Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Cooktown.

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ihm endlich am 13. August 1770 gelang, durch das Barrierriff hindurchzukommen. Eine hübsche Granitsäule in der Hauptstraße der Stadt mit der Inschrift: »In memoriam Captain Cook who landed here June 17. 1770. Post cineres gloria venit« erinnert an die denkwürdige Begebenheit auf der erfolgreichsten Reise des großen Mannes, derjenigen Reise, die zuerst die Ostküste des australischen Kontinents erschloß und festlegte. Nach Cooks Kanonen hat man eifrig gedregt, hat sie aber nicht finden können.

Cooktown ist das Zentrum eines außerordentlich mineralreichen Distrikts, der besonders Gold und Zinn, außerdem noch Silber und Antimon liefert. Zucker, Reis, Tabak gedeiht hier gut, der treffliche Hafen ist der natürliche Ausgangspunkt für den Handel mit Britisch-Neu-Guinea. Dennoch will diese Niederlassung bis jetzt nicht recht gedeihen und befand sich zur Zeit meiner Anwesenheit im Zustande einer tiefen wirtschaftlichen Depression.

Ihre höchste Blüte hatte die Stadt, als im Jahre 1873 200 Kilometer westlich im Inland am Palmerfluß außerordentlich reiche alluviale Goldlager entdeckt wurden, die in 4 1/2 Jahren Gold im Werte von fast 80 Millionen Mark lieferten. Allein im Jahre 1875 wurde Gold im Werte von 20 Millionen Mark gefunden. Nicht nur aus Australien, auch aus Europa und besonders aus China strömten Goldsucher am Palmer zusammen, und ihre Zahl soll zu jener Zeit 40000 überstiegen haben. Bald aber war der Vorrat erschöpft, die Ausbeute wurde von Jahr zu Jahr dürftiger und ist jetzt kaum noch der Rede wert, die Bevölkerung verlief sich so schnell, wie sie gekommen war, und eine Eisenbahn, die man von Cooktown nach Maytown am Palmer zu bauen angefangen hat, läuft vorläufig nur etwa 100 Kilometer Inland bis nach Laura und dürfte ihrer Vollendung sobald nicht entgegensehen. Die Stadt Cooktown hat bis jetzt nur 2600 Einwohner, Maytown am Palmer gar nur 135 und mit der Umgegend 858; Palmerville, einst eine aufblühende Ansiedlung am Palmer, ist beinah verlassen und hatte im Jahre 1886 nur noch 25 Einwohner, meistens Chinesen.

Der große »rush« nach Gold, der im Jahre 1873 das Anschwellen der Bevölkerung im Cookdistrikt veranlaßte, hat gerade diesem Teile Australiens verhältnismäßig mehr Chinesen zugeführt, als den südlicheren Teilen Queenslands und den andern Kolonien. Man findet sie ja überall in den großen Städten und über das Land verstreut, aber doch immer nur vereinzelt. In Cooktown aber machen sie 10% der Bevölkerung aus und verschwinden nicht in der Masse wie weiter im Süden. Es gibt hier eine Anzahl wohlhabender Kaufleute, Pflanzer,


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003