Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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296 Die Nordostküste Australiens von Brisbane bis zum Kap York.

eingesunken war, begannen sich jetzt in unangenehmer Weise zu entzünden, der ganze Fuß schwoll an, und ich hatte beim Reiten wie beim Gehen heftige Schmerzen. Es war mir unmöglich, in jener Zeit den Fuß zu schonen, und so wurde ich trotz antiseptischer Behandlung wochenlang durch dieses kleine Leiden belästigt.

Die Dray brauchte drei Tage, um von Cooktown bis an den Fuß von Mount Finnigan zu gelangen. Ich sendete sie deshalb voraus und folgte mit Harry Asmus einen Tag später zu Pferde nach. Auf unserm Wege hatten wir zunächst die schöne Brücke über den Annanfluß zu passieren, der hier bei Cooktown im Bereich der Flut sehr breit ist. Die Brücke ist 1100 Fuß lang und ihr Bau hat 340000 Mark gekostet, ein Denkmal der schönen Zeit, als das Gold hier noch auf der Straße lag. Wir verfolgten den Weg, der von Cooktown in fast direkt südlicher Richtung zum Bloomfieldfluß führt. Unterwegs begegneten wir mehrere Male Trupps von Packpferden, die von einem oder zwei Reitern getrieben wurden und das bei Bloomfield und den anderen Distrikten ausgewaschene Zinn nach Cooktown brachten. Jedes Pferd trägt eine Last von 200—300 Pfund Zinn. Die Gegend ist zu rauh und bergig, um den Transport mit Wagen oder Karren zu gestatten.

Wir passierten mehrere granitische Bergketten, eine davon die »Black Trevethan Mountains«, von ganz wunderbarem, unheimlichem Aussehen. Es sind das Granitberge, deren sehr steile Abstürze so gut wie gar keine Vegetation tragen. Der Fels hat eine beinah schwarze Farbe, und die Verwitterung hat von den Wänden überall gewaltige Blöcke abgesprengt, die nun als ragende Trümmer die Flanken des Berges bedecken, das Ganze ein Bild finsterer, trotziger Unzugänglichkeit. Dann wieder führte unser Weg durch schöne tropische Scrubs, in denen Pandanus und mächtige Palmen: Livistonia australis, Corypha australis üppig gedeihen und Haine von unvergleichlicher Schönheit bilden. Corypha australis wird von den Kolonisten »cabbage-palm«, Kohlpalme genannt. Die jungen, unausge-breiteten Wedel dieser Palme, die man in heißem Wasser abbrüht und dann trocknet, liefern ein vorzügliches Material zum Flechten dauerhafter, guten Schutz gewährender Tropenhüte. Ein schön gewachsener Baum, der eine Höhe von 8—15, ja selbst 30 Metern erreicht, fällt durch sein frisch grünes, in der Farbe an unsere Waldbäume erinnerndes Laub auf. Meine Begleiter warnten mich eindringlich vor diesem Baum, der nichts anderes ist, als eine gewaltige baumartige Brennessel, der berühmte australische »stinging tree«, Laportea gigas. Das Nesselgift besonders der jüngeren Blätter ist


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003