Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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330 Thursday Island und die Torresstraße.

umgewandelt. Thursday Island beherrscht zwar keineswegs die Durchfahrt der Torresstraße, sondern liegt abseits vom Hauptkurs, der nördlich an Wednesday- und Hammond Island vorbeiführt. Es würde aber im Falle, daß eine feindliche Seemacht die australischen Küsten bedrohen sollte, als Kohlenstation und als Stützpunkt des britischaustralischen Nordgeschwaders eine große Bedeutung haben. Bekanntlich ist vor nicht langer Zeit von den australischen Kolonien im Verein mit dem Mutterlande eine Flotte zum Schütze der australischen Küsten geschaffen worden, die unter dem Befehl eines britischen Admirals steht. Gerade als ich in Australien war, langte sie dort an und wurde überall mit Enthusiasmus aufgenommen. Denn ihr Vorhandensein sichert die australischen Küstenstädte vor unangenehmen Handstreichen, die im Falle eines Krieges zwischen England und einer anderen Seemacht zwar nicht wahrscheinlich, aber doch möglich wären.

Es wurde mir gestattet, die nahezu fertigen Befestigungen von Thursday Island zu besichtigen. Als ich auf der Insel war, ereignete sich ein komischer Zwischenfall. Queensland ist in der glücklichen Lage, kein stehendes Heer halten zu müssen, sondern besitzt bloß eine aus Freiwilligen bestehende ğDefence ForceĞ, deren Organisation und Ausbildung einer Anzahl von englischen Berufsoffizieren untersteht. Nur für die Küstenbefestigungen wird eine kleine stehende Truppe von Artilleristen unterhalten, weil die Bedienung der großen Festungsgeschütze eine gründliche Ausbildung und Schulung erfordert. Von dieser Truppe kamen nun zwei Offiziere mit zwanzig Mann von Townsville nach Thursday Island, um die Aufstellung eines mächtigen Geschützes, das von England mit der Taroba erwartet wurde, vorzunehmen. Alle Vorbereitungen zum Ausladen, Hinaufschaffen und Aufstellen der Riesenkanone waren getroffen, das Schiff kam an und begann auszuladen, erst die übrige für Thursday Island bestimmte Ladung, dann mächtige, schwere Teile, die zum Geschütz gehörten. Zuletzt sollte die Hauptsache, das Rohr, kommen, dessen Auftauchen Alle mit Spannung entgegensahen. Es kam aber nicht, weil es in dem Teil des Raumes, in welchem man es vermutete, nicht zu finden war. Nun begann man überall zu suchen, weil man dachte, es wäre vielleicht irrtümlicherweise an einer anderen Stelle verladen worden; man kehrte das unterste zu oberst und war nahe daran, in der Speisekammer und unter den Betten der Passagiere nachzusehen. Ein großes Festungsgeschütz ist doch schließlich keine Stecknadel, die in einer Schublade verkramt werden kann. Man kam also nach und nach zu der Erkenntnis, daß man vergessen hatte,


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003