode abgelöst hat, Neu-Guinea, das sicher viel länger isoliert gewesen ist, endlich Neuseeland, das jedenfalls seit dem Auftreten der Säugetiere in Australien mit keinem von Monotremen oder Beuteltieren bevölkerten Teile des Festlandes mehr zusammengehangen hat.

Tasmanien, das am spätesten getrennte, zeigt in seiner Fauna noch sehr große Übereinstimmung mit Süd-Australien und Viktoria. Echidna aculeata findet sich in der Varietät setosa. Von Känguruhs kommen keine eigentümlichen Arten vor, aber vier besondere Varietäten. Von Dromicia findet sich eine distinktc Art, Dromicia lepida,


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003