Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Louis Vaez de Torres und James Cook.

andre seefahrende Nationen geheim gehalten und ist erst im Jahre 1762 bekannt geworden, als die Engländer nach der Eroberung von Manila die dortigen Archive durchsahen. Acht Jahre später, im Jahre 1770 wurde dann die Durchfahrt durch James Cook wiederholt. Der sicherste Kurs, den die ganz großen Schiffe fast immer wählen, ist der, die nördliche Reihe der Inseln der Prince of Wales-Gruppe: Tuesday Island, Wednesday Island, Hammond Island und Goode Island nördlich zu umfahren und die Straße durch den Prince of Wales-Kanal zu verlassen. Bei diesem Kurs wird Thursday Island gar nicht berührt, da es südlich von der eben genannten Inselreihe, zwischen dieser und der noch südlicheren Reihe: Horn Island, Prince of Wales Island und Friday Island liegt. Wählt man diese Route, so wird bei Goode Island geankert. Kleinere und auch mittelgroße Schiffe steuern aber gewöhnlich einen andern Kurs mitten zwischen den Inseln der Prince of Wales-Gruppe hindurch und gehen vor Thursday Island vor Anker. Diese Insel liegt genau im Centrum der Gruppe und verdankt diesem Umstand, sowie ihrem sehr guten und geschützten Hafen ihre bevorzugte Stellung. Anfangs war ich von der Lage und Umgebung der Insel ganz entzückt. Ein hügliges, mit Eucalyptuswald und stellenweise mit tropischem Dickicht bedecktes Eiland, rings umgeben von anderen berggekrönten und bewaldeten Inseln, an deren Ufern hie und da die hellen Dächer und weißen Mauern der Perlfischer-Stationen aufleuchten, ein blaues Meer, in dem man bei niedrigem Wasser überall die hellen Streifen der unzähligen Korallenriffe schimmern sieht, im Hafen fast stets einige größere und viele kleine und kleinste Schiffe, draußen weiße Segel, die wie Möven über das Wasser schweben: ein Bild voller Farbe, Leben und Abwechslung. Leider wurde- es mir aber mit der Zeit mehr und mehr verleidet. Hierbei spielten eine Anzahl persönlicher Gründe eine Rolle. Außerdem ist aber nicht zu leugnen, daß die niederen Bergformen dieser Inseln, deren eigentliche Gestalt durch die Vegetation abgerundet und verwischt wird, mit der Zeit einförmig und ermüdend wirken. Ich habe gefunden, daß ähnliches bei vielen tropischen Inseln der Fall ist, wenn sie nicht himmelanstrebende Berge besitzen, so zum Beispiel auch bei den Inseln der Straße von Malakka. So sehr wir anfangs auch die üppige Waldbedeckung bewundern, ebenso sehr vermissen wir mit der Zeit charakteristische Formen, wie sie die kahleren Inseln des jonischen und tyrrhenischen Meeres in so ausgezeichnetem Maße aufweisen, die nicht nur schön sind im strahlenden Glanze der Sonne, sondern auch wenn sich ihre kühnen Gestalten stimmungsvoll von einem düsteren, gewitterschweren Himmel abheben.


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003