Richard Semon: Im australischen Busch und an den Küsten des Korallenmeeres. (1903)

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276 Die Nordostküste Australiens von Brisbane bis zum Kap York.

verladen, die vor dem Gefrierwerk vor Anker gehen und die an Bord besondere Maschinen haben, um die Temperatur im Ladungsraum während der ganzen Reise nach Europa unter Null zu erhalten. Versagen diese Maschinen einmal unterwegs für mehrere Tage, was zuweilen vorgekommen ist, so ist natürlich die ganze Ladung unrettbar verloren.

Die Weiterreise nordwärts von Rockhampton bis zur Nordspitze Australiens geht nicht mehr durch offene See, sondern führt durch den kanalartigen Meeresabschnitt, der sich zwischen der Küste des Kontinents und dem großen Barnerriff hinzieht. Diese Seefahrt ist besonders angenehm und interessant. Im Riffkanal ist das Meer stets ruhig, und ohne Schwankung gleitet das Schiff dahin. Meist findet man sich in Sicht der felsigen Küste; an den engeren Stellen sieht man auch den schmalen Streifen des berühmten Riffs sich hinziehen und kommt ihm zuweilen so nahe, daß man viele Details seiner Bildung deutlich erkennen kann. Früher galt die Fahrt im Riffkanal als besonders gefährlich, da es nicht selten vorkam, daß unbekannte submarine Felsen und Riffe den Leib eines sorglos dahingleitenden Schiffes aufrissen. Jetzt ist das Fahrwasser gut bekannt, wenigstens einer Anzahl von Lotsen, die für die etwa achttägige Fahrt durch den Riffkanal die Führung der Schiffe übernehmen, während die Kapitäne gute Tage haben. Immerhin sind einige Stellen des Kanals so bedenklich, daß man sie in dunklen Nächten nicht gern passiert, sondern lieber bis zum Anbruch des Tages vor Anker geht.

Das große australische Barrierriff begleitet die Nordostküste Australiens auf fast 2000 Kilometer und hat seinesgleichen nicht auf der ganzen Erde. Es folgt genau der Küstenlinie und wiederholt ihre Kontur in etwas abgerundeter Form. Man rechnet seinen Beginn von den Swainriffen gegenüber Keppel Bay und bezeichnet den Riffkanal an dieser Stelle als Capricornkanal. Die Swainriffe, die noch nicht den eigentlichen Charakter von Barrierriffen zeigen, sind gegen 160 Kilometer von der Küste entfernt; bald aber verschmälert sich der Kanal und ist weiter nördlich an vielen Stellen nur 8 bis 25 Kilometer breit. Häufig finden sich Durchbrechungen des Riffs, Kommunikationen zwischen Riffkanal und offenem Ocean, einige ganz schmal, andere bis zu 15 Kilometer breit. Solche weite Kommunikationen finden sich stets den Mündungen von Flüssen gegenüber, deren süßes Wasser das Wachstum der Korallen beeinträchtigt. Die größte Durchbrechung liegt der Mündung des wasserreichen Burdekinflusses gegenüber. Am Südende ist das Riff in eine Anzahl von Einzelriffen aufgelöst, die schon erwähnten Swainriffe, die auf einer


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Das Original des Werkes wurde freundlicherweise von der Universitätsbibliothek Köln zur Verfügung gestellt. Einscannen und bearbeiten durch Frank Al-Dabbagh, Oktober, 2003.
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© Kurt Stueber, 2003