Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

3 14 Thursday Island und die Torresstraße.

Muscheln in vorzüglicher Qualität und Quantität liefern. Die Perlmutterschicht ist sehr dick und von herrlichem Glänze. Außerdem kommt noch eine schwärzlichgrüne dünnere Abart vor, deren Perlmutter besonders geschätzt ist. Dagegen sind die dortigen Muscheln verhältnismäßig arm an Perlen, und selten erreichen die letzteren eine ansehnliche Größe. Gerade umgekehrt verhalten sich die Perlmuttermuscheln von Ceylon; ihr Permutterwert ist gering, ihr Perleninhalt aber reich. Doch findet sich auch in Thursday Island manch schöne Perle und die Mannschaft der Boote ist sehr geneigt, diese kleinen Beigaben verschwinden zu lassen, wenn Niemand da ist, der ihnen auf die Finger sieht. Ja manche beanspruchen sogar einen Anteil an den gefundenen Perlen als ihr Recht.

Gegenwärtig ist die nähere Umgebung von Thursday Island schon ziemlich nach Perlmuttermuscheln abgegrast, und man muß sich weiter weg begeben und in größeren Tiefen, 15 bis 25 Meter tief fischen, um gute Ernte zu halten. Die Ausbeutung ist zu intensiv und rücksichtslos, und die junge Muschelbrut hat nicht Zeit nachzuwachsen. Man dehnt die Fahrten deshalb jetzt bis zum Golf von Carpentaria und bis zur Küste von Neu-Guinea aus, um jungfräuliches Gebiet zu finden. Große Lust hätten die Perlfischer von Thursday Island, auch die Südküsten der kleinen Sundainseln und Javas in Arbeit zu nehmen. Die holländische Regierung erlaubt es aber nicht, dort mit dem Taucherapparat zu fischen, weil sie nicht will, daß ein wichtiger Erwerbszweig ihrer malayischen Untertanen durch diesen Betrieb zerstört werde. Zeigt sich ein Lugger von Thursday Island in jener Gegend, so wird er bald von den dort kreuzenden holländischen Kriegsschiffen fortgejagt. Als ich im Hotel einmal gesprächsweise geäußert hatte, daß ich von Australien nach Niederländisch-Indien gehen wollte und auch Empfehlungen an die dortigen Behörden mit hätte, kamen in den nächsten Tagen -verschiedene Leute zu mir, und baten mich, ich möchte ihnen von der holländischen Regierung die Erlaubnis erwirken, in den dortigen Gewässern zu fischen. Ich mußte diesen ehrenvollen diplomatischen Auftrag leider ablehnen. Ein Lugger fischt selten so viel als eine Tonne, 2000 Pfund Schalen im Monat. Auf eine Tonne kommen 700—800 Perlmuscheln; ihr Wert beträgt 2400—3000 Mark. Im ganzen wurde zur damaligen Zeit von Thursday Island jährlich Perlmutter im Werte von nahezu zwei Millionen Mark exportiert.

Ich hatte schon in Europa von dem großartigen Fischereibetrieb in der Torresstraße gehört und deshalb geglaubt, daß Thursday Island für marine zoologische Studien und Sammlungen ein besonders


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003