Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

Volltext

[Vorige Seite][Index][Nächste Seite]

306 Die Nordostküste Australiens von Brisbane bis zum Kap York.

vereinigten. Ich habe derartige gelungene Pflanzenbilder kaum je vorher gesehen. Um ihre Bilder zu beleben, hatte die Künstlerin hie und da ein schönes australisches Insekt, einen Käfer oder Schmetterling auf den Pflanzen sitzend oder sie umflatternd dargestellt, leider aber Insekt und Pflanze beliebig gewählt und nicht darauf Wert gelegt, ob sie Beziehungen zu einander hätten. Dieses Verfahren, gegen das sich vom künstlerischen Standpunkt nichts einwenden läßt, scheint mir jedoch für Tafeln, die vorwiegend wissenschaftlichen Zwecken dienen sollen, kein glückliches zu sein. Hoffentlich hat Frau Rowan für ihr prächtiges Werk einen Verleger gefunden. Sie beabsichtigte damals, sich für längere Zeit nach Neu-Guinea zu begeben und auf einer Missionsstation lebend ihre Arbeit auch auf die Flora von Neu-Guinea auszudehnen. Ich weiß nicht, ob dieser kühne Plan zur Ausführung gelangt ist, kühn schon allein deshalb, weil zu jener Zeit keine einzige weiße Frau in Britisch-Neu-Guinea lebte.

Steuert man von Cooktown aus nördlich, so fährt man zunächst durch einen sehr engen Abschnitt des Riffkanals in nächster Nähe des ganz flach im Meer liegenden Barrierriffs. Hie und da ist eine Signalstange aufgepflanzt, um dem Seefahrer die Navigation zu erleichtern. In der Prinzess Charlotte-Bay erweitert sich der Kanal, weil das Riff der Einbiegung der Küste nur wenig folgt. Die Küste ist hier flach, Granit und Porphyr hören allmählich auf, und die ganze Nordspitze der Yorkhalbinsel besteht aus dem Wüstensandstein, der im Innern von Queensland und New-South-Wales bis tief nach Westaustralien hinein ungeheure Flächen, vielleicht ein Drittel des ganzen Erdteils, bedeckt. Früher hielt man diese Ablagerung für tertiär und schloß aus der scheinbaren Abwesenheit von Fossilien und aus lithologischen Gründen, daß sie eine äolische, das heißt eine durch Windwehen hervorgerufene Bildung sei. Die Entdeckung einer reichlichen marinen Fauna im Wüstensandsteine von Maryborough und Nord-Queensland (besonders in der Nahe von Cooktown) widerlegt diese Auffassung aber und weist die Entstehung des Wüstensandsteins in die obere Kreide. Von Kap Grenville aus läuft die Ostküste in nordwestlicher Richtung weiter, um mit der konvergierenden Westküste zusammentreffend die Nordspitze von Australien mit ihrem Kap York zu bilden. Das Barrierriff trennt sich hier von der Ostküste, läuft in direkt nördlicher Richtung weiter und endet in viele Riffe zerteilt bei Bramble Cay nahe der Küste von Neu-Guinea.

Unser Schiff folgt der Küste Australiens und fährt durch den schmalen Paß zwischen dem nördlichsten Ende des australischen Festlandes und der Albany - Insel, dem sogenannten Albanypaß. Diese


Faxsimile (Scan) dieser Textseite.

Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
Dieses Buch ist Teil von www.biolib.de der virtuellen biologischen Fachbibliothek..
© Kurt Stueber, 2003