Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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286 Die Nordostkiiste Australiens von Brisbane bis zum Kap York.

Besitzung an der Bahnstrecke nach Laura nahe bei Cooktown, nach ihm Station Asmus benannt. Er hatte sich in allen möglichen Zweigen betätigt, als Goldsucher, Jäger, Farmer, Bienenzüchter, hatte bei allem Geschick und Regsamkeit gezeigt und es doch nicht recht vorwärts bringen können, weil ihm bis dahin immer noch etwas gefehlt hatte, ein guter Glücksschlag, dessen man dort unten zum wirklichen Emporkommen vielleicht noch mehr bedarf, als in unsern ausgefahrenen Geleisen. Er hatte soeben für ein Butterbrot seinen Anteil an einer kleinen Goldmine verkauft, die er zusammen mit drei Gefährten vor einigen Jahren entdeckt und bis jetzt selbst bearbeitet hatte. Seine drei Kameraden oder »mates«, die unter einander nahe verwandt waren, wollten ihn aber aus dem Unternehmen heraus haben, um es ganz in Familie weiterzuführen. Sie hatten sich deshalb bis jetzt geweigert, das nötige Kapital hineinzustecken, um die Sache in Schwung zu bringen, und taten dies erst, nachdem er herausgedrängt war. Asmus hielt das Unternehmen für recht aussichtsvoll, war aber doch froh, heraus zu sein, denn das erfolglose Arbeiten unter den bisherigen Verhältnissen und die Tücke seiner Genossen hatten ihm die Sache verleidet.

Mit dem Engagement von Asmus hatte ich ebenso großes Glück, wie mit demjenigen von Dahlke für meine Arbeit am Burnett. Einen nüchterneren, geschickteren, tätigeren Gefährten hätte ich mir nicht wünschen können, dazu ein Mann, der etwas von der Welt gesehen hatte, der ein selbständiges Urteil besaß und persönlich ein angenehmer Mensch war. Auch seinen jüngeren Bruder Julius engagierte ich, einen Burschen von etwa zwanzig Jahren. Wie ich später zu meinem Leidwesen bemerkte, war er einer von den nicht seltenen Australiern deutscher Abstammung, die sich ihrer deutschen Nationalität zu schämen scheinen, ihre Muttersprache verleugnen und nur noch Australier sein wollen. Ich habe diesen Leuten gegenüber kein Blatt vor den Mund genommen und ihnen gesagt, ich für meine Person hätte sonst noch nie einen Grund gefunden, mich meiner deutschen Nationalität zu schämen; wenn ich aber solchen Exemplaren, wie ihnen, begegnete, dann müßte ich allerdings zugeben, daß ein solcher Grund vorhanden wäre. Harry Asmus übernahm es, mir ein Pferd zu stellen. Außerdem mietete ich noch eine Dray mit Bespannung und nahm den Besitzer derselben, Frank Phillips, für den Transport des Gepäcks, die Lagerarbeiten und als Koch in meine Dienste.

Ich hatte die Absicht, während meines auf einen Monat berechneten Aufenthalts in der Umgebung von Cooktown der Säugetierfauna meine Hauptaufmerksamkeit zuzuwenden, besonders Material


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003