Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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Fahrt durch den Riffkanal. 281

erreicht, und die Stadt liegt unmittelbar am Fuße der schroff gegen das Meer abstürzenden Bergkette, deren kahle Wände rötlichbraun schimmern.

Das Gestein ist ein Granit, der seine eigentümliche Färbung dadurch erhält, daß der Feldspat durch Eisenoxyd rotbraun gefärbt ist. Der höchste Gipfel der Kette erreicht im Mount Elliot 4000 Fuß. Unmittelbar über der Stadt erhebt sich der steile Castle Hill zu 1000 Fuß Höhe.

Der Charakter aller dieser jungen Städte an der Queensländer Küste ist, abgesehen von ihrer Lage, ein ziemlich uniformer: etwas schönere öffentliche Gebäude und bessere Läden in den größeren, etwas mehr Tropencharakter in den mehr nördlich gelegenen, das ist der Hauptunterschied. Man hat eben in Australien ein besonderes Schema entwickelt, den Bauplan von Ansiedlungen zu regeln, man baut Post, Regierungsgebäude, Schule und Banken mehr oder weniger üppig, je nach der Größe der Stadt, aber meist nach demselben, einmal erprobten Plane. Man hat bis jetzt weder die Zeit noch den Sinn, auf das Originelle und Künstlerische erheblichen Wert zu legen. Dennoch ist Townsville mit seiner schönen Flinders Street eine angenehme, freundliche, nur etwas staubige Stadt. Sie ist nicht nur der Hafen für einen ungeheuren Weidebezirk, der sich fern nach Westen bis zum Diamentina River erstreckt, und dessen Hauptprodukte, Wolle und Fleisch, von hier aus verschifft werden, sondern hat in seiner Nähe auch Goldfelder, die zu den reichsten Australiens gehören. 130 Kilometer westlich von Townsville liegt Charters Towers, neben Mount Morgan und Gympie die bedeutendste Minenstadt Queenslands. Eisenbahn führt von Townsville nach Charters Towers und von da noch weiter westlich inland bis Hughenden. Überall findet sich hier im Granit und metamorphischen Gestein Edelmetall, vor allem Gold, und dieser reiche Bezirk erstreckt sich vom Burdekinfluß in fast ununterbrochener Folge nördlich bis tief in die Basis der Halbinsel York hinein.

Nördlich von Townsville gibt es an der Nordostküste keine bedeutenderen Städte mehr, nur noch junge aufstrebende Niederlassungen, von denen aus die Produkte eines hoffnungsvollen, aber noch wenig erschlossenen Landes verschifft werden. Außer den Metallen exportiert die Nordküste vorwiegend Zucker, und mehr und mehr bedecken sich von Maryborough an bis zur Yorkhalbinsel die Flußufer an den Unterläufen mit Zuckerplantagen. Fehlt es an andrer Ladung, so nehmen die Schiffe aus dem Norden Mengen von Bananen, Ananas, Mangos, Papajas mit, und Sydney, das aus dem Norden die


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003